Stadtentwicklung:Neuordnung der Quartiere

Stadtentwicklung: Der Penzberger Bahnhof samt seines Umfelds ist Gegenstand eines städtebaulichen Wettbewerbs.

Der Penzberger Bahnhof samt seines Umfelds ist Gegenstand eines städtebaulichen Wettbewerbs.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Penzberger Bauausschuss gibt den Startschuss für drei Wettbewerbe, mit denen die Stadt schöner werden soll.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Als die Gemeinde Sindelsdorf nahe der Zufahrt zur A 95 ein mehr als ein Hektar großes Gewerbegebiet auszuweisen plante, schrillten in der Nachbarstadt Penzberg die Alarmglocken. Zumal sich - so die ersten Überlegungen - dort ein großer Drogeriemarkt ansiedeln wollte. Wenn schon ein neuer Markt, dann doch lieber in Penzberg, dachte man sich im Rathaus. Auf dem städtischen Grundstück westlich des Bahngleises wäre ausreichend Platz. Deshalb ist dieses Areal nun Teil eines städtebaulichen-raumplanerischen Realisierungswettbewerbs zum Bahnhofsumfeld. Der Penzberger Bauausschuss gab für diesen Wettbewerb kürzlich den Startschuss, wie auch für den Wettbewerb zur Landesgartenschau 2028 und den Leitbild-Wettbewerb zur baulichen Entwicklung der Innenstadt.

Im Penzberger Rathaus wird man momentan schier überrollt von den Entwicklungen. Grundstücke wechseln den Besitzer, Bauvorhaben stehen an. Mit dem Expertenblick von außen sollen sich Architekten und Planungsbüros Gedanken machen, wie das alles in geordnete Bahnen gelenkt werden könnte. Schließlich soll die Stadt ihr Gesicht behalten oder zumindest ein ansehnliches neues bekommen. Dass dem nicht so sein könnte, davor warnen die Gewerbevereinigung "Pro Innenstadt" und der Denkmalpflegeverein. Im Planungsumgriff des Innenstadt-Wettbewerbs befinden sich einige Gebäude aus der Gründungszeit der Stadt. Die Zukunft von zwei Häusern an der Bahnhofstraße - das Menagehaus und der frühere Bayerische Hof - ist ungewiss, weil neue Eigentümer die Flächen verwerten wollen. Die Penzberger Denkmalschützer plädieren für eine Sanierung statt Abriss. Denn sie halten die Gefahr für groß, dass anstelle der stadtbildprägenden Bauten eine neue, gesichtslose und damit beliebig austauschbare Architektur entstehen könnte.

Wie schon Ende der 1990er-Jahre bei der Umgestaltung der Bahnhofstraße begleitet der Stadtplaner Eberhard von Angerer die Stadt Penzberg während der Wettbewerbe. Die Bahnhofstraße hätte mit dem Umbau eine Aufwertung erfahren, die nun die verschiedene Grundstückseigentümer dazu veranlassen würde nachzuziehen, sagte der Fachmann in der Sitzung. Eine Neuordnung der Quartiere sei nötig. Etwa 15 externe Architekten und Stadtplanungsbüros sollen im Rahmen des Wettbewerbs Vorschläge und Entwürfe liefern, wie sich die Innenstadt entwickeln soll. "Da kann man konkret in die Architektur reingehen", sagte von Angerer. Es gelte, eine Formensprache zu finden, die Penzberg gerecht werde - damit es nicht zu "gesichtlosen Neubauten" komme. Je besser der Stadtrat die Aufgabe des Innenstadt-Wettbewerbs definiere, desto besser würden die Ergebnisse. "Es ist in diesem Prozess absolut notwendig, die Bürger zu beteiligen", sagte von Angerer.

Stadtentwicklung: Das städtische Bauamt schlägt vor, dieses Teilstück der Philippstraße zur Einbahnstraße zu machen.

Das städtische Bauamt schlägt vor, dieses Teilstück der Philippstraße zur Einbahnstraße zu machen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Nicht nachvollziehen konnte Sebastian Fügener (Grüne), warum die Ludwig-März-Straße als eine Art Verlängerung der Bahnhofstraße nicht in den Wettbewerbsumgriff aufgenommen wurde. Zumal dort ein großes Bauvorhaben - unter anderem am Parkplatz eines Sportgeschäfts - den Bauausschuss in der Sitzung ebenfalls beschäftigte. Stadtbaumeister Justus Klement erklärte, je größer das zu überplanende Gebiet sei, desto ungenauer würden die Ergebnisse. "Wir hätten die Ludwig-März-Straße aber gerne noch drin. Sie wird genauso mitgelebt wie die Bahnhofstraße", meinte Fügener. Klement nahm diese Anregung mit auf. An Kosten für die Wettbewerbe, sagte der Stadtbaumeister, seien für die Landesgartenschau 350 000 Euro eingeplant, für den Leitbild-Wettbewerb 250 000 Euro. 60 Prozent würden von der Städtebauförderung übernommen. Die Ergebnisse für die Innenstadt seien für die Bauwerber bindend.

Von einem Abriss des Penzberger Bahnhofsgebäudes ist keine Rede mehr. Für den Wettbewerb zum Bahnhofsumfeld ist dessen Erhalt sogar eine "wesentliche Randbedingung", wie es in der Vorlage heißt. Die Punkte, die die Verwaltung allerdings neu in die Auslobung aufnehmen wollte, etwa Drogeriemarktflächen, konnten sich im Gremium nicht durchsetzen und wurden gestrichen. Entstehen sollen ein Parkhaus als Ersatz für die wegfallenden P&R-Stellplätze im Westen des Areals, Einzelhandelsflächen sowie freizuhaltende Flächen, die den Bau eines zweiten Bahngleises mit Bahnsteig ermöglichen. Der explizit angeführte "Drogeriemarkt" wurde aus der Vorgabe herausgenommen, obschon bekannt ist, dass sich die Kette "dm" gerne in Penzberg ansiedeln möchte.

Armin Jabs (Bürger für Penzberg) und Hardi Lenk (SPD) wollten auch prüfen lassen, ob ein neuer Busbahnhof auf der Westseite Platz fände. Die zentrale Bushaltestelle neben dem Bahnhofsgebäude muss nämlich umgebaut werden, wenn etwa der sogenannte Alpenbus doch noch seinen Betrieb im Sommer 2024 aufnimmt. Für die überregionalen Buslinien sind die Haltestellen mit zwölf Metern zu kurz, sie brauchen 15 Meter. Um das zu realisieren, schlägt das Bauamt vor, den Teilbereich der Philippstraße am Bahnhof zur Einbahnstraße zu machen. Die Fahrbahn könnte verschmälert und so zwei Busbuchten verlängert werden. Das gefiel dem Auschuss aber nicht. Lenk gab obendrein zu bedenken, dass es nicht gerade schön sei, auf Busse zu blicken, wenn man sich dem historischen Bahnhof nähere, der durch den Wettbewerb doch aufgewertet werden solle. Der Ausschuss einigte sich darauf, dass der für den ÖPNV zuständige Landkreis und der RVO in eine Entscheidung über den Busbahnhof eingebunden werden.

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