Penzberg:Warum das Wellenbad neu gebaut werden soll

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Mangelnder Brandschutz, Legionellen-Gefahr: Stadtwerke und Experten sehen in einer Sanierung keinen Sinn. Der Schwimmverein widerspricht.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

40 Jahre ist das Wellenbad alt. Die Zeit hat Spuren hinterlassen, und das nicht zu knapp. Die Experten sind sich einig: Optisch sieht das Bad gut aus, die Wasserqualität stimmt, aber insgesamt entspricht die Einrichtung nicht mehr gesetzlichen Vorgaben. Wenn es hart auf hart käme, müsste das Schwimmbad geschlossen werden. Allein schon wegen des fehlenden Brandschutzkonzepts und mangelnden Schutzes vor Legionellen. Aufgrund ihrer Ausführungen waren sich die Verwaltungsratsmitglieder der Stadtwerke beim Info-Abend am Donnerstag im Rathaus einig: Ein neues Hallenbad ist die einzige Lösung, eine Sanierung kommt nicht infrage. Offen bleibt, ob dieser Neubau auf einem anderen Grundstück errichtet werden kann, sodass die Penzberger nicht fast zweieinhalb Jahre ohne Bad auskommen müssen. Stadtwerkechef Josef Vilgersthofer sagte, es gebe vielleicht einen Alternativstandort.

Hans-Helmut Schaper, staatlich geprüfter Techniker und Geschäftsführer der Planungsgruppe VA, hatte sich am Donnerstag das Wellenbad angesehen - "völlig wertfrei und neutral", wie Vilgertshofer sagte. Beim anschließenden Treffen mit Schwimmvereinsvorsitzendem Wolfgang Kling im Rathaus berichtete Schaper von den Mängeln, die er im Wellenbad vorgefunden hat. So tropfe Wasser auf technische Anlagen, die mit Abdeckungen und Vordächern geschützt werden müssten. Ein großes Problem erkennt er in der Legionellen-Prophylaxe. Auch wenn man in Penzberg damit bislang kein Problem gehabt habe, müssten die geltenden Vorgaben beachtet werden. "Wenn etwas schiefgeht, dann reden wir von Todesfällen, dann steht der Staatsanwalt vor der Tür." Seine Empfehlung lautet, mehr Kontrollen durchzuführen, um im Fall der Fälle den Behörden einen Nachweis vorzulegen.

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Des Weiteren betonte Schaper, dass die Heizkessel überaltert seien, ein neues Energiekonzept zu erstellen sei; die Lüftungsgeräte seien "allesamt abgängig". Ferner gebe es Ansaugstellen im Becken, die es nicht mehr geben dürfte. Dass die Wasserqualität gut sei, verdanke man einzig und allein der Ozonanlage, aber die koste viel Geld. Räume würden als Lager genutzt, der Fluchtweg so verbaut.

Das höre er zum ersten Mal, sagte Wolfgang Sacher, BfP-Stadtrat und Verwaltungsrat der Stadtwerke. Dass es im Wellenbad so gravierende Schäden gebe, sei nie thematisiert worden. Er habe Bauchweh, wenn er daran denke, dass Schapers Bericht in der Zeitung zu lesen sei. "Da steht ja morgen das Gesundheitsamt auf der Matte, und wir haben uns doppelt und dreifach ins Knie geschossen." Dies zu verheimlichen, sei keine Alternative, erwiderte Vilgertshofer. "Wir können nicht wegschauen." Es gehe ja auch um die Haftung, die ihn als Stadtwerkeleiter umtreibe. Auch die Verwaltungsräte stünden in der Pflicht.

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Wolfgang Kling, der überzeugt ist, das Wellenbad könnte für zwei Millionen Euro saniert werden, wollte Schapers Bericht keinen rechten Glauben schenken. Er betonte erneut, dass das Bad gut dastehe, dass er die geschätzten Sanierungskosten von etwa 19 Millionen Euro nicht nachvollziehen könne, und dass die Bürger von dem angekündigten Abriss des Wellenbads böse überrascht worden seien.

Vilgertshofer wiederum warf Kling, der von Beruf Statiker ist, vor, er selbst habe in einem Schreiben dafür plädiert, dass das Dachtragwerk komplett ersetzt werden müsse. "Nun behaupten Sie, alles für zwei Millionen sanieren zu können." Außerdem bleibe Kling eine Aufstellung schuldig, die belege, wie eine kostengünstige Sanierung machbar wäre. Statt zu würdigen, dass Penzberg sich traue, ein Hallenbad neu zu bauen, würde nur Negatives berichtet, sagte Bürgermeisterin Elke Zehetner. "Das ist schlimm und ärgerlich."

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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