Süddeutsche Zeitung

Penzberg:Landesbischof besucht Moschee

Heinrich Bedford-Strohm geht im Gebetsraum auf Gegensätze und Gemeinsamkeiten der beiden Religionen ein - und spricht von der Rolle des Islam in seiner Vision einer Weltgesellschaft.

Klaus Schieder

Es gibt Moscheen, in denen dieses Bild unvorstellbar ist. Da steht der Würdenträger einer christlichen Kirche in Amtstracht mit großem Kreuz auf der Brust im Gebetsraum und lässt sich erklären, was es mit der Architektur auf sich hat, und wo der Imam seine Predigt hält. In Penzberg ist dies nicht bloß möglich, sondern sogar gewünscht. Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm stattete der islamischen Gemeinde am Dienstag einen Besuch ab. "Das Zugehen auf die Muslime gehört zum Kern des Christentums", sagte er.

Sein Vorgänger Johannes Friedrich war bereits in dem Sakralbau, ebenso Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Die Kontakte zu den Protestanten würdigte Imam Benjamin Idriz in seiner Begrüßungsrede. "Niemand wird den evangelischen Kirchen vorwerfen können, sie seien blind gegenüber den Herausforderungen, die der Dialog zwischen Muslimen und Christen mit sich bringt, sie würden dazu neigen, Unterschiede zu verwischen oder echte Probleme zu verharmlosen", sagte der Imam.

Auf Gegensätze und Gemeinsamkeiten beider Religionen ging auch Bedford-Strohm ein. Es werde immer Überzeugungen im Christentum geben, "die Muslime so für sich nicht mitsprechen können", sagte er. Dies gelte auch umgekehrt. Nichtsdestoweniger seien Begegnungen wichtig: "Es nützt der jeweils eigenen Religion, den Spiegel von außen vorgehalten zu bekommen."

Nach anfänglicher Kritik am Bau der Moschee ist zwischen den vorwiegend aus Bosnien, Albanien und der Türkei stammenden Muslimen und der übrigen Bevölkerung in Penzberg längst Normalität eingekehrt. Dies hob Bürgermeister Hans Mummert (SPD) hervor. "Die islamischen Bürger sind Teil unserer Gesellschaft", betonte er. Auch als Imam Idriz in den Jahresberichten des bayerischen Verfassungsschutzes wegen Verbindungen zu islamistischen Organisationen erwähnt wurde, sei dies in der Stadt "nie ein Thema" gewesen. Im Umgang mit Muslimen habe man ein Zeichen gesetzt, so Mummert: "Je früher wir Verbindungen aufbauen und Freundschaften schließen, desto besser ." Denn auch in Zukunft werde es weiterhin Zuwanderung geben, die Menschen in Deutschland müssten sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen.

Bedford-Strohm sprach von einem weltoffenen Islam in Penzberg. Seine Vision sei eine Weltgesellschaft, in der Religionen eine öffentliche Rolle spielen. "Wir sehen Sie in Penzberg als Bündnispartner einer solchen Weltgesellschaft."

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SZ vom 12.07.2012
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