Richtfest:Roche baut in Penzberg die Biotech-Zentrale Bayerns

Richtfest Roche LOC

Da staunt der lederbehoste Landrat Josef Niedermaier: Roche baut ein Ausbildungszentrum - es wird das größte Gebäude auf dem gesamten Campus.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Pharmakonzern errichtet das größte Ausbildungszentrum der Branche im Freistaat. Die Zahl der Lehrlinge und Studierenden kann von 300 auf 400 steigen.

Von Alexandra Vecchiato

Es wird das größte biotechnologische Ausbildungszentrum in Bayern sein: Rund 120 Millionen Euro investiert das Pharmaunternehmen Roche in ein neues Multifunktionsgebäude, in dem voraussichtlich von September 2017 an alle Auszubildenden am Standort im Nonnenwald zusammengeführt werden sollen. Am Mittwoch war Richtfest - und wie so oft bei solchen Anlässen auf dem Roche-Werksgelände kam auch ein bayerischer Minister: Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), ebenfalls zuständig für Bildung und Wissenschaft, zählte zu den Laudatoren. Roche in Penzberg sei ein ganz großer Standort. Mit dem neuen Ausbildungszentrum investiere das Unternehmen in Lebensläufe und damit in seine Zukunft, ganz anders als andere Global Player, die nur in kurzen Kreisläufen von Investitionen und Renditen dächten.

Vor 50 Jahren sei auf diesem Gelände noch Pechkohle abgebaut worden, zwei Generationen später habe sich mit Roche einer der größten Biotechnologie-Standorte Europas im Nonnenwald entwickelt, sagte Ursula Redeker, Sprecherin der Geschäftsführung von Roche Diagnostics. Penzberg sei nicht irgendein Werk, sondern spiele eine sehr wichtige Rolle innerhalb des Konzerns. Die Entwicklung des Standorts sei daher "noch lange nicht zu Ende". Das zeigten die aktuellen Bauprojekte mit einem Investitionsvolumen von fast 600 Millionen Euro. Auch die Anzahl der Mitarbeiter steige kontinuierlich; aktuell sind es rund 5600.

Investitionen von 600 Millionen Euro

Das Gelände des Pharmaunternehmens Roche in Penzberg gleicht einer Großbaustelle. Unzählige Kräne bewegen sich, als ob sie von einem unsichtbaren Choreografen angeleitet würden. Lastwagen bringen unentwegt neues Material auf die verschiedenen Baustellen. Neben dem gut 120 Millionen Euro teuren Labor- und Office-Komplex, in dem das Ausbildungszentrum untergebracht wird, entstehen in einem bestehenden Gebäude, Biologics IV, für rund 330 Millionen Euro Produktionsanlagen für biopharmazeutische Wirkstoffe. Vergleichsweise günstig sind da die 51 Millionen Euro für den Ausbau der Diagnostik-Produktion.

Ebenfalls gebaut wird eine neue Energie- und Medienzentrale für 65 Millionen Euro. Die Erweiterung der werkseigenen Kläranlage kostet 26 Millionen Euro. Sie ist künftig umgerechnet auf 165 000 Einwohner ausgelegt. Die Bauarbeiten liegen momentan im Zeitplan. Die meisten Gebäude sollen noch in diesem Jahr fertiggestellt sein, 2017 sollen alle Projekte bezugsfertig sein. Am Standort Penzberg wird laut der Werksleitung großen Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So wird die Abwärme eines Blockheizkraftwerks im Nachbargebäude zum Heizen des Labor- und Office-Komplexes genutzt. Damit wird ein Wirkungsgrad von 96 Prozent erreicht. Veca

Wie wichtig es sei, in qualifizierte Mitarbeiter zu investieren, machte Personal-Geschäftsführer Edgar Vieth deutlich. In dem neuen Labor- und Office-Komplex werden auf sechs Stockwerken und rund 22 500 Quadratmetern Labore für die Qualitätssicherung, ein Gesundheitszentrum und eben der Ausbildungsbereich für 300 junge Frauen und Männer untergebracht. "Vielleicht auch einmal 400", sagte Vieth. Bislang findet die Berufsausbildung in fünf Gebäuden statt. Allerdings sei es nicht einfach, Nachwuchs zu generieren - bei insgesamt immer weniger Schulabgängern und zudem immer mehr jungen Menschen, die einen Hochschulabschluss anstreben. Am Penzberger Standort bildet Roche in elf Berufsfeldern aus, 90 Azubis erhalten in diesem Jahr eine Chance. Vier zusätzliche Ausbildungsplätze wurden für Asylbewerber geschaffen.

Richtfest: So wird es aussehen: das neue Labor- und Bürogebäude am Roche-Standort Penzberg.

So wird es aussehen: das neue Labor- und Bürogebäude am Roche-Standort Penzberg.

(Foto: Roche)

Werksleiter Claus Haberda nannte den 300 geladenen Gästen in seiner Rede einige Details zum neuen Haus: Es sei das größte Einzelgebäude auf dem Campus mit einer offenen architektonischen Gestaltung. Viel Wert werde auf eine flexible Nutzung gelegt. Neben den Labors entstehen etwa 260 Büroarbeitsplätze. Allerdings wird es keine Einzelbüros mehr geben, nur die Werksärzte hätten separate Räume zur Wahrung der Privatsphäre.

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