Politik in Münsing:Grün für alle

Die Partei gründet im Zustimmungshoch eine Senioren-AG. Mechthild Felsch aus Münsing ist dabei

Von Veronika Ellecosta, Münsing

Die Zeichen stehen auf grün, wie unlängst die Europawahl hierzulande gezeigt hat. Was sich noch von den Wahlergebnissen ablesen lässt: Vor allem die Jungen geben ihre Stimme für die Grünen ab. Aber in einer Gesellschaft, die zunehmend älter wird, müssen die Grünen auch die Senioren gezielt ansprechen. So sieht das Alexander Müllejans, Kreisvorsitzender der Grünen. In Bayern hat sich Anfang Mai eine Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) mit dem Namen "Silber-Grüne" gegründet. Mit dabei ist als Finanzverantwortliche die Grünen-Kreisrätin Mechthild Felsch aus Münsing.

Als sie mit 60 Jahren über ihre Tätigkeit beim Christophorus-Hospizverein in den Seniorenbeirat des Landkreises gewählt wurde, sei sie noch "ein Youngster gewesen", sagt Felsch, und auch nicht grün. Erst im Kreistag habe sie das Miteinander und die Grundhaltung der Grünen besser kennengelernt und sich ihnen angeschlossen. "Die grünen Gene müssen uns im Blut liegen, denn auch meine Tochter engagiert sich bei den Grünen. Als ich dann Kreisrätin geworden bin, hieß es daheim: Mama, steigt nach oben", sagt sie lachend. Eines Tages sei ein Rundschreiben der Grünen eingetroffen mit dem Hinweis: Es gibt keine Grünen für Senioren in Bayern.

Politik in Münsing: Mechthild Felsch ist Finanzverantwortliche der neuen Senioren-AG.

Mechthild Felsch ist Finanzverantwortliche der neuen Senioren-AG.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Zustand, der mit der neuen LAG nun geändert wurde: Während die CSU in älteren Menschen ihre Wähler erkenne, sei aus der grünen Ecke bisher wenig gekommen, um Senioren für sich zu mobilisieren, so Müllejans. Dabei bestehe viel Handlungsbedarf. Medikamentenversorgung etwa sei ein solches Thema. Apotheken, Supermärkte und Ärzte in den kleinen Gemeinden könnten die Entvölkerung kleiner Dörfer verhindern, sind sich Müllejans und Felsch einig. "Wir müssen dafür sorgen, dass ältere Menschen nicht gezwungen sind, vom Land in Städte zu ziehen, wo sie sich die Mieten nicht leisten können", sagt Müllejans. Felsch wünscht sich Seniorenwohnheime in allen Gemeinden: "So kann man als älterer Mensch in der Gemeinschaft im Dorf bleiben."

Andere Modelle für Wohnen im Alter haben die beiden sich ebenfalls angeschaut. "Wohnen für Hilfe" heißt ein solches. Junge Menschen sollen zu günstigen Mieten bei Älteren wohnen, die in zu groß gewordenen Häusern leben, und sie als Gegenleistung in ihrem Alltag unterstützen. Ziel sei es, juristische Rahmenbedingungen für derartige Konzepte zu schaffen, erklärt Müllejans. Und Mechthild Felsch sieht sich selbst in einer Situation, in der "Wohnen für Hilfe" angebracht sein könnte: "Mein Mann ist im Februar verstorben und wenn ich das Haus ausgeräumt habe, könnte ich mir schon vorstellen, dass noch jemand hier wohnt und mir hilft", sagt sie.

Politik in Münsing: Alexander Müllejans unterstützt die Landesarbeitsgemeinschaft namens "Silber-Grüne".

Alexander Müllejans unterstützt die Landesarbeitsgemeinschaft namens "Silber-Grüne".

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auch mit Pflege und Mobilität wollen sich die Silber-Grünen auseinandersetzen. Öffentlicher Verkehr und bessere Anbindungen seien vor allem im Interesse der Jungen und Älteren, es ergebe sich eine Schnittmenge, so Müllejans. Die Botschaft sei es letzten Endes, die Älteren nicht zu vergessen und ihnen mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Seit ihrer Gründung hat Mechthild Felsch von der LAG nichts mehr gehört. Noch müssen sich die Silber-Grünen nämlich gedulden: Am 6. Juli wird im Landesausschuss der Grünen offiziell über die Neugründung beschlossen.

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