Für die ersten beiden Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf Münsinger Flur hat der Gemeinderat die Basis gelegt. Das Gremium billigte am Dienstag die Entwürfe im vorhabenbezogenen Bebauungsplanverfahren. Beide Anlagen umfassen zusammen 7,7 Hektar. Eine ist an prominenter Stelle in der Senke an der Münsinger Ausfahrt von der Garmischer Autobahn östlich der als "Tree of Münsing" bekannten großen Eiche geplant. Mit der anderen Solaranlage nördlich von Degerndorf will die Familie Berger unter anderem Strom für ihren Futtermittelbetrieb Agrobs generieren.
Dieser Standort jedoch ist für die zwei Grünen Gemeinderatsmitglieder Christine Mair und Matthias Richter-Turtur problematisch. Ihre Befürchtung: Der Betrieb könnte die Gelegenheit nutzen, um auf der Wiese dazwischen zu erweitern. "Man muss die PV-Anlage in Zusammenhang mit dem großen Gewerbegebiet sehen", so Mair. Nördlich der Agrobs-Hallen in Degerndorf drohe eine Baulücke zu entstehen, die der Betrieb dann einfach mit einer Erweiterung schließen könne. Die Grünen-Gemeinderätin plädierte dafür, den Bebauungsplan zu erweitern und dort eine Grünfläche festzusetzen, damit nicht ein riesiges Industriegelände entstehe. "Wir müssen daran denken, dass es Grenzen des Wachstums gibt", so ihr Parteikollege Richter-Turtur.
Die Photovoltaik-Anlage bei Degerndorf soll auf fünf Hektar Fläche westlich des Feldwegs von Münsing nach Attenkam entstehen, von der Kreisstraße nach Degerndorf aber nicht zu sehen sein. Bauamtsleiter Stephan Lanzinger warnte davor, eine mögliche Betriebserweiterung von Agrobs und das Bebauungsplanverfahren für die PV-Anlage zu vermischen. Das könne rechtlich problematisch sein. Werde eine Erweiterung Thema, müsse sich der Gemeinderat ohnehin damit auseinandersetzen. Landschaftsarchitekt Christian Ufer schloss eine "siedlungsprägende Wirkung" durch die PV-Anlage und damit eine leichtere Bebaubarkeit freier Lücken praktisch aus.
3,80 Meter hoch sollen die Modulreihen bei Degerndorf werden und nach Westen, Osten sowie auf einem Teil auch nach Norden von Hecken mit Laubgewächsen abgeschirmt werden. Gegen den Standort mitten in der Landschaft sprach sich Tobias Eckhardt (FW) aus. Es drohe ein Flickenteppich an PV-Anlagen bei jedem Gewerbebetrieb. "Das kann ich nicht befürworten." Thomas Schurz (CSU) war für niedrigere Module. Um exponierte Lagen und Sichtachsen freizuhalten, hat die Kommune aber Leitlinien für PV-Freiflächenanlagen erlassen. "Wir sollten nicht jeden Fall mit Diskussionen beginnen, die mit Photovoltaik nur am Rande zu tun haben", mahnte Georg Sebald (Wählergruppe Ammerland).
Bei der Münsinger Autobahnausfahrt sind Module auf 2,7 Hektar Fläche geplant - mit umgebenden Hecken an der Nord-, Ost- und Westseite. Der Blick zur Eiche auf dem Hügel werde aber freibleiben, so Landschaftsarchitekt Ufer. Weil sie nicht genug Zeit gehabt habe, den Bebauungsplan zu studieren, stimmte Mair dagegen - genauso wie Schurz. Der CSU-Rat war jedoch erstaunt, dass beide Grüne die PV-Anlagen ablehnten. "Ich finde es verwunderlich, dass aus regenerativer Richtung so ein Wind kommt", sagte er.