Penzberg:Die Mulis von Maxkron

Penzberg: Lebenslange Leidenschaft: Muli-Züchter Peter Demmel mit Pialotta, Ramiro und Raban.

Lebenslange Leidenschaft: Muli-Züchter Peter Demmel mit Pialotta, Ramiro und Raban.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Peter Demmel züchtet seit vielen Jahren Maultiere. Die widerstandsfähigen Kreuzungen aus Eselhengst und Pferdestute ziehen Kutschen und helfen beim Holzrücken. Seine Tiere nennt der 65-Jährige "ein vollendetes Produkt".

Von Alexandra Vecchiato

Das sei schon fast wie verheiratet sein, sagt Peter Demmel - und er muss es wissen. Seit vielen Jahren züchtet der 65-Jährige Maultiere, kurz Mulis genannt. Spricht er über seine Tiere, schwingen Stolz und Zuneigung gleichermaßen mit. Im kommenden Jahr gibt es wieder Nachwuchs. Der wird dann auch im Penzberger Ortsteil Maxkron sein Zuhause finden, wie alle anderen Mulis von Peter Demmel. "Mein Fehler ist, dass ich nichts verkaufen kann."

Interessenten gibt es immer wieder. Demmels Mulis sind gefragt. Sogar ein Scheich aus Dubai samt Dolmetscher und Gefolge sei in Maxkron vorstellig geworden. "Der hat nicht mal nach dem Preis gefragt." Ein Tier aus guter Linie kann schon mal zwischen 5000 und 7000 Euro kosten. Doch Demmel blieb standhaft.

Als junger Mann kam der gebürtige Penzberger erstmals in Kontakt mit Mulis. 1972 war er als Soldat in Mittelwald stationiert. Die Bundeswehr unterhielt dort bis April 1981 die Gebirgstragtierkompanie 220. In Bad Reichenhall hat die Bundeswehr noch eine Kompanie mit Pferden und Maultieren. "Aber das sind die kleineren aus Spanien", sagt Demmel.

Es sollte noch 25 Jahre dauern, bis Demmel sich entschloss, Mulis selbst zu züchten. Maultiere sind Kreuzungen aus Eselhengst und Pferdestute. Im Gegensatz zum Maulesel, der einen Pferdehengst zum Vater und eine Eselstute zur Mutter hat. Als Hybrid ist das Maultier mit seltenen Ausnahmen nicht fortpflanzungsfähig. Seinen ersten Hengst zur Zucht holte Demmel aus Frankreich: einen Poitou-Esel, stattlich und zottelig. Ein Mordsaufwand und viel Bürokratie sei es gewesen, den Hengst über die Grenze zu bringen. Von ihm stammt die Muli Arabella (geboren 2000) ab, mit der Demmel an diesem Samstag beim Holzrückewettbewerb des Georgivereins "d' Rosserer" antreten wird.

Mulis sind widerstandsfähiger als Pferde. Sie wurden ursprünglich für schwere Last- und Zugarbeiten gezüchtet. Begehrt sind sie daher bei Wanderreitern als Packtiere. Demmel, der viele Jahre Vorsitzender des Georgivereins war, geht mit seinen Tieren auch in den Wald zum Holzrücken, also zum Herausziehen gefällter Bäume. Wichtig ist ihm, dass seine Mulis geritten werden können - selbst von seinen Enkelinnen Johanna und Lucia. Sein ganzer Stolz ist das Muli-Vierergespann, mit dem Demmel beim Festumzug zum Penzberger Stadtjubiläum teilnahm. "Das dürfte in Bayern einzigartig sein", sagt er. Bei der Ausbildung hilft vor allem sein Sohn Florian mit. Regelmäßiges Training ist wichtig. "Verkehrssicher sollen sie sein", sagt Demmel über seine Tiere. So kann es schon vorkommen, dass man ihn sonntags auf einer Kutsche in Penzberg und Umgebung sieht, gezogen von seinen Mulis. Wenn es passt, nimmt er auch mal Spaziergänger mit.

Nicht nur ihre Genügsamkeit rühmt Demmel. Mulis seien vorsichtige Tiere. "Die würden nie in ein Moor reingehen", erklärt er. Stur seien sie nicht. Aber man müsse sie sanft ansprechen. Der Rentner, der in Benediktbeuern lebt, verbringt jede freie Minute mit seinen Mulis. Wenn er seine Tiere betrachtet, kommt er ins Sinnieren. "Ein vollendetes Produkt", nennt er sie. "Bereut habe ich das Züchten nie." Auch wenn sein Hobby ins Geld gehe: "Darauf darf man nicht schauen."

Für die Zucht, so sagt er, dürfe man nur das beste Pferd verwenden. Unter seinen Kaltblutstuten sind gekürte Siegerinnen auf Landes- und Bundesebene zu finden. Die zwölfjährige Pina, die im Gestüt Schwaiganger als Siegerin aus einer Leistungsprüfung hervorging, ist tragend. Sie ist die Mutter der Mulis Pialotta, drei Jahre, Ramiro, sechs, und Raban, drei Jahre alt. Allesamt imposante Erscheinungen. Besonders Pialotta hat es Demmel angetan. Kein Wunder, die Muli-Stute glänzt in der Sonne wie Ebenholz und Kupfer. Der Züchter lobt die zierlichen Köpfe seiner Mulis, wie überhaupt den ausgewogenen Körperbau. Vater ist Rossini, ein zehnjähriger Eselhengst. "Mein Italiener", sagt Demmel, der ihn vor acht Jahren geholt hat. Mulis können bis zu 40 Jahre alt werden, erzählt er. Sein Wissen über die Zucht hat er sich selbst beigebracht.

Mulizüchter sind selten geworden. Die Liebe zu diesen Tieren scheint aber in der Familie zu liegen. Enkelin Johanna weiß viel über Arabella, Pialotta, Rossini und all die anderen zu berichten. Auch wenn sie sich vor allem über ihr Haflingerfohlen freut, das ihr Opa Peter zum Geschenk macht. "Das muss man fördern", sagt der. Denn schließlich soll es ja weiterhin Mulis auf grüner Weide in Maxkron geben.

Holzrückewettbewerb, Georgiverein Penzberg, Samstag, 28. September, 10 Uhr, Gut Hub

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