Perseiden:Schnuppenjagd am Nachthimmel

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Der Leiter der Isartalsternwarte bei Königsdorf, Christian Müller, informierte die Besucher erst in einem Vortrag über die Perseiden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zum Beobachtungsabend treffen sich Hobby-Astronomen in der Isartalsternwarte Königsdorf.

Von Thekla Kraußeneck, Königsdorf

Messier 22 sieht aus wie der Funkenkegel einer Wunderkerze, die man in ihrem hellsten Moment eingefroren hat. Die Experten bezeichnen damit einen Kugelsternhaufen, zu sehen - wenn auch nicht mit bloßem Auge - im Sternbild des Schützen. Christian Müller, Leiter der Isartalsternwarte bei Königsdorf, zeigt seinen Besuchern Samstagnacht das Sternbild mit ausgestrecktem Finger am Himmel. Gleich daneben sei "das schönste Sternbild des Sommers zu sehen", sagt Müller: der Schwan, der immer nach Süden fliege. "Und direkt über uns", fährt er fort, als ein erstauntes "Oooh!" unter den Zuschauern anhebt. "Da war eine Sternschnuppe", sagt eine Frau begeistert.

Wenn in der ersten Augusthälfte die Perseiden über den Nachthimmel ziehen, öffnet die Königsdorfer Sternwarte ihre Türen. Es geht dann nicht allein um die Sternschnuppen: Mitglieder des gemeinnützigen Vereins stellen ihre Teleskope auf der Dachterrasse des Hauses auf. Müller lässt die Gäste durch das große Deep-Space-Spiegelteleskop unter der Omegon-Kuppel in das Universum blicken, wie etwa auf den Kugelsternhaufen im Schützen.

Jeder kennt das weiße Band der Milchstraße am Nachthimmel: Das Sonnensystem liegt in einem der Arme der Spiralgalaxie, ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Zentrum und dem Außenrand. Mit bloßem Auge am Himmel zu sehen ist der benachbarte Arm in Richtung Zentrum. Wer Galaxien wie den Andromedanebel sehen möchte, muss folglich aus der Milchstraße herausblicken.

Mitten im weißen Galaxienband mit der Milchstraße liegt das Sternbild des Perseus, dem der Meteorstrom namens Perseiden entspringt. Zieht dieser an der Erde vorbei, entstehen Sternschnuppen, manche ganz fein, manche so hell, dass sie sogar durch Wolken zu sehen sind. Der Astronom spricht von Meteoroiden, Feuerkugeln und Boliden. Schafft es ein Meteoroid bis auf die Erde, so dass er aufgesammelt werden kann, heißt er Meteorit.

Hobby-Astronom Martin Brückner hat sich für den Blick in die Tiefen des Universums ein eigenes Teleskop gebaut. Das Zwölf-Zoll-Dobson-Teleskop kann zerlegt und so mit dem Auto an für Sternenbeobachtungen besonders gut geeignete dunkle Orte transportiert werden. Am Samstag hat Brückner das Teleskop auf der Dachterrasse errichtet. Es zeigt auf einen Kugelsternhaufen in der Milchstraße, einen von jenen, die einige zehntausend bis hunderttausend Sterne groß sein können. Diese Sterne gehörten zu den ältesten der Milchstraße, sagt Brückner, die sich jedoch "nicht in der Scheibe der Milchstraße bewegen, sondern kreuz und quer um das Zentrum kreisen". In ihren Kugelhaufen sausen die Sterne wie Bienen durcheinander, aneinander gebunden durch Schwerkraft.

Brückner ist Mitte 50. Für die Astronomie habe er sich immer interessiert, sagt er. Vor 15 Jahren habe er angefangen, auch selbst durch das Teleskop zu blicken - heute wirft er nur einen kurzen Blick in den Himmel, um die Sternbilder zu entdecken. Besonders gut sichtbar sei derzeit das Sternbild Herkules: "Wenn man da hochschaut, über der Kuppel, nicht ganz im Zenit, da haben wir ein auffallendes Viereck", sagt er und zeigt in dem Himmel, "das sind die Hauptsterne von Herkules." Beigebracht habe er sich das mithilfe von Sternkarten - damals ohne Computer, heute gebe es auch gute kostenlose Programme, etwa die Open-Source-Software Stellarium.

Die Isartalsternwarte ist noch bis Ende September mittwochs und freitags bis 21 Uhr geöffnet. Zu einer offenen Tageshimmelführung lädt der Verein am Samstag, 19. August, ein, Danach finden die Führungen immer am ersten Samstag des Monats statt, jeweils von 14 Uhr an. Im Vordergrund steht die Beobachtung der Sonnenaktivität mit ihren Flecken, Flares, Protuberanzen und Filamenten. Mit dem großen Spiegelteleskop lassen sich helle Sterne oder Planeten und der Mond, falls er über dem Horizont steht, am Tageshimmel beobachten.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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