Süddeutsche Zeitung

Penzberger Posse:Einmal Krise und zurück

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Mit Müh und Not ist es gelungen, die Bergknappen vor der Auflösung zu bewahren. Michael Haas und Michael Schmatz leiten künftig den Verein.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Fast wäre Altbürgermeister Hans Mummert mit seinem Latein am Ende gewesen. Mit Fingerspitzengefühl gelang es ihm als Wahlleiter letztlich, die Bergknappen zu befrieden und den Fortbestand des Penzberger Traditionsvereins zu sichern - auch wenn es dazu eines Kniffs bedurfte in Gestalt von Michael Schmatz. Der 68-Jährige löst Nikolaus Lutz als stellvertretenden Vorsitzenden ab. Zum neuen Vereinschef wählten die 37 Stimmberechtigten am Mittwoch Michael Haas. Ludwig Schmuck, der 2017 den Vorsitz übernommen hatte, stellte sich für das Amt nicht mehr zur Verfügung.

Eigentlich hätte Lutz zufrieden mit dem Verlauf der Mitgliederversammlung des Penzberger Bergknappenvereins sein können. Sein Putsch gegen Schmuck war von Erfolg gekrönt. Zum Eklat kam es dennoch.

Seit Monaten gärt es im Verein. Lutz warf Schmuck mehrere Verfehlungen vor. Stein des Anstoßes war das kleine Förderturm-Denkmal, das im Herbst 2018 im Nonnenwald aufgestellt worden war. Die Bergknappen seien davon ausgegangen, dass dies ihr Projekt anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins ist, erklärte Lutz im Vorfeld. Doch Schmuck, der nicht nur CSU-Stadtrat und Dritter Bürgermeister ist, sondern auch Vorsitzender der Huadara, ebenfalls ein Penzberger Traditionsverein, erklärte das Denkmal zu seinem Baby. Auf der Tafel am Förderturm ist denn auch der Huadara-Verein als Stifter verewigt. Kein Sterbenswort über die Bergknappen. Ein Affront, zumal Schmuck den Adressenbestand und das Briefpapier des Bergknappenvereins für sein privates Vorhaben missbraucht haben soll, so Lutz. Ferner trug Schmuck bei der Einweihung des Denkmals die Uniform der Bergknappen und nicht Hut und Lederhose wie die Huadara, die damals als Grüppchen etwas abseits standen.

Der 85-jährige Lutz wollte bereits am 18. Mai eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Einziger Tagesordnungspunkt: die Abwahl von Schmuck. Als der verkündete, er wolle nicht mehr für den Vorsitz kandidieren, blies Lutz den Termin ab. Kurz darauf erklärte Schmuck, er werde doch bei der ordentlichen Mitgliederversammlung mit Neuwahlen antreten, um überraschend am Mittwoch erneut seinen Verzicht zu verkünden.

Nach diesem Hin und Her hätte die Zusammenkunft schnell über die Bühne gehen können, hatte sich doch Schmuck eindeutig erklärt. Weit gefehlt. Alles schien in Butter, als Lutz den ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Michael Haas als Vereinschef vorschlug. Er wurde mit 32 Stimmen gewählt. Doch auf die Frage, ob er die Wahl annehme, schränkte der 56-Jährige ein: "Nur, wenn der Rest des Vorstands mit großer Mehrheit gewählt wird." Das gehe nicht, erwiderte Mummert. Entweder Haas nehme an oder lasse es bleiben. Der nahm nach einigem Zögern an. "Das geht ja gut an", kommentierte Mummert.

Dieser Satz war prophetisch, denn bei der Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden kam das Schlagwetter. Lutz empfand es als Watschn, dass nur 20 Ja-Stimmen auf ihn entfielen. 16 Mitglieder hatten mit Nein gestimmt. "Unter diesen Umständen nehme ich die Wahl nicht an", wetterte Lutz, beschimpfte Schmuck und andere. Mit seinen 85 Jahren müsse er sich das nicht mehr antun - sprachs und hatte am Schluss das Nachsehen.

Problem: Ohne neuen Vorstand müsste der Verein aufgelöst werden. Wahlleiter Mummert, der schleunigst ablehnte, als er selbst als Stellvertreter-Kandidat vorgeschlagen wurde, unterbrach die Versammlung, um eine Lösung zu finden. Zum Retter in der Not wurde Michael Schmatz, der zwar nicht Kassier, aber doch zweiter Vorsitzender bei den Bergknappen werden wollte. 35 Stimmen bekam der 68-Jährige, der seit 2011 Mitglied im Verein ist.

Auf Gewitter folgt Sonnenschein. Versöhnung war angesagt. Schmuck gratulierte artig seinem Nachfolger Haas: "Du hast meine volle Unterstützung."

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SZ vom 14.06.2019
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