Penzberg:Blick zurück im Zorn

Richard Kreuzer

Richard Kreuzer behält nur sein Kreistagsmandat.

(Foto: Ralf Gerard/oh)

Richard Kreuzer legt sein CSU-Mandat im Penzberger Stadtrat nieder. Bürgermeisterin Zehetner versteht die Kritik nicht

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

25 Jahre lang war Richard Kreuzer Mitglied des Penzberger Stadtrats. Nun hat der 55-Jährige sein Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Das ist laut Gemeindeordnung ohne Nennung von Gründen möglich. Dafür hält Kreuzer im Gespräch mit der SZ mit seinen Beweggründen, nach einem Vierteljahrhundert der Penzberger Stadtpolitik den Rücken zu kehren, nicht hinter dem Berg. Er übt scharfe Kritik am Führungsstil von Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei).

Im Stadtrat herrsche ein schlechtes Klima, findet Kreuzer, das Gremium werde seiner Ansicht nach von Zehetner gegängelt und "in bestimmte Richtungen gedrängt". Das alles habe dazu geführt, dass er dort kein gutes Gefühl mehr habe. Es würden keine vernünftigen Entscheidungen mehr getroffen. "Wir diskutieren nicht mehr offen." Vieles werde nicht öffentlich besprochen, was so nicht rechtens sei.

Sie könne diese Vorwürfe nicht nachvollziehen, sagt Bürgermeisterin Zehetner. Sie sei stets offen für Kreuzers Vorschläge und Ideen gewesen, habe ihm immer die Hand gereicht. Für die Januar-Sitzung möchte sie Kreuzer einladen, um den Stadtrat "anständig" zu verabschieden, wie es jemandem mit seinen Verdiensten um die Stadtpolitik zustehe.

Kreuzer hatte vor der Kommunalwahl 2014 die parteiinterne Kür zum SPD-Bürgermeisterkandidaten gegen Zehetner verloren. Er verließ die SPD daraufhin und wechselte zur CSU, die ihn ins Rennen ums Bürgermeisteramt schickte. Er unterlag. Dass er seitdem als "schlechter Verlierer" dastehe, sei ihm bewusst. Mit diesem Vorwurf müsse er seit zweieinhalb Jahren leben, sagt Kreuzer und fragt rhetorisch: "Was bleibt, ist gehen - oder?"

Auch in der CSU-Fraktion steht es nach Kreuzers Ansicht nicht zum Besten mit dem Zusammenhalt. Er formuliert harsch: Den Dritten Bürgermeister Ludwig Schmuck habe Zehetner "abgerichtet" als Aufpasser. Dieser falle über jeden her, der es wage, der Bürgermeisterin einmal zu widersprechen. Diskussionen in der Fraktion würden erstickt, so der scheidende Stadtrat. Daher habe er bei internen Treffen nicht mehr gesprochen und erst im Stadtrat das Wort ergriffen. "Es ist klar, dass das die Fraktion geärgert hat." Dass CSU-Stadtrat André Anderl erzähle, er werde ihn, Kreuzer, aus der Fraktion schmeißen, sei kein guter Stil.

Guten Stil mahnt Kreuzer auch im Rathaus an. Die Verwaltung traue sich nicht mehr offen zu reden, sagt er. Und er habe das Gefühl, nicht mehr alle Informationen zu erhalten, die er für sein Mandat brauchte. Der Gipfel sei für ihn der Kauf der Layritz-Halle gewesen. Kreuzer hatte sich stets dagegen ausgesprochen wegen der möglichen Altlasten auf dem Gelände. Damit sei der Stadtrat erhebliche finanzielle Risiken eingegangen. "Sollten Schwierigkeiten auftreten, sollen die Stadträte dafür geradestehen, die für einen Kauf gestimmt haben. Ich tu mir das nicht mehr an."

Ganz wird sich der Penzberger nicht aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Sein Kreistagsmandat will Kreuzer behalten. Die CSU-Fraktion dort mache "hervorragende Arbeit". Die Themen und Probleme würden zielorientiert abgearbeitet. Der Kreisverwaltung werde Luft gelassen, die Dinge anzupacken. Nachfolger auf der Kandidatenliste für Kreuzer ist Matthias Baumgartner. Er wird demnächst ein Schreiben aus dem Penzberger Rathaus erhalten mit der Frage, ob er sein Mandat wahrnehmen möchte.

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