SZ-Naturserie: "Da schau her":Tarnung gesucht

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Hermeline sind nicht nur wieselflink, sondern auch sehr neugierig. (Foto: Konrad Wothe)

Das Hermelin bewegt sich gerade auf dem Präsentierteller.

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Die Welt ist voller Wunder, man muss sie nur sehen. Der preisgekrönte Naturfotograf und Tierfilmer Konrad Wothe aus Penzberg fängt die Schönheit der Natur vor unserer Haustür ein. In der SZ-Serie "Da schau her" präsentiert er Schätze, die es mit dem Frühling in der erwachenden Natur zu entdecken und zu bewahren gilt.

"Wer ein Hermelin beobachten möchte, hat dazu jetzt die beste Gelegenheit. Die kleinen Wiesel tragen gerade noch ihr schneeweißes Winterfell, so dass man sie auf der grünen Wiese leicht entdecken kann. Das gilt natürlich auch für ihre natürlichen Feinde, vor allem die Greifvögel. Für das Hermelin ist es ein großes Problem, wenn es im Winter keinen Schnee gibt, seine ganze Tarnung ist dann ins Gegenteil verkehrt: Mit seinem leuchtendweißen Fell bewegt es sich wie auf dem Präsentierteller. In schneearmen Gegenden, zum Beispiel in Südeuropa, färben sich Hermeline im Winter nicht um.

Dieses Hermelin habe ich auf einer Wiese bei Seeshaupt entdeckt. Die flinken Jäger sind meist dort, wo es Mäuse gibt, also auf extensiv genutzten Wiesen, an Feldgehölzen und Waldrändern. Ihre Jungen bringen sie gerne in Wühlmausbauten zur Welt, die sie auch als Depot nutzen. Einmal habe ich ein Tier beobachtet, das an einem Vormittag eine Maus nach der anderen fing, mindestens fünf Stück. Die lagern sie dann unter der Erde wie in einem Kühlschrank.

Der langgestreckte Körper und die kurzen Beine ermöglichen es Hermelinen, mühelos in Mäusebauten zu schlupfen, wo sie oft Beute machen. Wenn man sie beobachtet, sind sie plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, um kurz darauf an einer ganz anderen Stelle wieder aufzutauchen. Das Hermelin ist neugierig und wenn es etwas entdeckt, zum Beispiel einen Fotografen, dann macht es Männchen und reckt sich ganz hoch, damit es noch besser sehen kann. Und zack ist es schon wieder weg. Es ist wirklich wieselflink. So niedlich Hermeline aussehen, sind sie doch Raubtiere. Sie können sogar Kaninchen erbeuten, die deutlich größer sind als sie selbst. In diesen Tagen werden sie scheckig, dann fallen die weißen Haare nach und nach aus. Und dann muss man bis zum November warten, um ein weißes Wiesel zu Gesicht zu bekommen."

Konrad Wothe auf der Pirsch vor seiner Haustür in Penzberg. (Foto: Stefanie Wothe/OH)
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