Tag der Städtebauförderung:Liebenswert, sozial und energieautark

Tag der Städtebauförderung: Fünf Kartons mit Singles, zwei Kisten mit LPs - da war Stimmung garantiert. Der Penzberger Bürgerbahnhof ist mit Mitteln aus der Städtebauförderung finanziert worden. Und hat sich auch als Disco bewährt.

Fünf Kartons mit Singles, zwei Kisten mit LPs - da war Stimmung garantiert. Der Penzberger Bürgerbahnhof ist mit Mitteln aus der Städtebauförderung finanziert worden. Und hat sich auch als Disco bewährt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Wie sehen Penzberger ihre Stadt? Antworten auf diese Frage gab es bei den Workshops zu Landesgartenschau und Flächennutzungsplan. Die Bürger konnten ihre Wünsche zu den beiden Großprojekten einbringen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Yes Sir, I can Boogie! Was der Hit des spanischen Disco-Duos Baccara aus dem Jahr 1977 mit dem Tag der Städtebauförderung zu tun hat? Na, alles. Oder zumindest fast. Christian Schiebel, Sachgebietsleiter für Städtebau und Bauordnung bei der Regierung von Oberbayern, führt nämlich ein Doppelleben als DJ. Schiebel ist Herr über unzählige Langspielplatten und Singles. Mehrere Kisten und Kartons hatte er am Samstag mit in den Penzberger Bürgerbahnhof gebracht. Bis tief in die Nacht legte er dort auf und schaffte es sogar, dass Bürgermeister Stefan Korpan ein paar zaghafte "Moves" auf dem "Floor" wagte.

Tag der Städtebauförderung: Christian Schiebel, Sachgebietsleiter für Städtebau und Bauordnung bei der Regierung von Oberbayern, legte als DJ im Bürgerbahnhof Platten auf.

Christian Schiebel, Sachgebietsleiter für Städtebau und Bauordnung bei der Regierung von Oberbayern, legte als DJ im Bürgerbahnhof Platten auf.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bundesweit gab es am 13. Mai Aktionen beim Tag der Städtebauförderung, der unter dem Motto "Wir im Quartier" stand. Die Stadt Penzberg nutzte dies, um ihre Bürger bei zwei anstehenden Großprojekten einzubeziehen: die Landesgartenschau 2028 und der neue Flächennutzungsplan. Es war ein dicht gedrängtes Programm für die Organisatoren, Fachplaner und Penzberger am Samstag. Schon am Vormittag konnten sich die Bürger an den sogenannten Stelen - Stellwänden mit Karten, Fotos und mehr - entlang der Bahnhofstraße bei Experten und Stadtverwaltung Informationen holen. Am Bahnhof hatte sich Stadtbaumeister Justus Klement postiert. Dorthin verschlug es überwiegend Bürgerinnen und Bürger, die sich über den geplanten Busbahnhof im Speziellen und Wohnbauprojekte im Allgemeinen erkundigten. Thema war unter anderem auch die fehlende Bürgerbeteiligung beim Wettbewerb für das Bahnhofsumfeld.

Dass es sich die Stadt Penzberg allerdings nicht nachsagen lassen möchte, ihre Bewohner bei der Umsetzung von Großprojekten stets außen vor zu lassen, zeigte sich bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung zur Landesgartenschau und zum Flächennutzungsplan. Der komplette Nachmittag von 13 bis etwa 18 Uhr war diesen Themen im Kulturzentrum Metropol gewidmet. An beiden Workshops beteiligten sich jeweils circa 40 Personen - für den Geschmack einiger anwesender Stadträte zu wenige.

Auch wenn mehr Penzberger hätten teilnehmen können, so kann sich das Ergebnis sehen lassen. Ihrer Fantasie freien Lauf lassen durften die Bürgerinnen und Bürger bei ihren Wünschen für die Landesgartenschau. An fünf Schautafeln zu den Themen "Alleinstellungsmerkmale", "Was erwarten Sie von der Landesgartenschau?", "Fuß- und Radwegeverbindung plus ÖPNV", "Naherholung und Erholung" sowie "Spielplatz- und Sportangebote" konnten sich die Teilnehmer einbringen.

Vom Säubach bis zu Tempo 30

Auf einem Post-it steht, dass Penzberg eine "gewachsene Gartenstadt" sei. Dies gelte es zu erhalten, wie auch die traditionelle Dachlandschaft mit den Zwerchdächern, wie auf einem anderen Kärtchen zu lesen ist. Gleich unter mehreren Punkten wird der Säubach genannt. Das Fließgewässer, das sich durch die Stadt schlängelt, soll "erlebbarer" gestaltet werden. Auch wünschen sich die Penzberger mehr gastronomische Angebote in Zukunft und hoffen, dass dies als Folge der Landesgartenschau so eintreten könnte. Definitiv besser werden muss das Angebot bei den Linienbussen. Ebenfalls mehrfach zu lesen ist der Wunsch nach einer flächendeckenden Einführung von Tempo 30 in der Stadt.

Tag der Städtebauförderung: Bürgerbeteiligung zu Flächennutzungsplan und Landesgartenschau: Die Penzberger wurden gebeten, an beiden Projekten mitzuarbeiten.

Bürgerbeteiligung zu Flächennutzungsplan und Landesgartenschau: Die Penzberger wurden gebeten, an beiden Projekten mitzuarbeiten.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Den zweiten Part übernahm das Planungsteam, das den neuen Flächennutzungsplan für die Stadt erarbeitet. Der Plan, erklärte Sonja Rube vom Büro USP Projekte eingangs, bereite alle Bebauungspläne vor. Daher sei er ein wichtiges Instrument, mit dem die Zukunft gedacht werde. Das noch gültige Planwerk stamme aus dem Jahr 2002. Inzwischen herrsche ein neuer Zeitgeist, wie sich Städte entwickeln sollten. Miteingebunden ist auch ein Team von Landschaftsplanern vom Büro BBP. Ebenfalls soll es Abstimmungen mit einem Verkehrsplaner geben, der ein Mobilitätskonzept für Penzberg erstellen wird. Wer das sein wird, steht noch nicht fest.

Peter Riedel von BBP stellte bei seiner Analyse des Stadtgebiets fest, dass eine "wahnsinnig wenig dichte Bebauung" vorhanden sei. Es gebe demnach große Potenziale für eine Nachverdichtung. Doch müsse diese verträglich gestaltet werden. Riedel sprach davon, dass sich neue Gebäude "benehmen" müssten, also: sich vorhandener Bebauung einfügen müssten. Auch wenn das Ziel eine Innenentwicklung sein müsse, sagte Rube, gehe es stets um ein qualitätsvolles Wachstum. Natur müsse geschützt werden. Ein Verkehrskonzept sei unabdingbar.

Bis 2040 soll sich Penzberg jedenfalls in eine Art eierlegende Wollmilchsau verwandeln: Laut Rube solle die Stadt ein liebenswerter, aber auch wirtschaftsstarker Ort sein, klimaresilient und energieautark, mit einer intakten Innenstadt und großer Wohnqualität, mit Einkaufsmöglichkeiten und Bildungsangeboten, sozial und naturnah. All das soll der neue Flächennutzungsplan im Bestfall garantieren.

Bis dahin wird noch einige Zeit ins Land gehen und werden intensive Debatten geführt werden. Derweil nutzten noch einige Penzberger DJ Schiebels Auftritt im Bürgerbahnhof, um den Tag der Städtebauförderung ausklingen zu lassen - mit Boney M. im Ohr und einem Mojito als Absacker in der Hand.

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