Penzberg:Der Esel ist gar keiner

Die umstrittene Brunnenfigur ist auf dem Stadtplatz angekommen. Künstler Michael von Brentano ärgert sich über die Bezeichnung seines Werks - Fragen will er nicht mehr beantworten.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Nun ist er angekommen: der neue Esel-Brunnen auf dem Penzberger Stadtplatz. Mit einem Kran wurde der Bronzeguss von einem Anhänger zu seinem endgültigen Standort gehoben. Obschon es kräftig regnete, blieben immer wieder Bürger stehen, um die Arbeiten zu beobachten. Allerdings ist der "Wasserträger" teilweise verhüllt. Ganz zu sehen soll er erst an diesem Donnerstag sein, wenn der Brunnen offiziell in Betrieb geht. Der Brunnen kostet 79 000 Euro.

Ganz und gar nicht glücklich war Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei). Wie der Brunnen in natura aussieht, sollten die Penzberger erst am Donnerstag sehen können. Zehetner wollte, dass die Plastik in einer Kiste verpackt am Stadtplatz angeliefert wird. Doch der "Wasserträger" stand unverhüllt auf seinem Anhänger, nur Kopf und Teile des Körpers wurden mit Malervlies umwickelt. Stadtbaumeister Justus Klement erklärte, man werde die Figur bis Donnerstag abdecken und den Bauzaun um den Brunnen schließen. Noch überlege man, womit man den Esel abdecke, denn sollten die Temperaturen wieder steigen, bliebe eine Plastikfolie an der frischen Bronze womöglich kleben. Am Dienstag und Mittwoch soll getestet werden, ob der Brunnen auch tatsächlich funktioniert. Man wolle vor allem ausprobieren, wohin und wieweit das Wasser spritzen werde.

Die Brunnenfigur des Seeshaupter Künstlers Michael von Brentano zeigt ein Fabeltier, das auf seinem Rücken bunte Behältnisse trägt. Aus ihnen soll Wasser für die Menschen in der Stadt sprudeln, in der 74 Nationen beheimatet sind. Wasser als Symbol für Fülle, so will Brentano sein Konzept interpretiert sehen. Über die kontroversen Diskussionen im Vorfeld hatte er sich geärgert, wie auch über die Bezeichnung "Esel". An diesem Montag mag er keine Stellungnahme abgeben. Die Frage "Sind Sie froh, dass er jetzt endlich steht?" beantwortet Brentano nicht.

Derweil laufen die Vorbereitungen für das Brunnenfest am 28. Juli. Für die Enthüllung des "Wasserträgers" müssen Bürgermeisterin Zehetner und die anderen Festgäste ihre Schuhe ausziehen und barfuß in den Brunnen steigen. Von 18 bis 22 Uhr soll es auf dem Stadtplatz Musik und Kulinarisches geben. Viele Geschäfte in der Innenstadt haben bis 20 Uhr geöffnet.

Ebenfalls gesucht wird ein neuer Namen für den Brunnen. Noch ein Detail, das Brentano stört. Er soll sich beschwert haben, dass sein "Wasserträger" im Volksmund "Esel" genannt wird. Vielleicht findet sich ja ein charmanterer Name als dieser, kommentierte Zehetner. Vorschläge können noch diesen Dienstag in der Stadtbücherei abgegeben werden.

Dass der Penzberger Esel-Brunnen auch im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Thema ist, zeigt die Zuschrift eines Lesers: Martin Hake aus Bad Tölz schlägt vor, den Brunnen "Der Steuerzahler und die sprudelnden Staatssäckel" zu nennen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: