Süddeutsche Zeitung

Am 22. Oktober in Benediktbeuern:Zukunftswerkstatt Pflege

Landratsamt und Katholisches Bildungswerk bieten einen für jedermann zugänglichen Tag der Pflege mit Austausch, Information und Anerkennung der in diesen Berufen Tätigen.

Von Eva Brandl, Benediktbeuern

Applaus für die Pflegekräfte - ein Ausdruck der Dankbarkeit für die harte Arbeit ist in Zeiten von Corona von vielen Balkonen zu hören gewesen. Doch Klatschen allein reicht nicht. Die Probleme in der Pflege häufen sich - ganz unabhängig von der Pandemie. Schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Bezahlung, Personalmangel und demographischer Wandel - diese Begriffe sind immer häufiger zu hören und zu lesen. Um das Thema in den Fokus zu rücken und gleichzeitig Anerkennung zu zeigen, haben das Landratsamt und das Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfratshausen einen Tag der Pflege organisiert. Er findet am Samstag, 22. Oktober, auf dem Campus der Katholischen Stiftungshochschule (KHS) Benediktbeuern statt.

Ein "buntes Programm" versprach Claudia Harasser vom Kreisbildungswerk Bad Tölz beim Pressegespräch zu der Veranstaltung. Das Angebot solle ein breites Spektrum an Personen ansprechen - von beruflich Pflegenden bis zu pflegenden Angehörigen und allgemein am Thema Interessierten. "Mit Pflege hat jeder zu tun", sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). Trotzdem mangle es vielfach an Informationen. Man müsse sich vorbereitend mit dem Thema auseinandersetzen, nicht erst, wenn es soweit ist, so Niedermaier. Der Tag der Pflege soll zur Aufklärung dienen. Geplant sind Informationsstände von der Architektenkammer bis zur Alzheimer-Gesellschaft und Vorträge, etwa über barrierefreies Wohnen, über das Pflegesystem in Schweden, Kommunikation mit Menschen mit Aphasie oder betriebliches Gesundheitsmanagement.

Doch es gehe nicht nur um Information. "Gebührende Anerkennung" soll allen beruflich, familiär oder ehrenamtlich Pflegenden gezollt werden, sagte Michael Spieker, Prodekan der KHS Benediktbeuern. Pflegeberufe hätten die höchste Burnout-Rate, daran lasse sich ablesen, wie intensiv die Arbeit sei. Am Tag der Pflege soll dafür Danke gesagt werden. Die Pflegenden aus dem Landkreis sollen Wertschätzung zu spüren bekommen. Auch deshalb gibt es am Tag der Pflege Wellness-Angebot - Regeneration durch QiGong, Massagen und mehr.

Der Blick gehe an diesem Tag auch in die Zukunft. "Was können wir selbst tun, um die Situation der Pflegenden im Landkreis zukunftsfähig zu gestalten?" sei die Frage, mit der sich die sogenannte Zukunftswerkstatt als Teil des Projekts befasse, erklärte Amanda Enöckl vom Kreisbildungswerk. "Jeder ist eingeladen", sagte sie. In dem Workshop sollen unterschiedliche Blickwinkel vieler verschiedener Personengruppen zusammengebracht werden. Es sei ein "strukturiertes Brainstorming" geplant, bei dem durch Perspektivwechsel neue Ideen zur Verbesserung der Lage entstehen könnten. Zum Abschluss werden die Ergebnisse in einer Podiumsdiskussion mit Kreistagsmitgliedern aus allen Fraktionen besprochen. Außerdem nehmen daran teil: Michael Wittmann (Vereinigung der Pflegenden in Bayern, VdPB), Christian Müller (Gesundheitsministerium), Ralph Seifert (Behindertenbeauftragter des Landkreises).

"Wir werden die Pflegewelt in drei Stunden nicht retten können", sagte Enöckl. Und auch Niedermaier räumte ein, dass die Veranstaltung die Situation nicht mit einem Schlag ändern werde. Aber die Organisatoren wollen Impulse für die Pflege setzen, wie der Landrat betonte. Es solle nicht nur über das Negative gesprochen werden, sagte Thomas Bigl, Leiter des Sozialamts im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen.

Tag der Pflege, Samstag, 22. Oktober, 10.30 bis 17 Uhr, Kloster Benediktbeuern, Don-Bosco-Straße 1. https://tagderpflege.info/

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