Politik zum Mitmachen:Penzberger planen ihre Stadt

Politik zum Mitmachen: Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) vor den Teilnehmenden des Zukunftsworkshops für den neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplans am Montag in der Penzberger Stadthalle.

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) vor den Teilnehmenden des Zukunftsworkshops für den neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplans am Montag in der Penzberger Stadthalle.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Platz in der Kommune ist begrenzt. Wie er genutzt werden soll, sollen die Bürger mitentscheiden. Bei Workshops in der Stadthalle äußern sie Wünsche für den Flächennutzungsplan.

Von Tobias Bug, Penzberg

Die Stadt gehört ihren Bürgern, also sollten sie mitentscheiden, wie sie gestaltet wird. Nach diesem Credo geht die Stadt Penzberg vor, wenn sie perspektivisch entscheidet, wie und wofür ihr Stadtgebiet genutzt werden soll: gewerblich, für Wohnraum, landwirtschaftlich oder für Grünflächen.

Der eine möchte lieber mehr Boden versiegeln für bezahlbare Wohnungen, die andere will bevorzugt die Natur und die umliegenden Moore schützen. Wenn der neue Flächennutzungs- und Landwirtschaftsplan als Grundlage für die Bebauungspläne erarbeitet wird, was in jeder Kommune alle 15 bis 20 Jahre einmal geschieht, gibt es Konfliktpotenzial. Und Konflikte löst man am besten, wenn man miteinander redet.

Zukunftsworkshop in der Stadthalle

Montagabend, Stadthalle Penzberg: Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) eröffnet den "Zukunftsworkshop", bei dem die Penzbergerinnen und Penzberger ihre Wünschen und Visionen für die Zukunft ihrer Stadt einbringen können. Eingeladen waren alle, gekommen sind knapp 50, die meisten über 50. Einen Flächennutzungsplan aufzustellen ist nicht einfach und auch dieser Abend wird "anstrengend", sagt Sonja Rube, Geschäftsführerin der USP Projekte GmbH, die gemeinsam mit BBP aus Kaiserslautern den Prozess für die Stadtplanung betreut.

Politik zum Mitmachen: Sonja Rube, Geschäftsführerin USP Projekte GmbH (links) und Bürgermeister Stefan Korpan (CSU), beim Zukunftsworkshop für den neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplans.

Sonja Rube, Geschäftsführerin USP Projekte GmbH (links) und Bürgermeister Stefan Korpan (CSU), beim Zukunftsworkshop für den neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplans.

(Foto: Manfred Neubauer)

Am Anfang drei Fragen, gewissermaßen als Aufwärmübung. Innerhalb von zehn Sekunden, also ohne groß nachzudenken, sollen alle ihre Antworten aufschreiben. "Wofür steht Penzberg?" Heimat, Lebensqualität, Natur, historischen Bergbau, Vielfalt, Gemeinschaft, aber auch für zu viel Verkehr und Bodenversiegelung. Für einen ist die Stadt gar unattraktiv, aber schön. "Warum bin ich stolz, Penzberger*in zu sein?" Hier bleiben ein Drittel der Zettel leer, andere schreiben über Multikulti, die zentrale Lage im Oberland, und die Größe: nicht zu groß, nicht zu klein - auch zum Mitmachen. "Was gibt es in Penzberg, was es sonst nirgends gibt?" Den Stadtplatz. Den Bergblick. Roche.

Es folgen zwei Workshops, der erste beschäftigt sich mit dem Status Quo, hier darf jeder mal Bürgermeister sein und entscheiden: Was sollte Penzberg unbedingt bewahren, was schleunigst abschaffen, was abändern? 50 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister laufen von Flipchart zu Flipchart. Am Ende kommt heraus, dass vor allem die Moore, das Grüne und die Gemeinschaft bewahrt, die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr und Autos in der Innenstadt abgeschafft und dass die Geschwindigkeit im Stadtgebiet auf 30 Stundenkilometer reduziert werden sollte.

Unterschiedliche Interessen

Im zweiten Workshop soll ein Tagesablauf von sechs Personae im Jahr 2040 gestaltet werden, für den Fall, dass beim neuen Flächennutzungs- und Landwirtschaftsplan alles richtig gemacht würde. Denn darum geht es ja an diesem Abend, auch wenn das bei den spaßigen, aber abstrakten Aufgaben manch einer vergessen haben könnte. Eine Dame über 70, sie hat sich nicht eingebracht, wollte eigentlich nur wissen, was sich ändert - oder eher: "Für mich soll alles so bleiben wie es ist." So viel Beteiligung sei sie in der älteren Generation nicht gewohnt, sie geht früher.

Sebastian Marquardt, mittelalt, frisch zugezogen, will mehr bezahlbaren Wohnraum. Ohne die Hilfe von Roche hätte er gar keine Wohnung gefunden mit seiner Frau. Und was, wenn das Paar bald Zuwachs bekommt? Marquardt will in Penzberg bleiben, also bringt er sich hier ein. Neuer Wohnraum werde doch auf dem alten Edeka-Areal geschaffen, sagt Karin Ratzek-Endreß. Die Vorsitzende des lokalen Tierschutzvereins möchte lieber die Natur erhalten. "In Maxkron soll nicht mehr gebaut werden."

Politik zum Mitmachen: Penzberg von oben. Die gelben Punkte sind die Lieblingsorte der Penzberger.

Penzberg von oben. Die gelben Punkte sind die Lieblingsorte der Penzberger.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Prozess ist für viele überraschend und natürlich dauert es länger, wenn alle mitreden dürfen. Im Herbst 2024 soll der neue Flächennutzungs- und Landwirtschaftsplan stehen. Montagabend war nur der Auftakt. Bürgermeister Korpan ist zufrieden, hätte sich aber jüngere Teilnehmer gewünscht. Eine sogenannte Lenkungsgruppe nimmt sich nun die Ergebnisse vor, bespricht sie im Stadtrat und auf dem Marktplatz mit den Bürgern, nach der Sommerpause soll es einen neuen Workshop geben. Dann sollen auch Schüler und Absolventen dazugeholt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: