Süddeutsche Zeitung

Baustelle:Ein völlig neues Klangerlebnis

Innensanierung der Christkönigkirche in Penzberg: In einem ersten Schritt wird die Orgel ertüchtigt.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Auf der Empore der Christkönigkirche in Penzberg herrscht reger Betrieb. Es wird geschraubt, geklebt und gesaugt. Die Firma Orgelbau Kaps aus Eichenau hat sich des großen Instruments in der Stadtpfarrkirche an der Bahnhofstraße angenommen. Dass die Orgel während der laufenden Kirchensanierung überholt werde, sei ein "Sonderfall", sagt Kirchenpflegerin Margareta Drexel. Doch die Maßnahme sei nötig, damit die elektro-pneumatische Orgel wieder in alter Pracht ertöne - bis sie irgendwann komplett generalsaniert werden kann. Bis Ostern sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Im März hatte die rund eine Million Euro teure Renovierung der Christkönigkirche begonnen. In einem ersten Schritt wurde das Dach verstärkt. Nach der Katastrophe 2006 in Bad Reichenhall, wo eine Eishalle unter den Schneemassen einstürzte, hatte das Bistum Augsburg angeordnet, alle Kirchendächer zu untersuchen. Das Ergebnis: Auch das Dach der Penzberger Stadtpfarrkirche ist nicht auf mögliche Schneelasten ausgelegt. 400 Sparren wurden im Dachstuhl für mehr Sicherheit verbaut. Ursprünglich war die katholische Pfarrei davon ausgegangen, dass allein diese Maßnahme eine halbe Million Euro kosten werde. Doch ein weiteres Gutachten von einem Schneelastexperten aus Mittenwald ergab, dass die Verstärkung des Daches weniger aufwendig ausfallen darf. Die Kosten reduzierten sich auf etwa 120 000 Euro.

Später soll die Orgel generalüberholt werden

Trotz dieser guten Nachricht ist Drexel verhalten, was die weitere Kirchenrenovierung betrifft, die schon 2022 hätte beginnen sollen. Ein großer Posten ist die Erneuerung der Elektrik. Drexel geht von Kosten in Höhe von 300 000 Euro aus. Auf die erste Ausschreibung der Arbeiten kam kein einziges Angebot zurück. "Das müssen wir nun wiederholen." Die Kirchenpflegerin hofft, noch im Laufe dieses Jahres diese Baustelle abarbeiten zu können. Wann die Renovierung des Kircheninneren beginnen könne, stehe in den Sternen. "Wir müssen wohl schrittweise vorgehen. Im Chorraum anfangen und uns nach hinten vorarbeiten", sagt sie. Prognosen über Zeitabläufe möchte Drexel nicht abgeben.

Umso mehr freut es die Kirchenpflegerin, die selbst Orgel spielt, dass die Arbeiten an der Empore voranschreiten. Zwar sei das Instrument durchaus zu spielen, aber nicht alles funktioniere. Das soll sich in den nächsten Tagen ändern. Juniorchef Matthias Kaps und seine Mitarbeiter Daniel Nagel-Müller und Simon Fischer ertüchtigen die Orgel aus dem Jahr 1958 vor allem technisch. Ein neuer Gleichrichter mit 14 Volt wird eingebaut. Die sogenannten Sammelschienen hingen bislang alle an einer Sicherung - nicht ganz ungefährlich, wie Matthias Kaps erklärt. Wird einer der Drähte heiß und fängt zu glühen an, "fliegt nicht gleich die Sicherung raus", sagt er. Stattdessen hätte es jederzeit zu einem Brand kommen können. Nun hänge jede Lade an zehn Ampere, sagt er. Mehrere Sicherungen werden neu eingebaut. Des Weiteren wurden zwei Zugänge mit festmontierten Leitern zu den großen Orgelpfeifen auf den Podesten an der hinteren Kirchenwand installiert. "Das war für die Arbeitssicherheit unerlässlich", sagt Drexel. Etwa 40 000 Euro sind für diese kleine Orgelsanierung veranschlagt. Die geplante Generalüberholung werde mindestens weitere 100 000 Euro kosten, so Drexel.

Während die Pfarrgemeinde die Innenrenovierung der Christkönigkirche großenteils allein tragen muss - die Stadt Penzberg hat 40 000 Euro Zuschuss in Aussicht gestellt -, kann Kirchenpflegerin Drexel bei der laufenden Orgelsanierung ein "großes Zugeständnis" der Diözese vermelden. Normalerweise gibt es für solche Maßnahmen kein Geld, aber für Penzberg ausnahmsweise 4500 Euro.

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