SZ-Naturserie: "Da schau her":Quirliger Winzling

SZ-Naturserie: "Da schau her": Das Wintergoldhähnchen.

Das Wintergoldhähnchen.

(Foto: Konrad Wothe)

Das Wintergoldhähnchen wiegt nur fünf Gramm und baut Nester aus Spinnweben.

Die Welt ist voller Wunder, man muss sie nur sehen. Der preisgekrönte Naturfotograf und Tierfilmer Konrad Wothe aus Penzberg fängt die Schönheit der Natur vor unserer Haustür ein. In der SZ-Serie "Da schau her" präsentiert er Schätze, die es mit dem Frühling in der erwachenden Natur zu entdecken und zu bewahren gilt.

"Der kleinste Vogel Europas - das ist nicht etwa der Zaunkönig, sondern das Wintergoldhähnchen. Rein theoretisch könnte man vier dieser Vögelchen in einem Standardbrief verschicken - so leicht sind sie. 90 Prozent ihrer Zeit wenden sie für die Nahrungssuche auf, sie haben einen enormen Energiebedarf. Am liebsten turnen sie zwischen den feinen Zweigen von Tannen und Fichten herum und picken kleinste Insekten, winzige Spinnen oder Blattläuse zwischen den Nadeln auf. Kiefern mögen sie nicht so gerne, weil die Nadeln zu lang sind. Manchmal suchen sie auch im Schwirrflug die Zweigenden ab, fast wie Kolibris.

Am häufigsten halten sie sich ganz oben in den Baumwipfeln auf. Deshalb ist es nicht leicht, sie zu Gesicht zu bekommen. Wer gute Ohren hat, erkennt sie zunächst am Gesang: einem hohen, auf- und absteigendem Wispern mit einem Schnörkel hinten dran. Wenn man das hört, kann man sein Fernglas in die Wipfel richten und Ausschau halten. Geduld braucht man schon, weil sie so quirlig sind: Kaum hat man einen entdeckt, ist er auch schon wieder verschwunden.

Wintergoldhähnchen haben ihren Namen daher, dass sie auch im Winter bei uns zu beobachten sind. Sommergoldhähnchen sind Zugvögel. Man erkennt sie an einem dunklen Augenstrich. Beide Arten haben eine Art goldene Krone auf dem Kopf, gelbe Federn, die sie bei Erregung aufstellen. Bei den Männchen kommen dann sogar noch orange Federn zum Vorschein, so dass sie richtig leuchten.

Ihre Nester bauen sie am liebsten in weit herabhängende Seitenzweige älterer Fichten. Da weben sie ein Hängenest aus Moos und Flechten hinein, das in erster Linie durch Spinnwebfäden gehalten wird und mit Moos, Flechten und Federn ausgepolstert wird. Goldhähnchen brüten gleich zwei Mal pro Saison. Auch da kann es ihnen manchmal nicht schnell genug gehen: Wenn die erste Brut noch nicht flügge ist, füttert das Männchen weiter und das Weibchen baut schon einmal das nächste Nest und legt Eier hinein."

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