Polizeikontrolle mit Folgen:Betrunkener Fahrer wirft Polizisten Fehlverhalten vor

Münsinger widersetzt sich einem Alkoholtest. Nun müssen sich im Gegenzug die Beamten internen Ermittlungen stellen.

Von Ingrid Hügenell

Nach einer Verkehrskontrolle ermittelt die Interne Ermittlungsstelle des bayerischen Landeskriminalamts gegen zwei junge Polizeibeamte der Wolfratshauser Inspektion. Sie hatten einem Bericht des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd zufolge am Samstagabend einen Autofahrer angehalten, der in Schlangenlinien gefahren und dabei auf gerader Strecke mehrfach auf das rechte Bankett geraten war.

Der Fahrer des Kleinwagens, ein 57-jähriger Münsinger, habe sofort unwirsch reagiert, berichtet Polizeisprecher Stefan Sonntag: "Der war auf Krawall gebürstet." Da die Polizisten vermuteten, er könnte betrunken sein, forderten sie den Mann zu einem freiwilligen Atemalkohol-Test auf, den er verweigerte. Weil es im Wagen leicht nach Alkohol gerochen habe, hätten die Beamten bei der Staatsanwaltschaft die Anordnung einer Blutentnahme im Krankenhaus eingeholt, berichtet Sonntag. Doch der Münsinger, ein Berufskraftfahrer, sei weiterhin nicht kooperativ gewesen. Die Beamten hätten ihn schließlich in ihren Wagen tragen müssen.

Bereits bei der Kontrolle bezichtigte der Münsinger die beiden Polizisten "selbst besoffen" zu sein. "Das ist ein schwerwiegender Vorwurf", sagt Sonntag. Deshalb wurden Beamte des Kriminaldauerdienstes hinzugerufen - als "neutrale Stelle, soweit das möglich ist", sagt der Polizeisprecher. Die Alkotests beider Polizeibeamten hätten Werte von 0,0 Promille ergeben. Angehörige des Autofahrers und ein Bekannter, die er telefonisch informiert hatte, trafen der Polizei zufolge am Kontrollort ein, filmten fortan das Handeln der Polizisten und mischten sich vehement in die Abläufe ein. Es kam zu weiteren Vorwürfen gegen die Polizeibeamten - schließlich behauptete der Münsinger auch noch, sein Geldbeutel sei verschwunden. Eine Verlustanzeige liegt laut Sonntag allerdings nicht vor.

Auch die Blutentnahme im Krankenhaus habe gegen den Willen des Mannes vorgenommen werden müssen, berichtet Sonntag weiter, der von "körperlicher Gegenwehr" des Mannes berichtet. Das Ergebnis der Untersuchung liege noch nicht vor. Der Führerschein des 57-Jährigen wurde beschlagnahmt. Gegen ihn wurden Strafanzeigen wegen des Verdachts der Trunkenheitsfahrt, Körperverletzung, Widerstandes gegen die Polizeibeamten und falscher Verdächtigung erstattet.

"Auch wenn derzeit keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten der beteiligten Polizeibeamten vorliegen, hat das Polizeipräsidium Oberbayern Süd entschieden, die erhobenen Vorwürfe von neutraler Seite überprüfen zu lassen", heißt es im Bericht. Polizeisprecher Sonntag beschreibt die jungen Beamten als "sehr pflichtbewusst und sehr korrekt". Die Situation sei für sie ganz schwierig gewesen. "Zum Glück haben sie nicht einschüchtern lassen und sich absolut regelkonform verhalten." Den Sachverhalt prüfen nun die internen Ermittler. Sonntag sagt: "Wir haben kein schlechtes Gewissen."

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