Polizei und Feuerwehren im Dauereinsatz:Schneechaos im Landkreis

Polizei und Feuerwehren im Dauereinsatz: Wer sich am Wochenende tatsächlich in sein Auto setzen wollte, der musste vor allem am Sonntag erst einmal kräftig schaufeln.

Wer sich am Wochenende tatsächlich in sein Auto setzen wollte, der musste vor allem am Sonntag erst einmal kräftig schaufeln.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein 19-jähriger Waakirchner stirbt nach einem Zusammenstoß auf schneeglatter Fahrbahn bei Reichersbeuern. Der Zug- und S-Bahnverkehr kommt zum Erliegen. In Icking und der Jachenau fällt am Montag der Unterricht aus

Von Benjamin Engel und Alexandra Vecchiato

Riesige Mengen an Schnee und Matsch haben im gesamten Landkreis am Wochenende für einen Ausnahmezustand gesorgt. Zahlreiche Verkehrsunfälle ereigneten sich. Am Samstag starb ein 19 Jahre alter Waakirchner auf der Bundesstraße 472 bei Reichersbeuern nach einem Zusammenstoß. Zwei weitere Beteiligte wurden bei dem Unfall schwer verletzt.

Gegen 11.2o Uhr ereignete sich der tödliche Unfall. Ein 23-jähriger Waakirchner fuhr mit seinem Wagen von Waakirchen kommend in Richtung Bad Tölz. Zwischen den beiden Anschlussstellen bei Reichersbeuern (Höhe Schrebergärten) geriet sein Fahrzeug wegen der winterlichen Straßenverhältnisse ins Schleudern und rutschte quer auf die Gegenfahrbahn. In diesem Moment kam ein 21-jähriger Reichersbeurer mit seinem Auto entgegen. Er konnte nicht mehr ausweichen und stieß frontal in die Beifahrerseite des Fahrzeugs des Waakirchners. Dabei seien drei Insassen teilweise eingeklemmt worden, teilt die Polizei mit. Während der Reichersbeurer und sein 25-jähriger Beifahrer den Unfall kaum verletzt überstanden, traf es die Insassen im Wagen des Waakirchners schlimmer. Der Unfallverursacher und eine 26-jährige Waakirchnerin, die auf der Rückbank saß, wurden schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert. Im Einsatz war auch der Rettungshubschrauber. Der Beifahrer, ein 19-Jähriger aus Waakirchen, kam in die Asklepios-Klinik nach Bad Tölz, wo er seinen Verletzungen erlag.

Die B 472 war bis gegen 14.30 Uhr gesperrt. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Erstellung eines Gutachtens an. Neben der Polizei und dem BRK waren auch die Feuerwehren aus Bad Tölz und Reichersbeuern im Einsatz, die mit einem Rettungsspreizer und einem Rettungszylinder den Verletzten zu Hilfe kamen. Die Feuerwehr Waakirchen leitete den Verkehr um. Der Sachschaden beläuft sich auf etwa 25 00 Euro.

Nicht nur auf den Straßen ereigneten sich viele Unfälle. So teilte die Polizeiinspektion Geretsried am Dreikönigstag mit, sie sei in den vergangenen 24 Stunden zu mehr als 40 Einsätzen gerufen worden, hauptsächlich wegen umgestürzter Bäume. Auch der Zug- und S-Bahn-Verkehr kam zum Erliegen. Am Sonntagmorgen war der Zugverkehr auf der Bahnstrecke Kochel-Tutzing teilweise und den BOB-Routen ins Oberland komplett eingestellt worden. Weil es bei der BOB keinen Schienenersatzverkehr gab, strandeten viele Reisende an den Bahnhöfen, so auch in Bad Tölz. Der ist gegen Mittag wieder fast menschenleer. Nur die 17-jährige Victoria Nandico aus Holzkirchen sitzt in Skikleidung auf dem Bahnsteig. Die Skier liegen vor ihr am Boden. Allerdings wartet die Jugendliche nicht auf den Zug, sondern auf ihren Vater. Er soll sie vom Bahnhof mit dem Auto abholen. Nandico war auf dem Lenggrieser Hausberg Brauneck Skifahren. Schon für die Hinfahrt wollte sie mit der BOB aus Holzkirchen nach Lenggries fahren. Doch der Zug fiel aus. "Um 7.30 Uhr ging nichts", sagte sie. Also fuhr sie ihr Vater mit dem Auto. Bis Bad Tölz hat sie eine Freundin mitgenommen.

Polizei und Feuerwehren im Dauereinsatz: Die BOB konnte nicht einmal einen Schienenersatzverkehr organisieren.

Die BOB konnte nicht einmal einen Schienenersatzverkehr organisieren.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Staatsstraße 2072 in die Jachenau ist seit Samstag zwischen Langeneck und Letten gesperrt, weil Bäume auf die Straße gefallen sind. Laut Angaben der Polizei am Sonntag, sei es zu gefährlich, diese zu beseitigen. Die Sperrung könne demnach noch länger dauern. Straßensperrungen gab es von 14 Uhr an auf der Mautstraße nach Wallgau und auf der Bundesstraße 307 zwischen Sylvensteindamm und Kaiserwacht.

Weil sich die Wetter-Situation bis Montag nicht grundsätzlich bessern wird, haben die Leiterin des Ickinger Gymnasiums, Astrid Barbeau, und die Ickinger Bürgermeisterin Margit Menrad beschlossen, den Unterricht für die rund 700 Schüler des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums und für die Grundschule ausfallen zu lassen. Am Sonntagnachmittag fuhr die S 7 nicht, weil ein Baum ins Gleisbett stürzte. Ob diese am Montag wieder fahre und die Schüler zum Unterricht bringen könne, sei ungewiss, teilte Menrad mit. Würden die Eltern ihre Kinder mit Privatautos zur Schule bringen, ist aus ihrer Sicht das Chaos programmiert. "Momentan ist es so, dass der Bauhof gar nicht den ganzen Schnee wegkriegt." Nicht nur in Icking haben die Kinder schulfrei. Auch in der Jachenau bleiben die Schulen an diesem Montag geschlossen.

Polizei und Feuerwehren im Dauereinsatz: Auch die Bahn war im Schneechaos keine Alternative.

Auch die Bahn war im Schneechaos keine Alternative.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Seit Freitag hat es am Brauneck bis Sonntagnachmittag etwa 70 Zentimeter geschneit. Der bayerische Lawinenwarndienst misst auf 1485 Metern Seehöhe 186 Zentimeter Schnee. Es herrscht die zweithöchste Lawinenwarnstufe und damit große Gefahr. In Beuerberg kämpft Liftbetreiber Otto Mannheim mit den Schneemassen. Im Vorjahr war die Saison ganz ausgefallen. Am Samstag lief der Lift zwar, doch am Sonntag musste der Betrieb schon wieder ruhen. Wegen der massiven Schneefälle habe er den Parkplatz nicht räumen können, schreibt der 83-Jährige auf der Lift-Homepage.

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