SZ-Naturserie: "Da schau her":Die Alleskönnerin

SZ-Naturserie: "Da schau her": Eine Wasseramsel füttert ihr Junges.

Eine Wasseramsel füttert ihr Junges.

(Foto: Konrad Wothe)

Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der unter Wasser auf Jagd geht.

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Die Welt ist voller Wunder, man muss sie nur sehen. Der preisgekrönte Naturfotograf und Tierfilmer Konrad Wothe aus Penzberg fängt die Schönheit der Natur vor unserer Haustür ein. In der SZ-Serie "Da schau her" präsentiert er Schätze, die es mit dem Frühling in der erwachenden Natur zu entdecken und zu bewahren gilt.

"Die Wasseramsel gehört zu meinen Lieblingsvögeln. Sie beherrscht alle Disziplinen - kann gut laufen, fliegen, schwimmen und tauchen. Und singen kann sie auch. Sie lebt nur an schnell fließenden Bächen und Flüssen, die klar und nicht allzu tief sind.

Am ehesten trifft man sie dort, wo das Wasser sprudelt. Denn da ist es sauerstoffreich und ideal für Insektenlarven. Auf die hat es die Wasseramsel abgesehen. Meist sieht man sie auf einem Stein sitzen und knicksen, bevor sie dann kopfüber ins Wasser springt. Sie ist der einzige Singvogel, der schwimmend und tauchend auf Nahrungssuche geht. Unter Wasser verwendet sie ihre Flügel, um gegen den Auftrieb anzukämpfen. Das sieht aus, als würde sie fliegen. Am Grund dreht sie Steine um und sucht nach Köcher-, Eintags- oder Schlammfliegenlarven. Solche Tauchgänge dauern bis zu fünfzehn Sekunden, manchmal auch länger.

Wenn man an einem Fluss oder Bach entlanggeht und sie aufscheucht, fliegt sie schnurgerade ganz dicht überm Wasser davon und ruft dabei "Rätt-rätt-rätt". Wer diesen Ruf nicht kennt, wird sie kaum registrieren, weil sie so pfeilschnell ist. An der nächsten Bachbiegung trifft man sie dann wieder und das Ganze wiederholt sich so lange, bis sie zu ihrer Reviergrenze kommt. Dann steigt sie hoch auf, macht einen großen Bogen und fliegt zum Ausgangspunkt zurück.

Wasseramseln sind am Rücken graubraun gefiedert und haben einen weißen Kehl- und Brustfleck. Kopf und Bauch sind beim Männchen schön kastanienbraun, beim Weibchen blasser. Paare bleiben mehrere Jahre zusammen. Ihre kugelförmigen Nester aus Moos bauen sie in die Uferböschung, in Felsspalten oder in spezielle Nistkästen unter Brücken. Nur das Weibchen brütet und wird vom Männchen gefüttert.

Sind die Jungen geschlüpft, gehen beide Eltern auf Nahrungssuche. Auch dann noch, wenn die Jungen flügge werden. Auf dem Bild habe ich einen solchen Moment eingefangen. Man sieht: Da gibt es für die Eltern ganz schön was zu tun."

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