Saison 2023/2024:Hanni zieht um

Saison 2023/2024: Hannis Eismärchen soll wieder eine herkömmliche Eisbahn bekommen, allerdings auf der Berghalde.

Hannis Eismärchen soll wieder eine herkömmliche Eisbahn bekommen, allerdings auf der Berghalde.

(Foto: Manfred Neubauer)

Trotz hoher Kosten plant die Stadt Penzberg eine Neuauflage des Eismärchens - größer, bunter und auf der Berghalde. Für die Organisation des kleinen Winter-Tollwood möchte sie sich einen Partner suchen, um das finanzielle Risiko abzufedern.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Nach zwei Jahren Corona-Pause war Hannis Eismärchen in der Wintersaison 2022/2023 von vielen sehnsüchtig erwartet worden. Doch die Veranstaltung auf dem Stadtplatz floppte und bescherte Penzberg ein Defizit von etwa 130 000 Euro. Angesichts der tiefroten Zahlen wünschte sich der Finanzausschuss im Februar ein Konzept, wie es weitergehen könnte. Die städtischen Organisatoren legten es dem Gremium am Dienstag vor. Das Eismärchen soll sich zum "Eiszauber" mausern - größer, bunter und auf dem Volksfestplatz auf der Berghalde. Der Ausschuss einigte sich darauf, den Versuch in der Wintersaison 2023/2024 zu wagen.

Der Schock saß tief, als die beiden städtischen Organisatoren Monika Engel und Alexander Bergel die Bilanz des jüngsten Eismärchens im Frühjahr vorlegten. Wegen der Lärm- und Energieproblematik gab es statt einer Eis- versuchsweise eine Synthetikbahn auf dem Stadtplatz mit stark reduziertem Rahmenprogramm. Die beliebte Eisdisco oder Showeinlagen von Bands und Vereinen mussten gestrichen werden. Die Änderungen wurden von den Besuchern nicht goutiert. An den 37 Öffnungstagen kamen lediglich 8206 Besucher. Zum Vergleich: In der Saison 2019/2020 waren es 17 366 Besucher. Die Kunststoff-Eisfläche kam bei den Schlittschuhläufern nicht gut an.

Tiefrote Zahlen

Auch die Kosten reduzierten sich nicht wie gehofft. Zwar wurden laut Bergel durch den Wechsel von Eis auf Kunststoff etwa 50 Prozent Energiekosten gespart, die rund 600 Quadratmeter große Synthetik-Bahn war jedoch mit 110 000 Euro mehr als 60 000 Euro teurer als die Eisbahn in der Saison 2019/2020. In allen weiteren Bereichen hatte es Preissteigerungen gegeben wie etwa bei der Security oder dem Eismeister. Die Plastikversion hatte obendrein einen unschönen Nebeneffekt: Der Abrieb nur eines Tages habe eine ganze 120-Liter-Restmülltonne gefüllt, berichtete Bergel im Februar. Insgesamt 60 000 Euro müssen zusätzlich im Nachtragshaushalt 2023 bereitgestellt werden.

Dass das Eismärchen in dieser Form nicht der Kracher ist, war Verwaltung und Stadträten klar. Letztere baten um ein Konzept für eine Neuausrichtung. Auf 20 Seiten präsentierten Bergel und Engel dem Finanzausschuss detailliert Lösungsvorschläge. Weil die Lärmproblematik - Anwohner hatten sich wegen der Dauerbeschallung beschwert und einen Anwalt eingeschaltet - nicht wegzudiskutieren sei, wäre es sinnvoll, Hannis Eismärchen künftig auf die Berghalde zu verlegen, schlugen die beiden vor. Dort könnten nicht nur wieder "laute Veranstaltungen" stattfinden, das Event könnte zudem größer hingelegt werden. Immerhin stehen auf dem Freizeitgelände etwa 11 500 Quadratmeter zur Verfügung, was neue Gestaltungsspielräume eröffnet.

Saison 2023/2024: Die Synthetik-Eisfläche auf dem Penzberger Stadtplatz gefiel den Besuchern nicht.

Die Synthetik-Eisfläche auf dem Penzberger Stadtplatz gefiel den Besuchern nicht.

(Foto: Stadt Penzberg/oh)

Dass es neue Attraktionen braucht, ist man sich im Rathaus sicher. Schließlich liegt die Berghalde etwas abseits, es brauche Anreize für die Besucher, um eigens dorthin zu kommen. Bergel und Engel schwebt vor, die Eisfläche von 600 auf 1200 Quadratmeter zu vergrößern. Die Infrastruktur wie Umkleidebereiche und ähnliches könnte verbessert werden, ebenso das Ambiente und die Dekoration mit Feuerstellen und Sitzgelegenheiten auf dem gesamten Gelände verteilt. Es könnte eine Bühne für Live-Auftritte geben, eine Silvestershow mit professionellem Feuerwerk und Gastro-Angebote. Bergerl sprach von einem kleinen Winter-Tollwood. "Vom Eismärchen zum Eiszauber", meinte Bergel. Ein Eishockey-Turnier, Hannis Eis-Wiesn, Shuttle-Service von der Innenstadt zur Berghalde (Kutsche oder Bus) - an Ideen mangelt es nicht.

Mit Bauchschmerzen stimmte der Finanzausschuss diesem Versuchsballon für die kommende Saison mehrheitlich zu. Neu aufgenommen wurde der Vorschlag, sich einen externen Anbieter für die Veranstaltung zu suchen. Denn ein größeres Event kostet auch mehr. Das finanzielle Risiko könnte durch einen Partner verringert werden. Sollte es Interessenten geben, muss noch geklärt werden, ob die Stadt die gesamte Event-Organisation abgibt oder den Eisflächen-Betrieb behält. Letzteres hätte den Vorteil, dass weiterhin moderate Eintrittspreise (Kinder drei Euro; Erwachsene fünf Euro) beibehalten werden könnten und die Einnahmen in den Stadtsäckel fließen würden. Das Winterspektakel soll mindestens vom 16. Dezember 2023 bis 7. Januar 2024 stattfinden.

Dass das Eismärchen eine Attraktion in der Region ist, beweisen Vergleichszahlen. Im Winter 2019/2020 kamen 17 366 Besucher nach Penzberg. Den Eiszauber in Starnberg besuchten 8000 Personen, die Eiszeit in Wolfratshausen 6000. Eine Umfrage damals ergab, dass 60 Prozent der Besucher aus dem Umland stammten.

Apropos Innenstadt: Bauchschmerzen hatten einige Stadträte insbesondere deshalb, weil das Eismärchen gedacht war, um Penzbergs Zentrum zu beleben. Von den Besuchern profitieren die Geschäftsleute. Daher prüft die Stadt, ob auf dem Stadtplatz in der Weihnachtszeit nicht ein dauerhafter Christkindlmarkt veranstaltet werden könnte. Bei der Ideenfindung eingebunden werden soll die Händlervereinigung Pro Innenstadt.

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