Penzberger Hallenbad:Welle rückwärts

Im Verwaltungsrat der Penzberger Stadtwerke wird über eine üppigere Ausstattung des geplanten Neubaus diskutiert.

Von Alexandra Vecchiato

Sauna, Rutsche, sogar ein Wellenbetrieb scheint wieder möglich. Der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens Stadtwerke Penzberg hat am Mittwochabend eine Kehrtwende vollzogen: weg vom rein funktionellen Hallenbad hin zu einem Familienbad mit deutlich mehr Spaßfaktor. Allerdings hält das Gremium an einem Neubau fest, eine Sanierung des bestehenden Wellenbads komme nicht infrage, so der Tenor in der Sitzung. Verwaltungsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) bezog zudem Stellung zu dem von den Neubau-Gegnern initiierten Bürgerbegehren. "Es bleibt dabei, das Begehren ist nicht zulässig", sagte Zehetner. Dies hätten die Kommunalaufsicht am Landratsamt Weilheim-Schongau und der Bayerische Städtetag erneut bestätigt.

Penzberger Hallenbad: In den Technik-Räumen liegen neue und nicht abgebaute alte Kabel offen herum. PVC-Rohre sind mit Klebeband repariert und zerspringen bei Berührung.

In den Technik-Räumen liegen neue und nicht abgebaute alte Kabel offen herum. PVC-Rohre sind mit Klebeband repariert und zerspringen bei Berührung.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

So viele Zuhörer dürfte der Sitzungssaal im Stadtwerke-Gebäude kaum zuvor beherbergt haben. Gut 30 Bürger waren gekommen, das Interesse am umstrittenen Hallenbad-Neubau ist groß in der Stadt. Unter den Zuhörern waren auch Vertreter des Jugendparlaments, das sich erst kürzlich in einem Schreiben für mehr Angebote für Kinder und Jugendliche im neuen Bad ausgesprochen hatte. Zu lange sei hinter verschlossenen Türen über dieses Thema beraten worden, gestanden die Verwaltungsräte denn auch ein. Man habe "möglicherweise zu spät die Öffentlichkeit eingebunden", sagte Verwaltungsrat Markus Kleinen (SPD). "Jetzt stellen wir fest, den Bürgern ist es zu wenig, was sie mit dem Neubau bekämen."

Penzberger Hallenbad: In diesem Jahr wird das Wellenbad 41 Jahre alt.

In diesem Jahr wird das Wellenbad 41 Jahre alt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadtwerke planen bislang ein Sport- und Familienbad für zwölf Millionen ohne Wellenbetrieb, Sauna und Rutsche. Aus diesem Grund sollte man noch mal neu nachdenken: "Was wollen wir?", sagte Kleinen. Zwingend sei seiner Ansicht nach eine Sauna, aber auch eine Rutsche und ein Warmwasserbecken im Außenbereich müssten eine Überlegung wert sein. "Intensiv müssen wir über die Welle sprechen", betonte er. Eine neue Wellenanlage allein kostet 1,5 Millionen Euro. Hinzu kommen noch die jährlichen Energiekosten. 60 Kilowatt Strom verschlingt so eine Anlage alle halbe Stunde, um Wellen zu erzeugen. Doch ohne Welle kein Alleinstellungsmerkmal und weniger Spaß.

Penzberger Hallenbad: Auch wenn das Wellenbad noch funktionsfähig ist, hat die Zeit Spuren hinterlassen: Es gibt viel Rost zu sehen in den Technik-Räumen.

Auch wenn das Wellenbad noch funktionsfähig ist, hat die Zeit Spuren hinterlassen: Es gibt viel Rost zu sehen in den Technik-Räumen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Mehr an Ausstattung im neuen Schwimmbad zieht ein höheres Defizit pro Jahr nach sich, das nicht die Stadtwerke aus der eigenen Kasse zahlen, obschon das Kommunalunternehmen für den Betrieb des Schwimmbads zuständig ist, sondern die Stadt. Das jährliche Minus sollte künftig nicht mehr als 1,1 Millionen Euro betragen. Davon entfallen allein gut 500 000 Euro auf Zins und Tilgung des Kredits, den die Stadtwerke zur Finanzierung des Neubaus aufnehmen müssen. Kommen nun doch noch Sauna, Welle und anderes hinzu, schätzt Kleinen, dass das Defizit eine halbe Million mehr ausmachen werde. Und dazu muss erst einmal der Stadtrat Ja sagen.

Penzberger Hallenbad: Michael Tschohl, Fachbereichsleiter Wasser und Abwasser bei den Stadtwerken (Mitte), erklärte die Mängel an den alten Rohren.

Michael Tschohl, Fachbereichsleiter Wasser und Abwasser bei den Stadtwerken (Mitte), erklärte die Mängel an den alten Rohren.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Kleinens Vorschlag lautete deshalb: Sollte der Stadtrat nicht bereit sein, ein höheres Defizit zu tragen, solle man ein Ratsbegehren auf den Weg bringen und die Penzberger einbeziehen. Sie könnten sich äußern, welches Bad sie haben wollten und wie viel es ihnen wert sei. Dann müsse man den Bürgern aber auch sagen, dass Gewerbesteuer, Gebühren und ähnliches erhöht werden müssten für die Refinanzierung.

Zu einer Spekulation, was all jene Penzberger wirklich wollen, die das Bürgerbegehren von Wolfgang Kling mit ihrer Unterschrift unterstützt haben, sahen sich Zehetner und Klaus Adler (Grüne) veranlasst. Die Bürger seien gar nicht für eine Sanierung, sie wollten nur ihr Wellenbad mit allem Drum und Dran nicht verlieren, vermuteten sie. Adler ging so weit zu erklären, die Bürger seien getäuscht worden. Kling sei zwar ein redlicher Mann, räumte er ein, habe aber als Chef des Schwimmvereins SG Oberland das getan, was er tun musste: "Retten, was zu retten ist." Nun müsse sich der Stadtrat mit dem Bürgerbegehren auseinandersetzen.

Penzberger Hallenbad: Die Betondecken und -wände sind nicht dicht. Die Lüftungsanlage ist verrostet. Um das Wasser aufzufangen, wurden Plastikbehältnisse untergeklemmt.

Die Betondecken und -wände sind nicht dicht. Die Lüftungsanlage ist verrostet. Um das Wasser aufzufangen, wurden Plastikbehältnisse untergeklemmt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Kling, der als Statiker das Wellenbad kennt, glaubt, eine Sanierung der Einrichtung an der Seeshaupter Straße sei für 2,5 Millionen Euro machbar. Er will vermeiden, dass es nach dem Abriss des Wellenbads für zweieinhalb Jahre kein Hallenbad in der Stadt gibt, denn das würde das Aus für seinen Verein bedeuten, hatte er erklärt.

Wie es in den Technik-Katakomben des Wellenbads aussieht, davon konnten sich Stadt- und Verwaltungsräte überzeugen. Alexander Gnadl, Mitarbeiter im Bad, führte sie. Die Schäden an Rohren, Lüftungsschächten und Betonfugen sind auch für Laien nicht zu übersehen. Offen herumliegende Kabelstränge erhöhen die Brandgefahr. Überhaupt liegt der Brandschutz im Argen. Es fehlt ein zweiter Fluchtweg. Sollte ein Mitarbeiter in der Enge der Anlagen verunglücken, wäre eine Rettung schwer.

Die Stadtwerke bieten eine Besichtigung an am Donnerstag, 30. März, um 17, 18 und 19 Uhr. Treffpunkt ist im Foyer des Wellenbades

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