Hilfe für Pflegende:Vorerst keine Anlaufstelle im Norden

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Eine ältere Frau geht mit Einkaufstasche und Regenschirm im Sonnenschein. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Landkreis will in Bad Tölz einen Pflegestützpunkt eröffnen. Zu weit weg, findet die Seniorenvertretung in Wolfratshausen.

Von Christina Lopinski, Bad Tölz

Pflege ist ein Thema, das gerne weggeschoben wird, bis die Notwendigkeit der Auseinandersetzung besteht. Dabei kommt fast jeder im Laufe seines Lebens mit Pflegebedürftigkeit in Kontakt. Vielleicht ist es die Oma, die im Haus stürzt und sich danach nicht mehr alleine versorgen kann, der Partner, der an Demenz erkrankt und kontinuierlich Unterstützung braucht, oder das Kind, das mit einer geistigen Beeinträchtigung auf die Welt kommt und niemals ganz selbstständig sein kann.

In Deutschland werden vier von fünf Pflegebedürftigen zu Hause von Angehörigen versorgt. Diese Angehörigen sind im Normalfall nicht dafür ausgebildet und brauchen Hilfe, um richtig Hilfe leisten zu können. Es gibt unterschiedliche Träger, die diese Hilfe anbieten, die Koordination kann jedoch müßig und überfordernd sein.

Um dieser Überforderung entgegenzusteuern und die Menschen zu entlasten, die sowieso schon belastet sind, hat der Sozialausschuss des Landkreises Bad-Tölz Wolfratshausen Anfang Juni die Einrichtung eines Pflegestützpunktes beschlossen. Das Betriebskonzept befindet sich derzeit in der Feinabstimmung. Ziel dieses Stützpunktes ist es, eine wohnortnahe, neutrale und kostenfreie Beratung für Angehörige und Betroffene bereit zu stellen. Angesiedelt wird dieser Stützpunkt in Bad Tölz, „weil hier die komplette Infrastruktur der Kreisverwaltung genutzt werden kann“, erklärt Marlis Peischer, Pressesprecherin des Landratsamtes. Zufrieden sind damit nicht alle.

Die Seniorenvertretung der Stadt Wolfratshausen kritisiert die Standortwahl. In einer Stellungnahme fordert Seniorenvertreterin Ulrike Krischke eine zusätzliche Anlaufstelle im Norden des Landkreises. Das sei „absolut erforderlich“, schreibt sie und bezieht sich auf das steigende Alter im Landkreis und die damit wachsende Pflegebedürftigkeit. Aktuell gebe es 15 000 Seniorinnen und Senioren im Nordlandkreis, 2040 würden es mehr als 21 000 sein. Es sei für die Betroffenen zu teuer und zu aufwendig, in manchen Fällen sogar unmöglich, vom Norden des Landkreises zu einer Beratung in den Süden zu fahren.

Das Landratsamt, schreibt Peischer, habe den zukünftigen Standort des Büros umfangreich diskutiert und sich an vergleichbaren oberbayrischen Landkreisen und Daten des Senioren-Info-Telefons orientiert. Persönliche Beratung sei, entgegen der Erwartungen, nur ein kleiner Teil der Arbeit. 65 Prozent der Beratungsanfragen kämen telefonisch, 24 schriftlich und nur sechs Prozent der Menschen würden tatsächlich in den Stützpunkt kommen. Es seien meist außerdem nicht die Pflegebedürftigen selbst, die kämen, sondern die Angehörigen.

Trotzdem verstehe das Landratsamt die Sorge der Seniorenvertretung in Wolfratshausen. „Die Einrichtung von Außensprechstunden in einzelnen Gemeinden ist vorgesehen“, erklärt Peischer. Genauere Angaben, ab wann und wo genau es diese Außensprechstunden geben wird, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Erst einmal müsste der Pflegestützpunkt überhaupt eröffnet werden.

Möglichst bald schon soll es soweit sein. Wenn die Kommission das Betriebskonzept abgesegnet hat, wird mit dem Aufbau der Infrastruktur begonnen und Personal eingestellt. Zwei Vollzeitkräfte sollen mindestens eingestellt werden, Ende 2024 soll die Arbeit im neuen Pflegestützpunkt in Bad Tölz dann beginnen.

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