Pläne für Geretsried:Ein "grünes Quartier" für 2000 Menschen

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Bauherr Korbinian Krämmel und Architekt Klaus Kehrbaum präsentieren ein überarbeitetes Konzept für das Wohnprojekt Banater Straße. Bäume und Fassadenbepflanzung sollen dominieren

Von Felicitas Amler, Geretsried

Isarsteine sollen "den Farbkanon" für die Gebäude vorgeben; Fassaden sollen zu 80 Prozent begrünt, Dächer zu Dachgärten gestaltet sein; und Bäume sollen bis in die Tiefgaragen hinein gepflanzt werden. Bauherr Korbinian Krämmel und Architekt Klaus Kehrbaum haben dem Stadtrat am Dienstagabend das überarbeitete Konzept für das Groß-Wohnprojekt an der Banater Straße in Geretsried präsentiert. Statt wie ein typisches städtisches Viertel sollen die geplanten 770 Wohnungen in bis zu achtgeschossigen Gebäuden als "grünes Quartier" entwickelt werden, so Kehrbaum: "Eine Stadt im Wald."

Denn Geretsried sei ja insgesamt als "Stadt im Wald gebaut", sagte Kehrbaum, "nicht nur von Adolf Hitler". Womit er den Bau der großen NS-Rüstungsbetriebe im Forst meinte, auf und aus deren Relikten sich Geretsried nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Tatsächlich liegt Geretsried inmitten 140 Hektar eigenen Waldes und hat mit der Isar ein kleines Naturparadies. In eben diesem Gelände seien er und der Landschaftsarchitekt Martin Rein-Cano von Topotek 1 einen Tag lang herumgestreift, um sich Anregungen für die Banater Straße zu holen, erzählte Kehrbaum. Und schwärmte: Bei all seinen Großprojekten im Raum München gebe es keinen Bauherrn, der sich derartig für sein Projekt engagiere wie Korbinian Krämmel.

Baumstämme sttt Wackeldackel

Rotbuche, Eiche und Kiefer nannte Kehrbaum als Beispiele für "Schwerpunktbäume" in den einzelnen Bauabschnitten; Glyzinien und wilden Wein für die Fassadenbegrünung. Auch die Spielplätze, die in größerer Zahl geplant sind, sollen "naturnah" sein: Baumstämme zum Balancieren statt Wackeldackel und Findlinge statt quietschgelber Enten. Alles in allem, so der Architekt, solle es "kein 08/15-Quartier werden, das auch in München stehen könnte". Um zu zeigen, wie sehr Pflanzen und auch große Bäume es prägen sollen, bezog er sich auf ein prominentes Vorbild: das chinesische "Ninetree Village" des britischen Architekten David Chipperfield. "Die Bäume können ganz nah an die Gebäude ran." Ständige und sich je nach Wetter wandelnde Wasserflächen seien vorgesehen, dazu teils naturnahe Gehwege. Der motorisierte Verkehr ist komplett aus dem Quartier ausgeschlossen. Die Tiefgarage wird durch sogenannte Cut-outs - bepflanzte Öffnungen - hell und ebenfalls grün gestaltet. Für Besucher seien Parkplätze an den Süd-, Nord- und Ostseiten vorgesehen.

Bei aller Begeisterung für das ambitionierte Vorhaben äußerte Bürgermeister Michael Müller (CSU) aber auch Bedenken und Zweifel. Er berichtete wie schon öfters zuvor von seiner Kindheit am Johannisplatz, wo Kinder immer von Spielplätzen vertrieben worden seien, die nicht zu "ihrem" jeweiligen Haus gehörten. Krämmel antwortete, er halte für die Banater Straße ohnehin ein Quartiersmanagement für erforderlich. Die Bitte von Wolfgang Werner (SPD), auch spezielle Angebote für Jugendliche zu schaffen, nahmen Architekt und Bauherr mit. Werner verwies namentlich auf den Dachsportplatz des "Bellevue di Monaco" in München. Krämmel unterstrich das Bedürfnis Jugendlicher, sich an eigenen Plätzen zu treffen. Er habe inzwischen reichlich Erfahrung mit dem neu gestalteten Karl-Lederer-Platz. Die Jugendlichen drängten dort sogar "bei uns ins Treppenhaus".

"Geretsrieder Modell"

Volker Reeh (Geretsrieder Liste) sagte, er sei ja bekanntlich nicht von Vornherein ein Fan des Bauvorhabens. Aber er sei nun "froh, dass Sie's weiterentwickelt haben". "Schön" sei insbesondere die Dachbegrünung, die er schon früher vorgeschlagen habe.

Das Projekt Banater Straße schafft teils frei finanzierten, teils sozial gebundenen Wohnraum für mehr als 2000 Menschen. Geretsrieder sollen über das so genannte "Geretsrieder Modell" ein Erstzugriffsrecht erhalten.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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