Posse um Straßensperre:Eine neue Schranke, die nicht schließen darf

Grundstraße zwischen Königsdorf und Geretsried wird gesperrt

An der Grundstraße hinter den Geretsrieder Tennishallen ist nun eine Schranke installiert, die allerdings offen bleiben soll - außer bei Hochwasser.

(Foto: Claudia Koestler)

Königsdorf gibt 5000 Euro für die Barriere in der Grundstraße nach Geretsried aus. Doch das Landratsamt verbietet sie.

Von Claudia Koestler

Seit wenigen Tagen leuchtet sie unübersehbar zwischen dem Gehölz an der Königsdorfer Grundstraße, gleich hinter den Geretsrieder Tennishallen, wo die Grenze der beiden Kommunen verläuft: eine zweiteilige, rot-weiße Schranke. Mit ihr wollten Königsdorfs Bürgermeister Anton Demmel (FWG) und die Gemeinderäte die Verbindungsstraße in den Geretsrieder Süden bis Ende dieses Jahres für den Verkehr sperren. Doch ausgerechnet jetzt, da die etwa 5000 Euro teure Barriere montiert ist, muss Königsdorfs Rathauschef Demmel (FWG) eine Kehrtwende vollführen: Das Landratsamt untersagt der Gemeinde nämlich die Sperrung der Straße. Das Bestätigt Demmel auf Nachfrage. Die Schrankenbäume bleiben ergo offen, Verkehrsteilnehmer werden die Straße wie bisher nutzen können - außer bei Hochwasser. Denn nur dann darf die Gemeinde zukünftig die Straße sperren, wofür Demmel nicht nur die bereits gekaufte Schranke nutzen will. In Kürze bringt die Gemeinde noch eine zweite Schranke an der Grundstraße an, um bei Bedarf das Überschwemmungsgebiet von beiden Seiten abzuriegeln.

Unbestritten ist laut Demmel, dass die Grundstraße "eine verkehrsauffällige Straße" sei. Obwohl auf der Strecke inzwischen ein Tempolimit von 50 Stundenkilometern angeordnet ist, würden noch immer zu viele Verkehrsteilnehmer mit überhöhter Geschwindigkeit durch die kurvenreiche Waldstrecke fahren. Das führe immer wieder zu Unfällen. Obendrein werde die Straße nicht nur von Einwohnern als Verbindungsstraße genutzt, sondern auch Auswärtigen von Navigationsgeräten als kürzester Weg von und zur Salzburger Autobahn empfohlen. Nach Ansicht von Demmel ein Grund, weshalb der Verkehr auf dieser Strecke enorm zugenommen habe. Allerdings sei die Straße für das gestiegene Verkehrsaufkommen nicht breit genug und ist obendrein in desolatem Zustand, nämlich gespickt mit Schlaglöchern. Polizei, Landratsamt und Straßenbauamt hätten deshalb jüngst den Ausbau präferiert. "Doch das würde für Königsdorf einen Kostenanteil von geschätzt 500 000 Euro bedeuten", sagt Demmel. Doch er fühle sich nicht in der Lage, so viel Geld in die Hand zu nehmen "um eine Straße für den überregionalen Verkehr auszubauen", sagt er: "Die Baulast sehe ich beim Kreis". Geretsried hatte zwar signalisiert, sich an den Ausbaukosten zu beteiligen. Allerdings hätte das wiederum mögliche Fördergelder gekürzt, bedauert Demmel.

Königsdorf zum Ausbau der Straße zwingen kann die Aufsichtsbehörde nicht, die Straße in eine Kreisstraße umwidmen wolle sie aber auch nicht. Weil die Grundstraße somit bis auf Weiteres Gemeindestraße bleibt, liegt die Verkehrssicherungspflicht nach wie vor dort. "Die Schlaglöcher werden wir ausbessern, aber nicht mehr", sagt Demmel. Das Landratsamt habe mit seinem Verbot "eine rechtliche Patt-Situation" erzeugt, was die Zukunft der Grundstraße angehe. Den gordischen Knoten sollen nun weitere Gespräche mit den Behörden lösen. Oder die Bürger, wie Demmel hofft: "Wenn jemand eine Lösung haben sollte, dem gebe ich eine Kiste Bier oder Limo aus, versprochen."

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