Blaulichtorganisationen:Zu wenig Platz

Blaulichtorganisationen: Seit beinahe 20 Jahren ist bekannt, dass das Penzberger Feuerwehrhaus zu klein ist. Ein Gutachten soll nun klären, welchen Platzbedarf es tatsächlich gibt.

Seit beinahe 20 Jahren ist bekannt, dass das Penzberger Feuerwehrhaus zu klein ist. Ein Gutachten soll nun klären, welchen Platzbedarf es tatsächlich gibt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das Penzberger Feuerwehrhaus platzt aus allen Nähten. Bürgermeister Stefan Korpan lässt ein Gutachten anfertigen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Penzberger Feuerwehr hat ein Platzproblem. Gemeinsame Umkleiden für Männer und Frauen, zu wenig Platz für Fahrzeuge und Ausrüstung - es hakt an vielen Stellen. Das ist seit vielen Jahren bekannt. Immer wieder gab es Pläne für Erweiterungen oder gar Neubauten, immer wieder zerschlugen sie sich. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sieht Handlungsbedarf, aber auch, dass die Stadt klamme Kassen hat. Um endlich eine fundierte Entscheidungsbasis zu haben, lässt er ein Gutachten in Auftrag geben. Ein Fachbüro soll klären, in welchem Zustand sich das Feuerwehrhaus befindet, wie teuer ein Umbau und eine Sanierung kämen und ob die Ausstattung ausreicht. "Erst mit all diesen Daten kann der Stadtrat über die weitere Vorgehensweise befinden", sagt Korpan.

Blaulichtorganisationen: Simone Abt ist seit 2022 die Chefin der Penzberger Feuerwehr.

Simone Abt ist seit 2022 die Chefin der Penzberger Feuerwehr.

(Foto: Manfred Neubauer)

Ein wenig Frust ist herauszuhören, wenn die Penzberger Feuerwehrkommandantin Simone Abt über die Platznot an der Winterstraße spricht. Zwei Kommandanten vor ihr hätten sich an dem Thema schon die Zähne ausgebissen, sagt sie. "Aber ich bin ja jung und motiviert und versuche es nun auch einmal", meint sie ironisch. Aufgespießt wurde der Neubau eines Feuerwehrhauses jüngst am 1. April. Eine große Bautafel an der Straße zwischen Penzberg und Sindelsdorf verkündete dort die Errichtung einer großen Wache, "querfinanziert über die Kreisumlage". Ein Aktionsbündnis namens "Ein neues Zuhause für die Penzberger Feuerwehr" zeichnete für den Aprilscherz verantwortlich. Doch der Spaß hat einen ernsten politischen Hintergrund.

Neubau oder Sanierung?

Die Layritzhalle samt Umgriff - beides gehört der Stadt Penzberg seit 2017 - sollte zum neuen Blaulichtzentrum werden. Die Feuerwehr sollte mit allen Fahrzeugen, Ausrüstung, Funkzentrale und mehr in die alte Halle einzieht. Ferner sollten neben der Halle neue Gebäude für das Rote Kreuz, Wasser- und Bergwacht sowie Polizei entstehen. 2020 kam die Kehrtwende, schon allein deshalb, weil dieses Blaulichtzentrum zig Millionen Euro gekostet hätte. Inzwischen entsteht in der Layritzhalle ein Biomasse-Kraftwerk der Penzberger Stadtwerke.

Danach kam die Idee auf, auf dem Areal des Discounters Lidl zumindest die Feuerwehr unterzubringen. Der Supermarkt zieht um: gegenüber auf das Gelände des Edeka-Marktes, wenn die Gebäude fertiggestellt sind. Doch auch um diese Pläne ist es still geworden. Laut Bürgermeister Korpan sind sie nicht vom Tisch. "Momentan gehört der Stadt das Grundstück noch nicht", sagt er. Noch in dieser Woche soll es ein Gespräch geben. "Wir starten in die Verhandlungen."

