Süddeutsche Zeitung

Penzberger Politik:Mehr als eine Blümchenschau

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Die Stadt Penzberg nimmt zum dritten Mal Anlauf, sich für die Austragung der Landesgartenschau zu bewerben.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Aller guten Dinge sind drei. Mit diesem Sprichwort motivierte sich der Penzberger Stadtrat am Dienstag, einen erneuten Anlauf zu nehmen und sich zum dritten Mal als Austragungsort einer Landesgartenschau zu bewerben. Vorerst ist es nur eine Interessensbekundung, die die Penzberger mit einstimmigem Votum abgegeben haben. Von der Idee an sich war das Gremium begeistert, allein die Erfolgsaussichten und die Kosten, die die Stadt zu tragen hat, lassen manch einen leicht zaudern. Sollte Penzberg den Zuschlag bekommen, könnte die Landesgartenschau für ein Jahr (zwischen 2028 und 2032) in der oberbayerischen Kleinstadt stattfinden. Einen Wunschtermin darf Penzberg nennen.

Nachdem sich die Kommune 2013 erfolglos beworben und damals Lindau den Zuschlag für die Landesgartenschau erhalten hatte, ist nun Martin Richter-Liebald, Geschäftsführer der Bayerischen Landesgartenschau GmbH, von sich aus an Penzberg herangetreten. Er warb für eine erneute Bewerbung und war zu diesem Zweck eigens zur Stadtratssitzung gekommen. Er erklärte anschaulich, dass eine Landesgartenschau mehr ist als nur eine Zurschaustellung von Blümchen. In ihren Anfängen hatten die Gartenschauen noch den Zweck, rare und exotische Pflanzen einem breiten Publikum zu zeigen. Längst sind sie für Städte und Gemeinden zur Chance geworden - nicht allein, um mehr Grün in ihre Mitten zu bringen, sondern um eine städtebauliche Entwicklung zu initiieren. "Sie bedeuten mehr Lebensqualität für Generationen", sagte Richter-Liebald. Einem Austragungsort sei es möglich, finanzielle Mittel zu generieren, die "on top" auf andere Förderzuwendungen kämen. Kosten bis zu fünf Millionen Euro werden mit 80 Prozent gefördert. Darüber hinaus gibt es weitere Fördertöpfe, etwa von der EU. Wirtschaft, Tourismus und vieles mehr würde nachhaltig gestärkt werden, so der Geschäftsführer. Aber Gartenschauen seien vor allem eines: ein Korrektiv für städtebauliche Fehlentwicklungen.

Wo man in Penzberg ein solches Korrektiv für notwendig erachtet, ist noch nicht festgelegt. Aber man liebäugelt im Rathaus mit der Aufwertung der sogenannten Grünen Mitte. Sie könnte von der Berghalde, die eh umgestaltet werden soll, über das Müllerholz - auch hierfür gibt es Pläne -, den Umgriff des Friedhofs bis zum Gut Hub reichen. Viel Platz für Gestaltungsideen allemal - aber für eine erfolgreiche Bewerbung sei eines unabdingbar, machte Richter-Liebold klar: Es komme stark auf die Qualität des eingereichten Konzeptes an. Seiner Erfahrung nach führten mehrmalige Bewerbungen dazu, dass die Konzepte immer besser würden. Er und sein Team würden den Bewerbern zur Seite stehen. "Die Begleitung ist uns sehr wichtig. Wir übernehmen dabei eine große Verantwortung." Die offiziellen Bewerbungsunterlagen muss Penzberg, sollte sich die Stadt zur Teilnahme entschließen, bis zum 8. April 2022 abgeben.

SPD-Fraktionssprecher Adrian Leinweber begrüßte eine Bewerbung, doch macht er sich Gedanken, ob die Aufstellung des neuen Flächennutzungsplans (FNP) das Projekt behindern könnte. Eine Frage, die auch Katharina von Platen (Grüne) stellte. Stadtbaumeister Justus Klement verneinte. Mögliche Flächen für die Umgestaltung seien im FNP eh als Grünzüge festgelegt. Elke Zehetner (SPD) fragte nach, was sich in Penzberg im Vergleich zum Stand 2013 geändert habe, um den Zuschlag tatsächlich zu bekommen. Immerhin wisse man von einem Mitbewerber, nämlich Starnberg. Die Stadt möchte die Landesgartenschau 2030 ausrichten. Richter-Liebald anwortete: "Das Wie hat sich verändert. Es gibt viel mehr Dialog."

In der Phase I muss Penzberg ein schematisches Planungs- und Umsetzungskonzept erarbeiten - mit Unterstützung der Bayerischen Landesgartenschau GmbH - und bis 21. Mai einreichen. Erst wenn feststeht, dass Penzberg sich eignet und die Bewerbungschancen als vielversprechend gelten, geht es ins Detail (Phase II).

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SZ vom 29.04.2021 / Veca
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