Streit in Penzberg:Getrübte Harmonie

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79 Konzerte unter der Leitung von Günther Pfannkuch wurden in der Christkönigkirche in Penzberg aufgeführt. (Foto: Manfred Neubauer)

Wegen der unbeheizten Christkönigkirche übt der Leiter der Ländlichen Konzerte, Günther Pfannkuch, heftige Kritik an der Pfarrei.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Eine Harmonie ist das gleichzeitige Spielen verschiedener Töne in der Musik. Das Wort meint aber auch den Einklang zwischen einander verstehenden Menschen. Beides ist momentan in der Penzberger Christkönigkirche nicht anzutreffen. Zumindest gibt es zwischen dem künstlerischen Leiter der Ländlichen Konzerte, Günther Pfannkuch, und der Kirchenverwaltung derzeit vor allem Misstöne zu hören. Pfannkuch kritisiert, dass sich die Pfarrei dazu entschlossen hat, die Stadtpfarrkirche nicht mehr zu heizen. Die Kirchenverwaltung hält indes wegen der Kosten an ihrer Entscheidung fest. Als Konsequenz wird das Requiem c-moll von Michael Haydn am Sonntag, 26. März, nicht in Christkönig, sondern in der Penzberger Stadthalle aufgeführt.

Günther Pfannkuch ist sauer. Schon als im Dezember vergangenen Jahres bekannt wurde, dass das Gotteshaus über den Winter nicht geheizt werden soll, bat der Dirigent, diese Entscheidung zu überdenken. Die katholische Pfarrei und Pfarrer Bernhard Holz hatten sich dazu entschlossen, weder die Stadtpfarrkirche noch die Kirche im Stadtteil Steigenberg zu heizen - wegen der explodierenden Energiekosten, aber auch um mit gutem Beispiel in diesen Zeiten voranzugehen. Pfannkuch wiederum plagte die Sorge, die Mitwirkenden wie auch die Besucher des Weihnachtsoratoriums könnten unter den niedrigen Temperaturen leiden.

Stadthalle ist zu klein für das gesamte Ensemble

Nun verschärft sich seine Kritik. Seit 1991 hätten 79 Konzerte unter seiner Leitung in der Stadtpfarrkirche stattgefunden, die meisten zur Passions- und Weihnachtszeit, so Pfannkuch. Zur Aufführung seien meist "wichtige Kompositionen und Perlen der Kirchenmusik" ausgewählt worden, darunter Mozarts Requiem oder Bachs Johannespassion. Die Kirche sei stets ein wichtiger Aufführungsort gewesen, so Pfannkuch. Da die Stadtpfarrkirche Christkönig "leider, trotz intensivster Bemühungen seitens der Stadt, des Vereins und der Mitwirkenden nicht mehr beheizt wird, findet dieses, eigentlich für die Kirche - auch philosophisch-inhaltlich - angedachte Konzert mit etwa 90 Mitwirkenden in der Stadthalle Penzberg statt". Nicht gerade ideal, betont der Dirigent, denn Bühne und Saal dort seien viel zu beengt. Zumal das Orchester vor der Bühne platziert werden muss, der circa 60 Köpfe zählende Chor stehe auf dem Podium.

Aber: "Die Eiseskälte in der unbeheizten Kirche ist für Musiker und Zuhörer nicht tragbar", erklärt Pfannkuch. Eine Musikerin habe beim Weihnachtsoratorium bei vier Stunden Generalprobe, eineinhalb Stunden Anspielprobe und dem fast zweistündigen Konzert eine Lungenentzündung bekommen. Auch etliche Zuhörer hätten sich mitunter erheblich erkältet. Die Stadt Penzberg hatte der Pfarrei angeboten, die Heizkosten, die bei den Konzerten anfallen, zu übernehmen.

Kirchenpflegerin Margareta Drexel bleibt bei der Entscheidung, die Penzberger Stadtpfarrkirche nicht zu heizen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Sie befremde diese Kritik, sagt Kirchenpflegerin Margareta Drexel. Da die Musikfreunde Penzberg für die Nutzung der Christkönigkirche nichts bezahlen müssten, verstehe sie nicht, warum Pfannkuch sich in der Position wähne, Forderungen stellen zu können. "Auf uns wird nur geschimpft, wohin ich höre. Wir wollen nicht der große Kulturbremser sein", sagt sie. Dennoch müsste man überdenken, wie die Nutzung künftig gehandhabt werden soll. "Seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass wir die Kirche nicht heizen. Ich kann doch jetzt nicht damit anfangen, wo es die Kirchgänger den ganzen Winter über ausgehalten haben und nun der Frühling anfängt." Aus ihrer Sicht wird die Sache aufgebauscht. Pfannkuch wolle "mit dem Kopf durch die Wand".

Kirche erwägt, Miete zu erheben

Noch sei nichts entschieden, sagt Drexel, aber es gebe die Idee, dass sich die Pfarrei die Nutzungsverordnung der Stadthalle zum Vorbild nehme und künftig das Gotteshaus für einen Obolus vermiete. "Wir wollen die Betroffenen damit auch dazu bewegen, darüber nachzudenken, ob sie nicht besser in die Stadthalle gehen sollten."

Musikfreunde Penzberg: Werke von Claudio Monteverdi, Josquin Desprez, Henry Purcell, Michael Haydn - Requiem c-moll, Sonntag, 26. März, 19 Uhr, Stadthalle Penzberg (beheizt); Adelheid Baumgartner, Sopran; Valerie Pfannkuch, Alt; Nikolaus Pfannkuch, Tenor; Manuel Winckhler, Bass; Vocalensemble Penzberg, Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel, Leitung Günther Pfannkuch. Karten zu 30, 25 und 15 Euro, 8 Euro Ermäßigung für Schüler und Studenten

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