Demografischer Wandel:Quartiersmanagement soll vernetzen

Demografischer Wandel: Möchte sie ihren Senioren ein lebenswertes Umfeld bieten, muss die Stadt Penzberg noch einige Hausaufgaben erledigen.

Möchte sie ihren Senioren ein lebenswertes Umfeld bieten, muss die Stadt Penzberg noch einige Hausaufgaben erledigen.

(Foto: Alejo Manuel Avila/dpa)

Die Ergebnisse des Seniorenkonzepts für die Stadt Penzberg liegen vor. Expertin fordert einen zentralen Ansprechpartner im Rathaus.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Immer mehr alte Menschen leben in Deutschland. Der demografische Wandel mit all seinen Herausforderungen ist längst angekommen - auch in Penzberg. Die Stadt hat ein Seniorenkonzept in Auftrag gegeben, um die Bedürfnisse für ein lebenswertes Altern zu eruieren. Die Ergebnisse stellte kürzlich Anja Preuß vom Institut "Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung" in München vor. Ihr Fazit: "Sie sind schon relativ alt in der Stadt." Daraus ergibt sich eine lange Liste an Maßnahmen. Insbesondere empfiehlt Preuß die Einrichtung eines Quartiersmanagements, das deren Umsetzung koordiniert.

Das Konzept wurde in einem mehrteiligen Prozess erarbeitet. Expertenworkshop, Bürgerbefragung und vieles mehr führten letztlich zu einer 19 Seiten umfassenden Expertise, die der Stadt Empfehlungen an die Hand gibt, was sie für ihre älteren Bewohner und Bewohnerinnen tun kann und auch muss. Denn eines machte die Untersuchung deutlich: Die Penzberger werden immer älter. Gab es im Jahr 2021 insgesamt 3775 Personen, die älter als 65 Jahre waren, werden es 2035 bereits 4773 Menschen sein. Tendenz steigend.

Altersgerechter Wohnraum ist ein wichtiges Thema

Das hat verschiedene Auswirkungen, so etwa beim Bedarf an Plätzen für die Tagespflege. Überhaupt sei das Thema "Wohnen im Alter" wichtig, sagte Preuß. Gehen die sogenannten Babyboomer in den Ruhestand, werde barrierefreier Wohnraum mehr denn je gefragt sein. In diesem Bereich könnte sich die Stadt mit Wohnbaugenossenschaften zusammentun, um altersgerechte Objekte zu realisieren. Diese müssten allerdings auch bezahlbar sein - am besten in Kombination mit Pflegeangeboten und Hilfen im Alltag.

Auch müsse das Mobilitätskonzept, das die Stadt in Auftrag gibt, die Senioren berücksichtigen, etwa bei der entsprechenden Gestaltung von Fuß- und Radwegen oder bei der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Ein Fahrdienst, der in Zusammenarbeit mit Nachbarschaftshilfen organisiert werden könnte, sei ein weiterer wichtiger Baustein, so Preuß. Nicht zu unterschätzen sei ferner die Versorgung durch Haus- und Fachärzte. Sie müsse gewährleistet sein, sagte die Expertin, ebenso wie die Verfügbarkeit von stationären und teilstationären Pflegeplätzen. Preuß schlug vor, die Stadt solle Pflegekonferenzen mit ambulanten Diensten, weiteren Akteuren im Bereich Betreuung und Pflege sowie Einrichtungen organisieren.

Überhaupt plädierte die Fachfrau für eine weitere Vernetzung aller Beteiligten, wie auch für eine stärkere Verbreitung von Informationsmaterialien. Die Stadt Penzberg habe einen "umtriebigen Seniorenbeirat", den sie nutzen sollte. Das große ehrenamtliche Engagement in der Stadt sei ein Pfund, mit dem sie wuchern sollte.

Als nächsten Schritt empfahl Preuß das "Erschließen von finanziellen, personellen und fachlichen Ressourcen". Darunter ist die Einrichtung eines Quartiersmanagements zu verstehen, das die Maßnahmen aus dem Seniorenkonzept umsetzen soll. Die Stadt soll demnach eine Stelle schaffen, die als erste Anlaufstelle für alle Bürger dient. Der künftige Quartiersmanager oder die Quartiersmanagerin soll die vorhandenen Akteure vernetzen helfen und Angebotslücken schließen, wie auch die Öffentlichkeitsarbeit koordinieren. 80 000 Euro kostet laut Preuß diese hauptamtliche Stelle (20 Stunden/Woche) für die Dauer von vier Jahren. In dieser Summe sind Personal- und Sachkosten berücksichtigt. Der Eigenanteil der Stadt würde zehn Prozent betragen, der Rest würde gefördert. Allerdings müsse die Stelle auch nach Ablauf der vier Jahre weiter bestehen, so Preuß.

Eine neue Stelle im Rathaus zu schaffen, gefiel dem Stadtrat nicht sonderlich. Durch die Fraktionen hinweg ist man sich bewusst, dass noch Hausaufgaben zu erledigen sind.

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