Die Stadt Geretsried baut ihre Kulturarbeit aus. Insbesondere das Stadtarchiv und das Museum sollen verbessert werden, mittelfristig auch die Volkshochschule (VHS), und langfristig soll beim Rathaus eine Galerie für zeitgenössische Kunst geschaffen werden. Der erste Schritt ist eine personelle Neuerung. Seit Montag arbeitet die 33-jährige Historikerin Nadine Wickert im Rathaus. Sie übernimmt das Ressort Kultur, das bisher Werner Rampfel zusammen mit Familie und Sport geleitet hat. Wickert soll in erster Linie das Stadtarchiv, bisher ein Kellerkind des Rathauses, auf- und ausbauen. Dafür werde die Stadt nun auch eigene Räume - "in Laufweite des Rathauses" - anmieten, kündigt Bürgermeister Michael Müller (CSU) an. Außerdem soll eine zusätzliche Kultur-Mitarbeiterin angestellt werden.
Müller nutzte für all diese Mitteilungen die Gelegenheit der Wiedereröffnung der Stadtbibliothek, die im vergangenen Monat vor allem im Bereich Kinder und Jugend umgebaut, neu ausgestattet und modern gestaltet wurde. Für die neue Kultur-Frau war dies gleich der erste offizielle Termin. Ihre künftige Stellvertreterin Anita Zwicknagl, die im Rathaus bisher für "Kultur inklusive Museum" engagiert war, soll sich fortan ausschließlich um das Stadtmuseum kümmern, das um Neue Medien erweitert und in einen Verbund mit dem Erinnerungsort Badehaus Waldram-Föhrenwald und dem Heimatmuseum Wolfratshausen integriert werden soll.
Schwerpunkt Wirtschaftsgeschichte
Wickert sagt, sie habe in zweierlei Hinsicht Archiverfahrung: Sie habe im Bayerischen Staatsarchiv gearbeitet und im Genossenschaftsverband Genossenschaftsarchive aufgebaut. Ihr Hauptinteresse als Historikerin gelte der Wirtschaftsgeschichte: "Das trifft sich gut mit Geretsried", sagt sie. Denn die 25 000-Einwohner-Stadt gilt aus wichtiger Industrie- und Gewerbestandort; nach dem Zweiten Weltkrieg haben dort vor allem ehemals Vertriebene vielfältige Betriebe aufgebaut.
Auch VHS-Leiterin Beate Ruda hat nach vielen Jahren, in denen sie allein für die Erwachsenenbildung in Geretsried verantwortlich war, eine Mitarbeiterin bekommen: Karin Biedermann ist als Halbtagskraft engagiert. Ruda ist außerdem hoch erfreut über die gute Kooperation mit der Stadtbücherei, in der auch das VHS-Büro liegt. Sie hofft auf eine intensivere programmatische Zusammenarbeit, wie sie im Großen beispielhaft auf dem Bildungscampus Nürnberg praktiziert werde.
Langfristig, so erklärte der Bürgermeister, bleibe es das Ziel der Stadtpolitik, alle Kultureinrichtungen ins neue Stadtzentrum rund um den Karl-Lederer-Platz zu holen. Dies sei aber erst dann sinnvoll, wenn die Bundesstraße 11 zum Schwaigwaller Hang verlegt worden sei und damit das gesamte Areal rund ums Rathaus neu gestaltet werden könne. Nach aktuellen Erwartungen wird dies frühestens in den Zwanzigerjahren der Fall sein. Mindestens bis dahin werde die Stadtbibliothek weiter an der Adalbert-Stifter-Straße bleiben, sagte Müller, weswegen die jetzige Investition in die Umgestaltung allemal "gut angelegt" sei.