Für Kommandantin Abt wäre der Standort Lidl gut geeignet. Das gilt nicht für jeden. Es geht um die Hilfsfrist. Binnen zehn Minuten müsse das erste Fahrzeug am Einsatzort sein, erklärt Abt. "Da ist der Alarmierungsweg schon rausgerechnet." Eineinhalb Minuten hätten die Integrierte Leitstelle und die Feuerwehrleute Zeit, den Alarm weiterzugeben und ins Feuerwehrhaus zu kommen, um auszurücken. "Das ist eh sportlich", sagt Abt. Aus diesem Grund sei der Standort der Wache sehr wichtig. Optimal wäre aus ihrer Sicht die Wiese am städtischen Friedhof. Die Anfahrt für die Aktiven wäre kurz. "Wir haben etliche Leute, die beim Bauhof oder im Rathaus arbeiten", so Abt. Die Anbindung an die Seeshaupter Straße sei optimal. Vorstellbar wäre ferner ein Standort zwischen Vogelbergstraße und Hagebaumarkt. "Da wäre die Hilfsfrist gerade noch so machbar." Wichtig bei all diesen Varianten - sollte es zu einem Neubau kommen - sei, dass möglichst wenige Nachbarn durch Einsätze und Übungen belästigt würden.

Blaulichtorganisationen: Das Feuerwehrhaus in Penzberg platzt aus allen Nähten.

Das Feuerwehrhaus in Penzberg platzt aus allen Nähten.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ob sich die Stadt einen Neubau werde leisten können, lässt Korpan momentan offen. "Ich weiß es einfach nicht. Deshalb auch das Gutachten." Für Simone Abt steht fest, dass die Sanierung des Feuerwehrhauses an der Winterstraße ebenfalls Millionen kosten würde und ein Neubau auf der grünen Wiese eventuell auf die nächsten 40, 50 Jahre gerechnet günstiger kommen könnte. Man habe Glück, dass sich bislang kein Aktiver beschwert hat, beschreibt Abt die Tatsache, dass es im Penzberger Feuerwehrhaus nur eine gemeinsame Umkleide für Frauen und Männer gibt -und dies, wo anderswo über dreigeteilte Toiletten diskutiert wird für männlich, weiblich und divers. Auch eine strenge sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung müsste es geben. Das bedeutet: Hygiene ist ein zentrales Thema beim Gesundheitsschutz für Feuerwehrangehörige. Wenn die Arbeitskleidung bei einem Einsatz kontaminiert wurde, sollte sie nicht mit der Privatkleidung in Kontakt kommen. Damit hapert es in Penzberg. Rutschhemmende Fußböden, keine Stufen ins Gebäude beziehungsweise Treppen in der Wache und vieles mehr sind die Problempunkte. Die Penzberger Wache habe Bestandsschutz, sagt Abt. Aber damit sei Schluss, sollte irgendwann etwas passieren. "Dann spielen die Versicherungen nicht mehr mit."

Blaulichtorganisationen: Ein Aprilscherz mit politischem Hintergrund.

Ein Aprilscherz mit politischem Hintergrund.

(Foto: Privat/oh)

Wie der Feuerwehr ergeht es auch dem Roten Kreuz (BRK) an der Winterstraße. Es hat sein Haus 1981 bezogen. Schon längst erfüllt es die heutigen Anforderungen nicht mehr. Vor Kurzem berichtete Bürgermeister Korpan, wie schwierig es sei, ein Grundstück zu finden. Drei Areale habe er dem BRK vorgeschlagen, stets habe die Rettungsorganisation abgewinkt - "aus verschiedensten Gründen". Das BRK lehnt einen Grundstückskauf ab. Es möchte ein solches von der Stadt pachten. "Wir versuchen es weiter." Klappt es nicht mit einem neuen Standort, dann muss das Haus an der Winterstraße saniert werden. Allerdings würde dies auch bedeuten, dass Berg- und Wasserwacht dort ausziehen und sich eine neue Bleibe suchen müssten.

120 Aktive hat die Penzberger Feuerwehr. Simone Abt hatte sich bei Amtsantritt vorgenommen, verstärkt Mitgliederakquise zu betreiben. Daraus wird nichts: "Ich habe keinen Platz für Neue." Dennoch gehe es der Feuerwehr im Vergleich zu den anderen Blaulichtern gut. "Immerhin haben wir eine Umkleide und müssen uns nicht wie andere im Fahrzeug umziehen." Obendrein stünden alle 14 Fahrzeuge in der Halle oder in Garagen. "Wie kann man erwarten von Ehrenamtlichen, ihren Dienst zu tun unter solchen Bedingungen?"

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