Der Bauausschuss der Stadt Penzberg hat mehrheitlich die Änderung des Bebauungsplans „Altstadtsanierung“ im beschleunigten Verfahren auf den Weg gebracht. Somit kann der Projektträger „Bayern Wohnen“ die Neubaupläne für die Grundstücke Bahnhofstraße 21, 23 und 25 sowie Friedrich-Ebert-Straße 4 vorantreiben. Alle auf diesen Flächen bestehenden Gebäude sollen abgerissen werden, darunter das historische Menagehaus. Für dessen Erhalt hatte der Verein für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte im April vergangenen Jahres 749 Unterschriften gesammelt.
Im Jahr 2022 hat das Unternehmen „Bayern Wohnen Baustil GmbH“ aus Stephanskirchen das 3750 Quadratmeter große Innenstadt-Areal angeblich für 13 Millionen Euro gekauft. Es erstreckt sich vom Menagehaus bis zur Einmündung der Friedrich-Ebert-Straße und dort bis zu dem Gebäude, in dem sich früher der Spielzeugladen „Purzmurzl“ befand. Es gibt mehrere Entwurfsvarianten für den Neubau: Alle sehen einen geschlossenen Riegel entlang der Bahnhofstraße vor. Die Gebäude sollen dort im Wechsel drei bis fünf Stockwerke plus zurückgesetztem Dachgeschoss erhalten. Vorgesehen sind Flachdächer. Für den Innenhof sind zudem zwei kleinere „Hof-Gebäude“ mit drei Etagen plus Staffelgeschoss vorgesehen. Eine Tiefgarage mit um die 100 Stellplätzen ist ebenfalls Teil des Konzepts. Im Erdgeschoss soll es Läden geben (etwa 1470 Quadratmeter), darüber Büros und Praxen (circa 1415 Quadratmeter). Insgesamt etwa 7737 Quadratmeter sollen für 60 Wohnungen zur Verfügung stehen.


Im Mai dieses Jahres hatte der Bauwerber die Entwürfe zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Am Dienstag befasste sich der Bauausschuss mit dem Startschuss für das Verfahren. Gegen die Stimmen von Sebastian Fügener (Grüne) und Martin Janner (Penzberg Miteinander) wurde die Änderung des Bebauungsplans für das Projekt beschlossen. Das Gremium konnte sich nicht darauf einigen, „Bayern Wohnen“ dazu zu verpflichten, das Menagehaus zu erhalten und in seinen Entwurf zu integrieren, noch das Maß der baulichen Nutzung zu verringern.
Noch keine Details festgelegt
Die Stadt sei nicht die Eigentümerin des Areals, habe daher keinen Zugriff, erklärte eingangs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Das Gremium solle sich darüber im Klaren sein, dass mit seinem Beschluss die „Masse“ der Baukörper festgelegt würde, allerdings noch nicht Details wie die Fassadengestaltung. Seitens des städtischen Bauamts sei geprüft worden, ob das Menagehaus mittels einer Erhaltungssatzung nach Baugesetzbuch, Paragraf 172, geschützt werden könnte, so Korpan. Doch sei nicht sicher, ob bei einer Überprüfung der Verhältnismäßigkeit einer solchen Satzung ein Gericht nicht anders entscheiden würde. Auch könnte „Bayern Wohnen“ eventuell eine Entschädigung fordern, dürfe sie nicht so bauen, wie sie möchte. Weitere Instrumente, die Kommunen zur Verfügung stehen wie eine Veränderungssperre, wurden von der Verwaltung nicht angesprochen.
Von den Planern des Projektentwicklers wurde in der Sitzung mitgeteilt, dass externe Berater das Menagehaus untersucht hätten hinsichtlich etwa Barrierefreiheit und Statik. Alles in allem kämen die Fachleute zu dem Schluss, dass eine Sanierung und ein Umbau des historischen Gebäudes wirtschaftlich unrentabel sei. Ferner erklärten sie, dass nach einem Umbau das Menagehaus seinen „Identifikationscharakter“ verlieren würde.
Grüne und Penzberg Miteinander stimmen dagegen
Während für Armin Jabs (BfP) im Vordergrund stand, dass die Stadt mit dem Neubau-Komplex mehr gewinnen werde, auch wenn er sich mehr Kreativität bei der Fassadengestaltung wünsche, sah Janner im Abriss des Menagehauses einen großen Verlust, da das Gebäude stadtbildprägend sei. Es gäbe nicht mehr viele Häuser im Zentrum, die das von sich behaupten könnten. Er verwies auf die Planwerkstatt: Ursprünglich war vorgesehen, dass ein Expertengremium gemeinsam mit Grundstückseignern und Bürgern eine Art Leitbild für die Innenstadt erarbeitet, das die bauliche Entwicklung für die Zukunft festlegt. Diese Planwerkstatt fällt flach, weil die Stadt kein Geld hat. Janner bat darum, eine Entscheidung zu verschieben, um nochmals über die Massivität der geplanten Gebäude zu diskutieren. Der Entwurf sei zu „austauschbar“. Ähnlich sah das Sebastian Fügener. Beiden Stadträten gelang es jedoch nicht, mit ihren Wortmeldungen die anderen Gremiumsmitglieder zu überzeugen.
Vor der Sitzung hatte die Penzberger Unternehmerin Monika Uhl ein Schreiben an Bürgermeister, Bauamt und Stadtrat geschickt – mit 300 Unterschriften versehen. Uhl hatte lange Jahre ihre Geschäftsräume im Menagehaus. In dem Brief appellieren sie und ihre Mitstreiter, das Menagehaus zu erhalten, da kein anderes Gebäude im Innenstadtbereich Penzbergs Geschichte besser verkörpern würde: „Die Größe des gesamten Entwicklungsprojekts wird das Gesicht unserer Innenstadt monumental verändern und eine ersetzbare Stadt aus ihr machen.“