S-Bahnhof:Pendlerparkplätze werden gebührenpflichtig

S-Bahnhof: Schluss mit gratis: Die "Park & Ride"-Stellplätze am Wolfratshauser Bahnhof sollen gebührenpflichtig werden. Die Bahn will die bestehenden Verträge mit der Stadt so schnell wie möglich kündigen und die Bewirtschaftung der DB-Bahn Park GmbH übergeben.

Schluss mit gratis: Die "Park & Ride"-Stellplätze am Wolfratshauser Bahnhof sollen gebührenpflichtig werden. Die Bahn will die bestehenden Verträge mit der Stadt so schnell wie möglich kündigen und die Bewirtschaftung der DB-Bahn Park GmbH übergeben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bahn will ihre "P+R"-Flächen in Wolfratshausen künftig nicht mehr gratis anbieten. Das verstärkt den Druck auf die Stadt, ihr lange schon vorliegendes Parkraumkonzept zu aktualisieren und auch anzuwenden.

Von Wolfgang Schäl

An das Wolfratshauser Parkraumkonzept ist nicht nur von den örtlichen Gewerbeverbänden immer wieder erinnert worden, doch es verstaubt schon seit Jahren in der Schublade. Jetzt aber kommt Bewegung in die nie realisierten Pläne. Es bahnt sich eine Veränderung an, die vermutlich heftige Diskussionen auslösen und insbesondere all jenen Autofahrern nicht gefallen wird, die ihr Gefährt von morgens bis zum Abend am Wolfratshauser S-Bahnhof abstellen, um bequem in Richtung München zu pendeln. Der Impuls kommt diesmal von außen. Denn die Bahn will die in ihrem Besitz befindlichen Stellflächen - das sind die beiden Parkplätze am Gipsenweg, am Busbahnhof sowie das Areal zwischen S 7-Gleisen und Kraft-Baustelle - künftig nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. Dies bedeutet, dass Autofahrer ihr Gefährt schon sehr bald nicht mehr gratis auf den genannten P+R-Flächen abstellen können, sondern auf bahnhofsnahe Nebenstraßen und verstärkt auf das Areal hinter der Sparkasse, ausweichen oder gegebenenfalls teuer bezahlen müssen.

Um eine reine Absichtserklärung geht es dabei nun nicht, die Deutsche Bahn als Grundstückseigentümerin aller P+R-Anlagen in Wolfratshausen macht erheblichen Druck. Sie hat mitgeteilt, dass sie beabsichtige, die bestehenden Verträge mit der Stadt so schnell wie möglich zu kündigen, um die Flächen anschließend der DB-Bahn Park GmbH zur Bewirtschaftung zu übergeben. "Da schreitet die Bahn voran", stellte Josef Praller (Bürgervereinigung) im Bau- und Umweltausschuss zur aktuellen Lage nüchtern fest, er hoffe aber auf baldige gemeinsame Gespräche. "Wir haben ein Problem", erklärte Hans Schmidt (Grüne), der ebenso wie seine Ausschusskollegen vor einem zusätzlichen, für Anwohner belastenden steigenden Parkplatz-Suchverkehr ausgeht; dies umso mehr, als sehr viele Parkende von auswärts kämen. Damit es großräumig keine falschen Anreize für Autofahrer gibt, gilt es aus Schmidts Sicht nun, das vorliegende, aber nie umgesetzte Parkraumkonzept rasch zu überarbeiten. Und: Diesmal sollte es nach erfolgtem Beschluss denn auch wirklich umgesetzt werden.

Die Gefahr einer zusätzlichen Belastung der Seitenstraßen artikulierte in der nur sehr kurzen Debatte auch Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung). Er verwies auf "das Parkraumkonzept, das wir schon mal hatten" und das "wenig Begeisterung" hervorgerufen habe. In der jetzigen Situation ist es aber offenbar nicht Ziel der Bahn, über die Gestaltung der Parkgebühren Gewinne zu erwirtschaften, es gehe lediglich darum, die Kosten der Flächenbewirtschaftung zu decken. Bei der Festlegung der Tarife soll laut Bahn auch die Stadt beteiligt werden, sie soll mittels einer "Auslastungssteuerung" erfolgen.

Über die Folgen der aktuell geplanten Änderungen sind sich auch die Wolfratshauser Gewerbeverbände Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) und der Werbekreis noch nicht im Klaren. Beide Vereinigungen fordern seit Jahren eine verbesserte Parksituation in der Innenstadt, zumal sich der Leerstand bei den Geschäften dort mittlerweile auch verbessert habe, sagt Ernst Gröbmair, der dem Vorstand beider Gewerbevereinigungen angehört. Auch im Bahnhofsbereich hätten sich mittlerweile Geschäfte und Betriebe angesiedelt, die wenig begeistert seien von der wachsenden Zahl der Dauerparker. Beispielsweise der Parkplatz hinter der Sparkasse - der fülle sich schon ab 5.30 Uhr morgens, überwiegend mit Pendlern, wie Gröbmair sagt. Auf die Frage, wie sich speziell in Bahnhofsnähe die Situation in Zukunft und unter den veränderten Bedingungen regeln ließe, vermag auch Gröbmair keine schlüssige Antwort zu geben. Nachdem sich das Parkhaus am Hatzplatz zerschlagen habe, die Pläne für den Paradiesweg "in den Sternen stehen" und schon der Loisachhallen-Parkplatz zur Hälfte mit Dauerparkern belegt sei, die mit Transpondern ausgerüstet sind, hat Gröbmair kein Patentrezept, weder für die Bahnhofsgegend noch für die ganze Stadt, auf Lager. "Es wird eng in Wolfratshausen", lautet Gröbmairs wenig optimistische Prognose. Aber man beschäftige sich mit den Problemen.

Nachdem auch die Regierung von Oberbayern auf eine städtebauliche Untersuchung drängt, soll Bürgermeister Heilinglechner nun "zeitnah" ein kompetentes Büro für die Überarbeitung des Parkraumkonzeptes finden.

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