Penzberg:Premiere mit Aufreger

Penzberg: Für Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) war es die erste Bürgerversammlung.

Für Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) war es die erste Bürgerversammlung.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei der ersten Bürgerversammlung von Rathauschef Stefan Korpan gibt es Ärger: In Nantesbuch wurde der Weg zur Kirche einfach weggeraben.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Johannes Bauer ist ein besonnener Mann. Doch wer genau hinhörte bei der Penzberger Bürgerversammlung im großen Saal der Stadthalle, konnte seinen Unmut deutlich spüren. Bauer, ehemaliger zweiter Bürgermeister der Stadt, ist seit vielen Jahren Organist in der Nantesbucher Kirche. In dem kleinen Gotteshaus können nun aber keine Messen gehalten werden, weil die Statik erst überprüft werden muss. Schuld an der Sperrung ist ein Nachbar, der für eigene Bauarbeiten einfach den Weg zur Kirche am Hang abgegraben hat.

Es war die erste Bürgerversammlung für Stefan Korpan (CSU) seit seinem Amtsantritt. Etwa 120 Bürger (ohne die Vertreter der Verwaltung, des Stadtrats und der Stadtwerke) waren gekommen. Der Penzberger Bürgermeister erklärte in seinem einstündigen Rechenschaftsbereicht, dass die Kommune wachsen werde. Momentan zählt die Kleinstadt rund 17 500 Einwohner. Wegen der neuen Wohngebiete - eines davon mit 375 Wohnungen entsteht auf dem Edeka-Areal - "wird es einen Schub geben", sagte Korpan. Was Folgen für die Kinderbetreuung habe. In Penzberg gibt es 1374 Kita-Plätze, weitere sind wegen des Zuzugs nötig. Die Stadt trage dem Rechnung mit der Erweiterung des städtischen Kindergartens am Daserweg und dem Neubau eines Kinderhauses an der Nonnenwaldstraße. Einen "Riesengewinn" nannte Korpan die Landesgartenschau, die 2028 in Penzberg stattfinden soll. Es entstünden neue Fuß- und Radwege, die die Infrastruktur verbessern. Diese Wege würde die Stadt ohnehin bauen, nun erhalte man dafür aber Fördermittel. Denn die Landesgartenschau sei keine reine "Blümchenschau", so Korpan.

Penzberg: Die Böschung ist abgegraben, der öffentliche Weg nicht mehr da. Die Diözese hat wegen der Hanglage die Nantesbucher Kirche gesperrt.

Die Böschung ist abgegraben, der öffentliche Weg nicht mehr da. Die Diözese hat wegen der Hanglage die Nantesbucher Kirche gesperrt.

(Foto: Alexandra Vecchiato)

Dann meldete sich Johannes Bauer zu Wort. Die Diözese Augsburg habe die Kirche im Penzberger Ortsteil Nantesbuch zugesperrt - aus Sorge, das Gebäude könnte abrutschen. Im Zuge von Bauarbeiten an einem Nebengebäude hat ein Nachbar den angrenzenden Hang abgegraben. Über diesen führt der einzige öffentliche Weg zur Kirche. Eine andere Zuwegung ist über Privatgrund möglich. "Deshalb nur geduldet", sagte Bauer. Hingegen gehöre der Grund, auf dem sich der "verschwundene Weg" befand, der Stadt. Allein deshalb habe der Nachbar kein Recht gehabt für sein Handeln. "Wird der Weg wieder hergestellt?", wollte Bauer wissen.

Ende Oktober habe die Stadt von dem Vorfall erfahren, erwiderte Korpan. Aufgrund der Hanglage müsse erst ein Statiker klären, ob die Kirche droht abzurutschen. Auch wenn weder Bauer noch Korpan einen Namen nannten, ist der Verursacher des Schadens kein Geheimnis. Der öffentliche Weg wurde wegen einer Baustelle am benachbarten Ausflugslokal Märznhof weggegraben - ohne die Stadt als Eigentümerin oder sonstige Behörden in Kenntnis zu setzen. Korpan betonte, dass der Weg natürlich wiederhergestellt werden müsse. Der Verursacher habe vom Landratsamt Weilheim-Schongau mehrere Auflagen diesbezüglich schriftlich erhalten. Ob die Kirche im Advent wieder geöffnet werden kann, konnte der Bürgermeister nicht mit Gewissheit zusichern.

Penzberg: 122 Bürger waren zur Bürgerversammlung in die Penzberger Stadthalle gekommen. Dazu noch Mitglieder des Stadtrats, Mitarbeiter der Rathausverwaltung und des Kommunalunternehmens Stadtwerke Penzberg.

122 Bürger waren zur Bürgerversammlung in die Penzberger Stadthalle gekommen. Dazu noch Mitglieder des Stadtrats, Mitarbeiter der Rathausverwaltung und des Kommunalunternehmens Stadtwerke Penzberg.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Es wird viel gebaut in der Stadt Penzberg. Zudem brodelt die Gerüchteküche, welche Grundstücke in der Innenstadt den Besitzer wechseln. In drei Jahren könnte es entlang der Bahnhofstraße mehrere große Baustellen geben. Das gefällt nicht allen Penzbergern, wie die Wortmeldungen bei der Bürgerversammlung zeigten. So bat Hubert Helfenbein darum, die Stadt nicht weiter zuzubauen. Das würden die Menschen nicht wollen. Zugleich mache Penzberg "null für die Umwelt". Sein Appell lautete: "Erwas weniger, etwas langsamer und runter vom Gas."

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