Süddeutsche Zeitung

Gemeinsame Initiative:Schulterschluss in der Pflege

Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, bilden 33 Pflegeheime, ambulante Dienste, Kliniken und Schulen im Landkreis einen Ausbildungsverbund

Von Klaus Schieder

Der Landrat hielt mit seiner Begeisterung nicht hinterm Berg. "Mir gefällt es total gut, ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll", sagte Josef Niedermaier (FW) zum Start des Pflegeausbildungsverbundes Isar-Loisachtal am Dienstag im Tölzer Landratsamt. Ziel ist es, die Ausbildung in der Altenpflege, der Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammenzuführen und zu vereinheitlichen. 33 Partner haben sich im Landkreis dazu bereit erklärt, die zum Auftakt nun die entsprechenden Kooperationsverträge unterschrieben. Dazu gehören drei Pflegeschulen, drei Kliniken, zwölf von 14 vollstationären Einrichtungen und elf von 21 ambulanten Pflegediensten im Landkreis, ebenso Mitglieder, die in der Psychiatrie und Pädiatrie tätig sind. Es sei "ein großer Wille da", die Ausbildung in der Pflege gemeinsam zu gestalten, sagte Christiane Bäumler, Leiterin des Fachbereichs Senioren im Landratsamt.

Der Grund für den Verbund ist der erhebliche Mangel an Fachkräften in der Pflege. Anfang 2020 wurde deshalb das neue Pflegeberufegesetz erlassen, dass die Ausbildung in dieser breit gefächerten Branche generalisiert. Die Berufsanfänger können künftig in einem Krankenhaus, einem Pflegeheim oder einem ambulanten Dienst anheuern, erhalten in ihrer Lehrzeit jedoch Einblicke in das weite Feld der Pflege - von einer Akutklinik über die Langzeitpflege und Einsatzstellen für Menschen mit einer psychischen Erkrankung bis hin zu Einrichtungen für Demenzkranke und auch für Kinder. "Wir wünschen uns, dass alle Pflegeschüler den richtigen Weg finden", sagte Niedermaier.

75 angehende Fachkräfte aus dem Landkreis können künftig an drei Pflegeschulen ihre Ausbildung beginnen: in der BFS Pflege Penzberg der Rummelsberger Dienste, der Berufsfachschule für Pflege der GGSD und der Berufsfachschule für Pflege der Asklepios-Krankenpflegeschule GmbH an der Tölzer Stadtklinik. Ihre Einsatzgebiete sollen erweitert, ihr Beruf attraktiver werden. Der genieße nun einmal "nicht das Ansehen wie mancher Modeberuf", sagte Niedermaier. Dabei sei angesichts der demografischen Entwicklung schon seit 15 bis 20 Jahren evident, was in der Pflege "auf uns zurollt". Aber wer vor Jahren noch darauf hingewiesen habe, sei als "Jammerer" oder wegen "Sozial-Gedöns" kritisiert worden. Das Thema habe damals "in der Politik keinen interessiert", sagte der Landrat.

Den 33 Kooperationspartnern zollte Niedermaier nachdrücklich Respekt: Jeder von ihnen habe seinen Betrieb und stehe personell "Oberkante, Unterlippe", sagte er. Umso dankbarer sei er, dass sie sich mit dem Verbund beschäftigt hätten. Die Vorarbeit leistete Christiane Bäumler vom Landratsamt zusammen mit Dieter Käufer, dem früheren Chef des AWO-Heims in Wolfratshausen. Es habe "ein wenig länger gedauert", die Verträge aufzusetzen, aber so habe man auch alle Bedenken aufgreifen könne, sagte Bäumler. Schließlich kommen die Verbundpartner aus diversen Pflegebereichen, haben verschiedene Strukturen. Am Anfang rechne sie damit, dass es in der Kooperation noch "ruckeln und zuckeln" werde, so Bäumler. "Aber wir werden das hinkriegen", sagte sie. "Wir brauchen gute Pflegekräfte." Eine "Win-win-Situation" sieht Bettina Emmrich vom Altenheim Josefistift in Bad Tölz durch den Zusammenschluss: "Es können Schwerpunktthemen aus einzelnen Häusern, wie etwa die Versorgung demenzkranker Menschen, auf eine gemeinsame Ebene mit entsprechenden Ausbildungszielen gestellt werden." Das AWO-Seniorenzentrum Loisachtal in Benediktbeuern trat dem Verbund bei, um Praxisstellen zu sichern, so Thomas Redel.

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SZ vom 21.07.2021
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