Süddeutsche Zeitung

Projekt in Penzberg:Ein Wohnzimmer für alle

Die Umgestaltung der Rathauspassage beginnt, Bürger sind zur Mitarbeit aufgerufen

Von Arnold Zimprich, Penzberg

Im August 2019 hat sich die Stadt Penzberg für eine Förderung durch das Programm "hochdrei - Stadtbibliotheken verändern" der Kulturstiftung des Bundes beworben. Neben Würzburg ist Penzberg die einzige bayerische Kommune, die eine Zusage bekommen hat - das allerdings im Dezember 2019 und damit vor der Corona-Krise. Nun aber fällt doch der Startschuss zur Umgestaltung der Rathauspassage - und die Bürger sind zur Mitarbeit aufgerufen.

Volkshochschule und Stadtbibliothek wollen die in die Jahre gekommene Rathauspassage mit mehr Leben füllen. Vorbilder dafür sind innovative Bibliotheks-Konzepte in den Niederlanden und im schleswig-holsteinischen Norderstedt. Bibliotheksleiterin Katrin Fügener und die damalige Bürgermeisterin Elke Zehetner ließen sich bereits im Frühjahr von Städten wie Gouda, Delft oder Appeldoorn inpirieren. "Es geht uns darum, die Menschen generationenübergreifend zusammenzubringen. Wir beobachten auch in Penzberg eine zunehmende Vereinsamung. Die Rathauspassage soll ein Wohnzimmer für alle werden". Nicht zuletzt geht es darum, die Stadtbibliothek zukunftsfähig zu machen. "Da haben uns die nordischen Länder etwas voraus", sagt Fügener.

Das Projekt wurde bereits im Februar dem Finanzschuss vorgelegt - dann kam Corona, der ursprünglich für Anfang April geplante Starttermin mit den Teams der Kooperationspartner musste verschoben werden. Die Erleichterung, dass sie sich nun mit den Teams von Stadtbücherei und Volkshochschule zusammensetzen konnten, um weiter zu planen, ist Fügener und ihrer vhs-Kollegin Katja Wippermann anzumerken. Der Recklinghausener Bibliothek-Berater Andreas Mittrowann übernahm während des mehrtägigen Workshops die strategische Moderation. "Uns haben nach neun Stunden Workshop die Köpfe gequalmt", sagte Fügener beim Pressegespräch. "Wir haben in den vergangenen Tagen einen inhaltlichen Zellkern errichtet", fügte Mittrowann an, "nun müssen wir auf die Bürger zugehen" - nicht so einfach während Corona, aber schließlich gibt es die Möglichkeit, digital zu kommunizieren. "Die Leute sollen sich bei uns melden", appelliert Fügener.

Aus einer Vielzahl von Ideen und Wünschen soll zudem eine räumliche Struktur entwickelt werden. "In den nächsten Tagen werden Gespräche mit Nachbarn in der Rathauspassage stattfinden", so Fügener. Man wolleausloten, wie man mit den bereits existierenden Geschäften in der 22 Jahre alten Passage kooperieren kann.

Anfang Juli wollen sich die Teams erneut treffen, um zu eruieren, was bereits an Informationen zusammengeflossen ist. Was die Bürgerbeteiligung angeht, wird das erste Oktoberwochenende zum Stichdatum. Am 3./4. Oktober findet voraussichtlich das "Stadtlesen" statt - hierbei will man unter Mitarbeit des Penzberger Journalisten Hansi Krause mit Straßeninterviews herausfinden, wie sich die Bevölkerung ihren neuen Bürgertreff vorstellt. Auch der Name ist noch nicht in Stein gemeißelt. "Unser Ziel ist es, im Wohnzimmer Rathauspassage Bildung positiv und konsumfreundlich zu vermitteln und dabei auch das Thema Internationalität nicht aus den Augen zu verlieren", sagte Fügener. Bei der räumlichen Gestaltung des Treffpunkts stehe der Rosenheimer Innenarchitekt Frank Magener beratend zur Seite, der bereits für die Gestaltung der Stadtbibliothek verantwortlich zeichnet. "Das ist die Speerspitze der Projekte in Deutschland, was die Zusammenarbeit von Volkshochschulen und Bibliotheken angeht", fasste Andreas Mitrowann abschließend zusammen.

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SZ vom 29.05.2020
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