Penzberg:Make-up für den alten Schandfleck

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So sah der Platz aus, bevor der Brunnen abgebaut wurde. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Platz an der Christkönigkirche soll wieder attraktiver werden. Doch einfach wieder einen Brunnen hinzubauen, reicht dem Stadtrat nicht. Dort wünscht man sich ein Hochbeet und Sitzgelegenheiten

Von Alexandra Vecchiato , Penzberg

Vor gut drei Jahren fasste der Penzberger Bauausschuss den Beschluss, den kaputten Brunnen gegenüber der Christkönigkirche durch ein neues Wasserspiel zu ersetzen. Passiert ist danach wenig. Die Anlage wurde abgebaut, der Schandfleck gepflastert - und die Penzberger fragten sich, was das nun soll. Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit, wenngleich sich eine schnelle Lösung weiterhin nicht abzeichnet.

Das Stadtbauamt schlug nun vor, wie eine neue Wasseranlage aussehen könnte: Eine von einem anderen Stadtbrunnen recycelte Steinkugel soll inmitten eines quadratischen, schlichten Beckens platziert werden. Doch der Entwurf gefiel dem Bauausschuss nicht - auch deshalb, weil er wenig kindgerecht sei. Die Verwaltung muss sich also hinsetzen und zwei weitere Vorschläge erarbeiten: zum ersten einen attraktiven Brunnen, zum zweiten ein Hochbeet mit Sitzgelegenheit, wie es sie bereits in der Innenstadt gibt. Letzteres war 2018 verworfen worden.

Eine attraktive Innenstadt sollte Penzberg bekommen. Architekten waren am Start, Sieger wurden prämiert. Vor etwa 14 Jahren konnte der erste Abschnitt der Innenstadt-Sanierung eingeweiht werden. Dafür gab es viel Geld von der Städtebauförderung. Eine Attraktion war der Brunnen am blauen Kiosk an der Bahnhofstraße mit seinen Fontänen und der bunten LED-Beleuchtung. Lange währte die Freude nicht. Die Tücken der Technik machten ihm den Garaus. Seit 2016 funktioniert der Brunnen nicht mehr. Die steinerne Ödnis sollte verschwinden, weshalb 2018 sich der Bauausschuss des Problems annahm. Stadtbaumeister Justus Klement hatte drei Varianten präsentiert: einerseits die Reparatur des Brunnens mit abwechselnd spritzenden Fontänen und Farbenspiel, die damals geschätzt 71 000 Euro kosten sollte, andererseits einen Brunnen ohne bunte Beleuchtung für 62 000 Euro. Die dritte Variante sah die Stilllegung des Brunnens vor. Stattdessen sollte das Becken mit Holzbrettern als Sitzfläche abgedeckt werden. Wahlweise hätte die neue Chill-Fläche mit Lichtpunkten oder Baldachin gestaltet werden können. 11 500 Euro lautete die Schätzung im Jahr 2018 für diese Lösung. Im Gespräch war ferner, ihn als Blumenbeet zu nutzen. Was Klement im Vorfeld verwarf angesichts der Kosten von 40 000 Euro.

Danach folgten Ausschreibungen, auf die sich keine Firma meldete, und Zeitmangel in der Verwaltung. Aber nun soll es mit dem Brunnen, der längst verschwunden ist, doch etwas werden. Im Stadtgebiet gibt es mehrere Wasserspiele, etwa jenen an der Ahornstraße, der älteste Brunnen in der Stadt. Der ist zwar funktionstüchtig, aber abgestellt, weil er wenig genutzt würde, sagte Klement in der jüngsten Sitzung. Daher der Vorschlag, die Steinkugel, um die herum Wasser plätschert, zu nehmen und in der Innenstadt zu verwenden. Mit allem Drum und Dran rechnet das Bauamt mit Kosten in Höhe von 65 000 Euro.

Das Urteil des Bauausschusses fiel einhellig aus: Nein, so nicht. Zu fantasielos und für Kinder wenig einladend sei der Entwurf, hieß es. John-Christian Eilert (Grüne) erklärte, viele Bürger wüssten nicht, dass der Brunnen an der Ahornstraße funktionieren würde. "Die denken, der ist kaputt, weil er nicht plätschert", sagte er. Hardi Lenk (SPD) erzählte, er wüsste schon, dass Kinder diesen Brunnen liebten. Mag sein, lenkte Klement ein, doch verbrauche diese Anlage sehr viel Wasser, sei also im Betrieb teuer, weshalb man sich zum Abschalten genötigt sah. Was genau für Kosten dort anfallen, möchte der Bauausschuss daher für die nächste Sitzung aufgeschlüsselt haben. Und weitere Vorschläge soll das Bauamt ausarbeiten für die Brache neben dem blauen Kiosk. Neben einem anderen Brunnen wurde der Wunsch nach einer Bepflanzung wieder laut. Was Klement dieses Mal begrüßte, sei ein Hochbeet mit Sitzgelegenheit vielleicht doch die bessere Lösung.

© SZ vom 13.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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