Penzberg/Kochel:Pro und kontra Vier-Sterne-Hotel

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Penzberger Bürger sind zu einer außerordentlichen Versammlung eingeladen. Das Projekt tangiert auch Kochel am See

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg/Kochel

Die Stadt Penzberg hat an Infrastruktur einiges zu bieten. Doch was ihr fehlt, ist ein Vier-Sterne-Hotel. Ein solches soll beim Hubersee entstehen, auf einem bewaldeten Areal südlich des Kreisverkehrs an der Seeshaupter Straße. Es soll 75 Zimmer haben. Der Stadtrat hat die Planung auf den Weg gebracht. Dagegen regt sich massiver Widerstand der Bürger. An diesem Montag sollen sie auf einer außerordentlichen Bürgerversammlung überzeugt werden.

Vor allem das Pharmaunternehmen Roche hat ein Interesse daran, eine adäquate Unterkunft für seine internationalen Gäste in Penzberg vorweisen zu können. Bislang mussten die Besucher in Hotels in Nachbargemeinden wie Iffeldorf oder dem weiter entfernten Markt Murnau untergebracht werden. Roche ist deshalb bei der Stadt vorstellig geworden, diese will der Bitte nachkommen, auch weil ein Vier-Sterne-Hotel den Tourismus fördern würde.

Als Standort war der Campingplatz am Hubersee favorisiert, dann aber verworfen worden. Jetzt steht ein Grundstück direkt an der Seeshaupter Straße zur Debatte, nahe an der Garmischer Autobahn und der Zufahrt zu Roche. Den Protesten der Naturschützer gegen einen Bau auf Waldgebiet hält die Untere Naturschutzbehörde im Weilheimer Landratsamt entgegen, der Fichtenwald sei nicht schützenswert. Vor allem der Stadtratsfraktion der Grünen blies starker Wind ins Gesicht, weil die drei Stadträte für das Hotelprojekt gestimmt hatten. Die Gegner befürchten auch, dass das benachbarte Gelände des Guts Hub und der Hubersee zu stark von dem Neubau tangiert werden könnten. Die Naturschützer schließen sich mit ihrem Protest einer Initiative von Penzbergern an, die seit Wochen Unterschriften gegen das Bauvorhaben sammeln.

Dass das Penzberger Hotelprojekt Wellen bis in den Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen schlägt, beweist eine Pressemitteilung des Kochler Bürgermeisters Thomas Holz (CSU). Er erklärt, es hätten ihn zahlreiche Anfragen zu dem Vorhaben erreicht. "Ob in Penzberg ein Vier-Sterne-Hotel entsteht, ist einzig und alleine Sache der Stadt Penzberg. Ich werde diese Pläne weder bewerten noch kommentieren", sagt Holz. Schon allein deshalb, weil Kochel und Penzberg stets gut zusammenarbeiteten, vor allem in Sachen Bahnlinie Tutzing-Kochel.

Allerdings erklärt Holz auch, dass auf dem Grundstück der ehemaligen Verdi-Bildungsstätte am Kochelsee ein rechtskräftiger Bebauungsplan für ein höherklassiges Hotel bestehe. Dies sei den Verantwortlichen bei Roche ebenso bekannt wie dem Grundstückseigentümer, der von der Suche des Unternehmens nach geeigneten Unterkünften wisse. Laut Holz soll der Eigentümer des Areals Fachleute mit der Umsetzung von Hotelplänen an diesem Standort beauftragt haben. "Immer wieder fragen interessierte Betreiber und Investoren bei uns Details zum Bebauungsplan und zum Tourismus im Zwei-Seen-Land an", sagt Holz. Aktuell beschäftige sich "ein namhafter Architekt" damit, Ideen planerisch umzusetzen. Doch ob und wann ein Vier- oder Fünf-Sterne-Haus in Kochel entstehe, sei nicht Sache der Kommune, sondern des Grundstückeigners.

Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner (Parteilos) wäre wohl ebenso froh, dies sagen zu können. Stattdessen muss sie Wogen glätten. Mit dem einstimmigen Beschluss des Stadtrats im Rücken will Zehetner bei der außerordentlichen Bürgerversammlung für das Hotelprojekt werben. Diese soll einer Podiumsdiskussion gleichen. Zehetner hat den Baujuristen Otto Gassner eingeladen, der in München umstrittene Projekte begleitet hat. Außerdem dabei: zwei Vertreter der Hotel-Gegner; Susanne Lengger vom Tourismusverband Pfaffenwinkel, die Landschaftsarchitektin Andrea Gebhardt und ein Vertreter der Penzberger Wirtschaft.

Bürgerversammlung, Montag, 28. Juli, 19 Uhr, Tenne auf Gut Hub, Vordermeir 2, Shuttle-Bus im Angebot, Information unter www.penzberg.de

© SZ vom 28.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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