Politik in Lenggries:Klaffenbacher gewinnt Lenggrieser Bürgermeisterwahl

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Als Sieger und somit als neuer Bürgermeister geht bei der Lenggrieser Bürgermeisterwahl Stefan Klaffenbacher von den Freien Wähler hervor. Seine Ehefrau Nathalie war die erste Gratulantin. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der 33-jährige Maschinenbaumeister, Bürokaufmann, Nebenerwerbs-Landwirt und Kandidat der Freien Wähler kann sich am Wahlsonntag klar gegen seine beiden Mitbewerber von SPD und Grünen durchsetzen. Mit der Arbeit will der neue Rathauschef gleich am Montag beginnen.

Von Petra Schneider, Lenggries

Stefan Klaffenbacher (Freie Wähler) ist neuer Bürgermeister in Lenggries. Der 33-Jährige bekam bei der Wahl am Sonntag 58,15 Prozent der Stimmen und setzte sich klar gegen seine beiden Herausforderer durch. Für den Grünen-Kandidaten Klaus Hanus stimmten 25,7 Prozent, Tobias Raphelt (SPD) erhielt 16,1 Prozent.

Die Wahlbeteiligung in der Brauneckgemeinde war mit 58,4 Prozent eher schwach. 3260, und damit fast die Hälfte der insgesamt 8005 Wahlberechtigten, gaben ihre Stimme per Briefwahl ab.

Die Kandidaten waren am Sonntagabend mit ihren Familien in den Lenggrieser Sitzungssaal gekommen. Gesprochen wurde wenig, die Atmosphäre war angespannt. Als um 18.10 Uhr das erste Ergebnis aus dem Wahllokal Schlegldorf an die Wand geworfen wurde, versteinerte die Miene von Hanus. Auch Raphelt, der in seinem Wohnort nur 16,9 Prozent der Stimmen bekommen hatte, fixierte die Ergebnisbalken regungslos. Klaffenbacher kam mit seiner Frau erst gegen 18.30 Uhr ins Rathaus und wirkte gelöst. Denn die meisten der elf Wahlbezirke waren da bereits ausgezählt.

"Ich bin sehr glücklich, dass es im ersten Anlauf geklappt hat", sagte der neue Bürgermeister nach der Bekanntgabe des Endergebnisses und nach einem Kuss von seiner Frau. Es sei sehr schwierig gewesen, den Wahlausgang einzuschätzen. Dass das Ergebnis klar ausgefallen ist, sei gut; denn damit sei den Lenggriesern eine Stichwahl erspart geblieben. Er habe "großen Respekt" vor der neuen Aufgabe, sagte der junge Bürgermeister. "Aber i gfrei mi und werde morgen gleich loslegen."

Hanus äußerte sich tief enttäuscht. Er habe mit einem Sieg der Grünen gerechnet, sagte er. "Aber die Angst vor Veränderung ist in Lenggries groß". Die Bürgerschaft sei eben sehr konservativ. Er werde sich nun weiter im Grünen-Ortsverband engagieren, sagte Hanus. SPD-Kandidat Raphelt, der sein Ergebnis vom März immerhin verdoppeln konnte, wertete dies als Beleg, "dass die SPD in Lenggries wieder angekommen ist". Die Wahlbeteiligung sei niedrig, liege aber "gottseidank" bei über 50 Prozent, sagte Raphelt. Dass die Wahl bereits im ersten Wahlgang entschieden wurde, dürfte Einige überrascht haben. Denn in weiten Teilen war man von einer Stichwahl zwischen Klaffenbacher und Hanus ausgegangen - mit der Konsequenz, dass die Lenggrieser dann zum vierten Mal in diesem Jahr hätten wählen müssen. Das ist nun nicht nötig, Klaffenbacher machte das Rennen auf Anhieb.

Der 33-Jährige Maschinenbaumeister mit bürokaufmännischer Zusatzausbildung, der seit 17 Jahren bei der Firma Georg Pichler in Fleck arbeitet und den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb im Nebenerwerb weiterführt, konnte wohl durch sein bodenständiges Auftreten überzeugen. Er präsentierte sich als pragmatischer Realist, der die Finanzen der Gemeinde im Auge behalten will. Die Lenggrieser haben mit Klaffenbacher einen jungen Familienvater zum Bürgermeister gewählt, der bisher kein politisches Amt ausübt, aber auf die Unterstützung der Freien Wähler zählen kann; sie sind seit dieser Amtsperiode stärkste Fraktion und stellen mit Günter Haubner den Dritten Bürgermeister. Der neue Rathauschef will sich für Gewerbegrund und bezahlbare Wohnbauflächen für Einheimische einsetzen und den Bau des Pflegeheims vorantreiben. Das Kasernenareal soll seiner Ansicht nach keinesfalls als neuer Ortsteil entwickelt werden, weil das die Infrastruktur des Orts überfordern würde. Beim Thema Kaserne zeigte sich die deutlichste Trennlinie zwischen den Kandidaten; denn anders als Klaffenbacher plädierten sowohl der Grüne Hanus, als auch SPD-Mann Raphelt für eine Wohnbebauung auf dem Areal.

Die Wahl stand unter schwierigen Vorzeichen: Nach dem überraschenden Tod von Markus Landthaler im Juni mussten in kürzester Zeit neue Kandidaten gefunden werden. Der CSU gelang das nicht; die Fraktion räumte einer erneuten Kandidatur von Christine Rinner, die bei der Kommunalwahl im März mit 20,2 Prozent im ersten Wahlgang ausgeschieden war, keine Erfolgschancen ein. Ein anderer Kandidat fand sich nicht, die CSU verzichtete. Grüne und Freie Wähler präsentierten kommunalpolitische Neulinge. Die Nominierungen fanden kurz vor den Sommerferien statt, öffentliche Wahlkampfveranstaltungen gab es coronabedingt praktisch nicht. Die geringe Wahlbeteiligung von rund 58 Prozent, die deutlich unter dem Ergebnis der Kommunalwahl vom März liegt, bei der 67 Prozent ihre Stimme abgegeben hatten, überrascht deshalb nicht. Dass die CSU keinen Kandidaten aufstellte, dürfte Klaffenbacher zugute gekommen sein, der konservative Wähler für sich gewinnen konnte.

Der neue Bürgermeister tritt bereits an diesem Montag sein Amt an und wird von Vize-Bürgermeister Franz Schöttl (CSU) bis Ende September eingearbeitet.

© SZ vom 14.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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