Süddeutsche Zeitung

Penzberger Künstlerwettbewerb:"Roter Kamin" als Landmarke

Das Museum Penzberg - Sammlung Campendonk bekommt einen sinnigen Farbtupfer. Der Siegerentwurf stammt von der Münchner Bildhauerin Sabine Straub

Von Barbara Szymanski, Penzberg

Kaum noch Platz zum Stehen und spürbar gespanntes Erwarten im Foyer des Campendonk-Museums am Sonntagabend: Nun also wird bekanntgegeben, welche Skulptur künftig vor der südlichen Klinkerwand des Kubus stehen wird. Damit erfüllt sich ein sehnlicher Wunsch des Freundeskreises des Museums. 84 Entwürfe wurden zu einem von ihm angestoßenen Künstlerwettbewerb eingereicht, sechs kamen in die engere Auswahl, "und mit acht zu zwei Stimmen war die Entscheidung eine klare Sache", berichtet Museumsleiterin Diana Oesterle. Die Gewinnerin ist die Münchner Bildhauerin Sabine Straub. Ihre Konzeption überzeugt auch die Versammelten: Nach der Enthüllung des Entwurfs gibt es kräftigen Applaus.

Straubs Skulptur hat einen Namen: "Roter Kamin". Damit schafft die Künstlerin einen Bezug zu Penzbergs Bergbaugeschichte wie zur expressiven Farbgebung und den leuchtenden Hinterglasbildern des Malers Heinrich Campendonk. Die Edelstahlfigur soll mit metallisch glänzendem Autolack überzogen werden, und zwar in Karminrot. Groß, schlank und trotz gut 2,3 Tonnen Edelstahl äußerst fragil wird der "Rote Kamin" einen Meter über die Traufe des Neubaus ragen. Eine gewisse Dynamik wird sich laut Juryvorsitzendem Corbinian Böhm dadurch entwickeln, dass das Sonnenlicht den Rotton variieren kann und die drei schmalen Stahlstreifen sich leicht biegen und zueinander neigen. Die Wirkung vor der dunklen Klinkerwand werde sicher vorzüglich sein, die Beleuchtung müsse noch gut überlegt werden.

Eine fast überbordende Dankesrede hält Werner Schmidt, Vorsitzender des Freundeskreises des Museums. Er spricht von "einem sehr schönen Tag" und bedankt sich bei allen Sponsoren. Gleichwohl seien weitere Mittel nötig. Das Kunstwerk kostet 60 000 Euro, 15 000 hat der Stadtrat genehmigt. Zur Förderung der Kunst im öffentlichen Raum bekennt sich Bürgermeisterin Elke Zehetner. Sie freue sich, dass die Neugierde auf das Bildwerk so viele Leute zusammenbringe, sagt sie. Museumsleiterin Oesterle verleiht ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Stadt auch weiterhin die Bereitschaft zeige, die Kunst zu unterstützen, welche die Gedanken reicher und die Welt ein wenig schöner machen könne.

Juror Böhm indes kann sich gut vorstellen, dass sich an der Skulptur Diskussionen entzünden. "Schweigen wäre das Schlimmste", sagt er. Im Übrigen hoffe er, dass der "Rote Kamin" mit seiner "maximalen Reduktion" zu einem Stück Penzberg werde. Sabine Straub versteht ihren Entwurf als "kraftvolles Statement". Schon zu Zeiten des Bergbaus, seien die Schlote für die Bürger ein Orientierungspunkt und Wegweiser gewesen. Ihr Kamin solle nun auch eine "Landmarke" werden.

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Quelle:
SZ vom 05.11.2019
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