Posse in Penzberg:Wundersame Vermehrung

Für 200 Obstbäume gibt es keinen Platz in der Stadt Penzberg, dafür aber für einen neuen Mischwald auf der Berghalde

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

200 Obstbäume auf Penzberger Flur pflanzen und somit etwas für den Artenreichtum tun - so lautete der Antrag der Stadtratsfraktion der Freien Lokalpolitik Penzberg (FLP) und des Vereins "Penzberg hilft". Dieses Ansinnen stieß im April auf wenig Gegenliebe. Die Verwaltung teilte in der Stadtratssitzung mit, dass es schlichtweg keine Flächen mehr gebe, zumal die Stadt selbst zum diesjährigen Jubiläum 100 neue Bäume pflanzte. Es sei einfach kein Platz mehr übrig. Überhaupt die Pflege von Obstbäumen: ein Desaster, wenn sich keiner regelmäßig um Schnitt und Ernte kümmert. Aber die FLP ließ nicht locker und so erhielt die Verwaltung vom Stadtrat den Auftrag, gefälligst städtische Flächen zu prüfen.

In der letzten Sitzung vor der Sommerpause nun lag das Ergebnis dieser Prüfung vor. Siehe da, im Herbst dieses Jahres könnten 101 Obstbäume gepflanzt werden, etwa nahe dem Mahnmal für die Opfer der Penzberger Mordnacht, am Friedhof, am Breunetsrieder Weg oder auf dem Sonnenacker. Letzterer müsste allerdings erst noch untersucht werden, um dessen Eignung biologisch zu bestätigen. Alle übrigen möglichen Flächen seien bis Ende 2022 verpachtet, teilten Klimaschutzmanager Andreas Wowra und die städtische Baumbeauftragte Anita Suttner dem Gremium mit. Große Flächenbepflanzungen seien weder auf Gut Hub noch auf der Berghalde möglich. Beide Standorte hatten die Antragsteller favorisiert. Die Bürger sollten in einer Gemeinschaftsaktion die Pflege übernehmen.

Wowra und Suttner machten von ihrem Unbehagen keinen Hehl, so viele neue Obstbäume im Stadtgebiet herumstehen zu haben. Der Bauhof könne auf keinen Fall all dies Grünzeug versorgen. Mit Obstbäumen "schaffen wir uns große Probleme", sagte Suttner. Die Trockenheit sei Gift und die gefundenen Standorte insgesamt nicht optimal. "Wir haben schon mehr als 300 Kirschbäume. Das wäre schwer zu schultern", betonte Suttner.

Es staunte so manch einer im Sitzungssaal daher nicht schlecht, als die städtische Baumbeauftragte einen eigenen Vorschlag aus dem Hut zauberte. Man solle doch lieber die von Felix Finkbeiner initiierte Aktion "Plant-for-the-Planet" unterstützen. Nicht popelige 200 Obstbäume, nein, gleich ein ganzes Mischwäldchen könnte aufgeforstet werden. Von 2700 Laubbäumen auf 5500 Quadratmetern Fläche war plötzlich die Rede. Und noch mehr verwunderte der Standort: auf der Berghalde - also dort, wo ein paar Apfel- oder Zwetschgenbäume definitiv nicht Platz finden, weil der Boden so schlecht ist und überhaupt und sowieso.

"Dann nehmen wir den Mischwald", gab FLP-Rat Michael Kühberger klein bei. Also Ende gut, alles gut? I wo! Die 5500 Quadratmeter gehören nicht der Stadt Penzberg, sondern dem Forst. Die Verwaltung im Rathaus will jetzt dort anfragen.

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