Pflege-WG:Kämpferin für Senioren

Waltraud Bauhof

In Köln geboren, in Dietramszell zuhause: Waltraud Bauhof will Dinge jeden Tag zum Besseren verändern.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die Dietramszellerin Waltraud Bauhof stößt viele Projekte an

Von Petra Schneider, Dietramszell

Mit dem Bau der Pflege-WG am Kreuzfeld geht es voran, nächstes Jahr im Herbst sollen die ersten Bewohner einziehen. Dass das Projekt nach gut zehn Jahren und vielen Schwierigkeiten nun tatsächlich gebaut wird, ist maßgeblich Waltraud Bauhof zu verdanken, die sich beharrlich dafür eingesetzt hat. 78 Jahre alt ist die gebürtige Kölnerin, eine streitbare Kämpferin, wenn es darum geht, Dinge zum Besseren zu verändern. Sie könne gar nicht anders, sagt Bauhof, das habe schon angefangen als sie 13 war und bei den Pfadfindern eingetreten ist: "Jeden Tag eine gute Tat" - ein Motto, das sich durch ihr Leben zieht. Vor allem für ältere Menschen setzt sich Bauhof ein, und an den Auslöser kann sie sich noch gut erinnern: Die "fürchterliche Situation" vieler Bäuerinnen, die völlig abgearbeitet seien, weil sie sich nicht nur um Kühe, Kinder und Enkel sondern auch um die alten Schwiegereltern kümmern müssten. So sei die Idee einer Pflege-WG für Senioren entstanden, die in der Gemeinde zunächst als "utopisch" abgetan wurde. Bauhof verfasste das Konzept "Kommunale Seniorenpolitik", das im Jahr 2008 vom Bayerischen Sozialministerium ausgezeichnet wurde. Mit dem Preisgeld wurde der Verein "Miteinander-Füreinander" gegründet, der die Senioren-WG auf den Weg bringen sollte. Bauhof ist Vorsitzende des Sozialvereins, unter dessen Dach diverse Arbeitsgruppen und Projekte laufen. Zum Beispiel auch der Asyl-Helferkreis, den Bauhof 2013 organisiert hat. Auf ihre Initiative und gegen anfängliche Widerstände im Gemeinderat wurde ein Asylkoordinator von der Gemeinde angestellt und bezahlt. "Ich bin eine Frau mit Ecken und Kanten, die auch mal verbal zuschlagen kann", sagt sie und lacht. 24 Jahre saß sie als Parteifreie im Gemeinderat, und es gab kaum eine Sitzung, in der sie sich nicht zu Wort meldete. Seit 1974 wohnt Bauhof in Dietramszell: Weil ihr Mann einen Studienplatz in München bekam, zog das Paar vom Rheinland ins Oberland. "Ich fühle mich als Dietramszellerin", sagt sie in astreinem Hochdeutsch. Bauhof arbeitete als selbständige Marketingfachfrau, zog ihre Tochter groß und engagierte sich beim BRK. Sie war Seniorenbeauftragte der Gemeinde und sechs Jahre Mitglied im Seniorenbeirat des Landkreises. Weil dort "viele interessante Dinge besprochen wurden, von denen niemand erfährt", startete sie einen "Senioreniformationsdienst": Sie schrieb Meldungen, kopierte die Blätter und verteilte sie an die Gemeinden. Daraus entwickelte sich die vierteljährlich erscheinende Broschüre "Senioreninfo", für die Bauhof nach wie vor schreibt. 2008 organisierte sie im Dietramszeller Pfarrheim die erste Seniorenmesse - mit so großer Resonanz, dass die Stadt Wolfratshausen die Idee übernahm und seitdem alle zwei Jahre eine Seniorenmesse in der Loisachhalle veranstaltet. Bauhof gründete die Computer-Senioren-Gruppe, damit ältere Menschen nicht den Anschluss verlieren. Nach und nach will sie ihre Ämter "an Jüngere" abgeben um mehr Zeit zu haben für Kulturveranstaltungen, zum Lesen, Stricken, Tanzen und für ihre beiden Enkel. Bei den vielen ehrenamtlichen Aufgaben habe stets die Freude überwogen, sagt Bauhof, die bereits 2010 mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet wurde. Sie freue sich über die Isar-Loisach-Medaille und nehme den Preis stellvertretend für die vielen anderen ehrenamtlichen Helfer in Empfang: "Was will ich denn alleine auf den Weg bringen?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: