Pandemie in Bad Tölz-Wolfratshausen:Schnelltests auf Eigeninitiative

Coronavirus

Am Wolfratshauser Schwankl-Eck wird schon seit Dezember auf Corona getestet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Worüber die Politik noch diskutiert, führen Ines Lobenstein und ihr Team in Wolfratshausen bereits täglich gratis durch

Von Felix Haselsteiner

57 Mal wurde am Schwankl-Eck allein am Montag ein kleines Stäbchen in eine Nase oder einen Mund geschoben, dann in eine Lösung getaucht, von der wiederum ein paar Tropfen auf einen kleinen, weißen Plastik-Test geträufelt wurden. 57 Personen wussten somit nach wenigen Minuten Wartezeit, ob sie aktuell an Covid-19 erkrankt sind oder nicht - und konnten sich im Alltag dann dementsprechend verhalten. Etwa 15 Minuten dauert so ein Testvorgang und kostet damit kaum Zeit und vor allem kein Geld: Jeder der 57 Tests wurde kostenlos durchgeführt.

Die Sinnhaftigkeit von solchen ausführlichen und großflächigen Corona-Schnelltests ist mittlerweile weithin bekannt und dürfte auch in den kommenden Pandemie-Monaten, in denen die Impfungen noch nicht die breite Bevölkerung erreichen, von größter Wichtigkeit sein. Dennoch stellen sich den Landkreis-Bewohnern aktuell noch einige Fragen, die sich in erster Linie darum drehen, wo und wie man sich testen kann - und was genau ein negatives Ergebnis dann bedeutet.

Auch wenn die Bundesregierung seit Wochen dafür wirbt, Gratis-Testangebote einzurichten und die Bürger bittet, diese wahrzunehmen, ist das Angebot in der Region weiterhin mehr als dürftig. Das Landratsamt informiert zwar darüber, dass man dabei sei, auch ein Zentrum für Schnelltests auf der Tölzer Flinthöhe einzurichten, um dort einen zweiten Standort zur Verfügung stellen zu können. Das jedoch wird noch etwas dauern, und auch die Schnelltests für die Schulen sind aktuell noch nicht flächendeckend im Einsatz.

So sind es vor allem private Initiativen, die derzeit testen, so wie im "Kunstturm" am Wolfratshauser Schwankl-Eck, wo seit der Vorweihnachtszeit Ines Lobenstein und ein Team das beste Testangebot im Landkreis zur Verfügung stellen. Die vielen politischen Diskussionen im Hintergrund werden hier beiseite gewischt: Die Tests bestellen sie über die Arztpraxen im Umfeld, die Mitarbeiter arbeiten unentgeltlich und wenn es mehr Leute braucht, kommt eben ein neuer Arzt hinzu, so wie vor Kurzem Michael Lob aus Wolfratshausen. Ines Lobenstein sagt, was die Politik häufiger sagen dürfte: "Wir machen es einfach."

Pandemie in Bad Tölz-Wolfratshausen: Ines Lobenstein, eigentlich Leiterin der Caritas-Wohnungslosenhilfe, hat in Wolfratshausen eine Teststation initiiert.

Ines Lobenstein, eigentlich Leiterin der Caritas-Wohnungslosenhilfe, hat in Wolfratshausen eine Teststation initiiert.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ohne Termin und Voranmeldung kann man derzeit am Schwankl-Eck einen Test durchführen lassen. "In den meisten Fällen testen wir durch die Nase", sagt Lobenstein. Wer das nicht möchte, könne aber auch im Mund einen Abstrich machen lassen. Einmalig muss man seine Daten da lassen, dann erhält man einen Barcode, der bei einem erneuten Besuch nur kurz eingescannt wird. Das soll die Vorgänge beschleunigen und ein spezieller Service für diejenigen sein, die sich häufiger testen lassen müssen, etwa, um Angehörige in Altenheimen zu besuchen.

Testen lassen sollte sich, wer Menschen aus vulnerablen Gruppen besuchen möchte. "Oma und Opa etwa sollte man so zusätzlich schützen", sagt Lobenstein. Aber ganz generell empfiehlt sie jedem einen Test, der wegen bestimmter Situationen etwas verunsichert ist: vor Treffen mit Freunden zum Beispiel. Für 24 Stunden lasse sich so sehr wahrscheinlich feststellen, dass man nicht infektiös sei: "Für den Tag, an dem man den Test macht, ist man sehr gut abgesichert." Bei einem positiven Ergebnis folgt ein PCR-Test - der ebenfalls dort vorgenommen werden kann.

Das Wolfratshauser Testkonzept liegt dem Gesundheitsamt vor. Mit den nötigen Ressourcen könnte es wohl auch vom Landratsamt umgesetzt werden. Die DLRG und die Caritas, die am Schwankl-Eck beteiligt sind, seien bereit für eine Kooperation, sagt Lobenstein. In Wolfratshausen wolle sie sich nun noch mit einer Apotheke zusammentun, um an mehreren Orten testen zu können.

Die Corona-Teststation am Schwankl-Eck, Obermarkt 33, ist montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 10 Uhr, dienstags und donnerstags von 18 bis 19.30 Uhr geöffnet.

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