Es ist doch zum Mäusemelken! Da lacht eine Woche lang die Sonne vom Himmel und just am Faschingssonntag meint das Wetter, sich aufmandln zu müssen. Aber was so ein echter Narr oder eine echte Närrin ist, lässt sich von Sturm und Regen nicht abschrecken. 16 Gruppen hatten sich zum Gaudiwurm durch die Stadt Penzberg angemeldet, und 16 Mottowagen, Fußgruppen und Faschingszug-Teilnehmer standen parat - getreu dem Penzberger Motto: "Lassts ned aus!" Viel Politisches gab es nicht. Die Landesgartenschau, der (fast) alltägliche Stau in der Stadt und ein neuer Sensationsfund im Nonnenwald waren die Hauptthemen. Dort wurde nämlich ein großes Kohlevorkommen entdeckt. Recht praktisch eigentlich in Zeiten der Energiekrise.
Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) mischt beim Gaudiwurm höchstselbst mit. Als Vertreter des Bergwerks-Personalamts wirbt er um Mitarbeiter.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Putin und den russischen Gaslieferungen die kalte Schulter zeigen, das könnte so ein Kohlefund möglich machen. Jedenfalls, mag man den CSU-Faschingsnarren und ihrem Mottowagen Glauben schenken, wurden im Nonnenwald derart mächtige Flöze gefunden, dass das Bergwerk wieder reaktiviert werden sollte. Blöd nur, dass die Kohle unter dem Werksgelände eines Pharma-Riesen, vulgo Roche, liegt. Pech für das Unternehmen, denn es muss weichen. Aber, so verkündet es ein Flugblatt mit dem Titel "Extra-Bladl", das an die Schaulustigen am Straßenrand verteilt wurde, das Unternehmen reagiert verständnisvoll, wolle es doch so auch einen Beitrag zur Energieautarkie der Stadt beitragen. Woanders unterkommen, sei kein Problem, ist weiter zu lesen. Ein kleiner Seitenhieb: Die Nachbargemeinde Sindelsdorf verfüge ja über freie Gewerbeflächen an der Autobahn zuhauf.
Penzberg Miteinander hat eine Lösung für das Stau-Problem in der Stadt gefunden: eine eigene Fluglinie. Rechts im Bild Zweiter Bürgermeister Markus Bocksberger.
(Foto: Harry Wolfsbauer)
Penzberg blüht auf, oder: Rollrasen verlegen einmal anders - mit den Penzberger Jungrittern, die die Landesgartenschau 2028 auf die Schippe nehmen.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Jedenfalls sucht die Stadt nun Personal für das Bergwerk - und das gendergerecht und selbstredend gleichgestellt: Kumpel und Kumpelinnen; Hauer und Hauerinnen; Steiger und Steigerinnen; ja, und natürlich dürfen da Koinschicksen nicht fehlen (m/w/d). Wohnungen werden gestellt - auf dem Edeka-Gelände. Zur Arbeit unter Tage geht es von dort unterirdisch mit Elektrobussen. "Wir sind da absolut fortschrittlich", wird Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan zitiert. Der ist realiter in weißem Kittel und mit grauer Perücke beim Gaudiwurm dabei. Als Vertreter des Bergwerks-Personalamts wirbt Korpan um Bergleute mit Erfahrung. Ein Chef für die Unternehmung ist schon gefunden: Ludwig "Wiggerl" Schmuck, seines Zeichens CSU-Stadtrat, thront auf dem Mottowagen und winkt huldvoll in die Menge. Vorneweg werben drei Aktivisten der Letzen Generation für ihre Anliegen. "Pharma muss bleiben", steht auf einem Plakat. Zwischendurch kleben sich die drei quasi auf der Straße fest, um umgehend von Polizisten weggezogen zu werden.
Auch Penzberg Miteinander (PM) mischt beim Gaudiwurm kräftig mit. Das oftmals nervtötende Verkehrschaos in der Stadt ist das Thema der Fußgruppe, die als Flugbegleiterinnen, Passagiere und Piloten verkleidet durch die Innenstadt zieht. Das kommt nicht von ungefähr, schlägt PM doch vor: "Sei klüger, flieg drüber!" Eine eigene Airline ist die Lösung aller Probleme. Da braucht es halt nur noch einen Flughafen. Kein Ding, schneller fertig als der BER in Berlin, würde er allemal mit Sicherheit. Die Jungritter nehmen gleich mit zwei Wagen und Fußgruppen am Faschingszug teil. Sie pickten sich die Landesgartenschau 2028 als Thema raus - mit viel Liebe zum Detail bei den Kostümen und Aufbauten. Da darf man gespannt sein: Hanni-Hanf könnte in fünf Jahren ein Verkaufsschlager werden, getreu dem Motto: "Penzberg blüht auf."
Mehr als nur ein Maskottchen in Schafgestalt: Hanni-Hanf könnte ein Erfolgsschlager werden.
(Foto: Harry Wolfsbauer)Trotz Dauerregens verbreiten die Gruppen Frohsinn. Bonbons fliegen zur Freude der Kinder durch die Luft. Mit dabei sind noch der städtische Kindergarten, die Penzberger Ringer, der ESV, die Solidarität, wilde Mofa-Rocker, der 1. FC Penzberg und viele andere. Allein das Organisationskomitee Fasching Penzberg stellt drei große Wagen samt Fußgruppen. Vorneweg nehmen das Prinzenpaar Niki II. de Lewakaas-Narrische und Thomas VI. vom Aqua-Imperium sowie das Kinderprinzenpaar Alina I. vom Einradpalast und Louis I. von der Holzspalterei die Huldigung Hunderter Schaulustiger entgegen.
Mehrere Hundert Zuschauer säumen die Straßen und verfolgen den Gaudiwurm durch die Innenstadt.
(Foto: Harry Wolfsbauer)