Osterleite:Soziale Wohnhäuser werden teurer

Baustelle Osterleite - Krankenhausstraße

Planänderungen, Probleme mit dem Boden und eine ungenaue Kostenschätzung verteuerten das Bauprojekt Osterleite erheblich.

(Foto: Manfred Neubauer)

Für die 18 günstigen Mietwohnungen an der Osterleite muss die Stadt Bad Tölz fast eine halbe Million Euro mehr zahlen als veranschlagt. Mit den Begründungen des Architekturbüros zeigen sich die Stadträte unzufrieden. Sie fordern eine genaue Auflistung der einzelnen Kosten.

Von Klaus Schieder

Das passiert in Bad Tölz ganz selten: Die Stadt hatte zwei Architekten zum Rapport in den Sitzungssaal des Rathauses bestellt, nachdem die Kosten für ein Bauprojekt nachgerade explodiert sind. Die 18 sozialen Mietwohnungen, die derzeit an der Osterleite entstehen, werden um rund 450 000 Euro teurer - die Gesamtkosten klettern damit auf etwa 3,8 Millionen Euro. Und dabei sei man ja noch gar nicht fertig, betonte Bürgermeister Josef Janker (CSU) im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats: "Die Frage ist doch, wo kommen wir am Ende raus." Die ausführlichen Erklärungsversuche des Architekturbüros Palutek & Hintermaier waren den meisten Stadträten indes zu ungenau. Sie forderten eine exakte Kostenaufstellung bis zur nächsten Sitzung.

Für die drei Wohnhäuser mit je sechs Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Quartieren, die über Laubengänge verbunden sind, hat die Stadt gerade erst Richtfest gefeiert. Sie sollen bis Sommer 2018 bezugsfertig sein. Dafür fließen zwar 1,57 Millionen Euro an Fördermitteln, wegen der erheblichen Kostensteigerung muss aber fast eine halbe Million Euro mehr in den städtischen Haushalt fürs nächste Jahr eingestellt werden. Janker äußerte sich ungewöhnlich klar: "Mir ist aufgefallen, dass die Kostenermittlung nicht so genau und durchdacht war, wie es sein sollte." Der Verfasser habe da wohl einiges vergessen.

Dieser Fehler liegt laut Peter Palutek nicht in seinem Architekturbüro. Schon vor der ersten Eingabe habe man eigens ein ortsansässiges Planungsbüro eingeschaltet, das die Kostenberechnungen erstellen sollte. "Wir wollten es besonders genau machen", sagte er. Leider habe dies nur bedingt funktioniert. Als Grund nannte er, dass die Ermittlungen der Ausgaben im Dezember 2016 sehr schnell erstellt werden mussten - vor allem deshalb, weil Stadtbaumeister Hannes Strunz wegen der Zuschussantrags an die Regierung von Oberbayern aufs Tempo gedrückt habe.

So habe es zu diesem Zeitpunkt noch keine statischen Berechnungen, keinen Brandschutzplan und kein Energiekonzept gegeben. Man habe versucht, all dies so gut wie möglich einzurechnen. Hinzu kamen laut Palutek diverse Planänderungen. Die reichten nach seinen Schilderungen von größeren Bädern und Balkonen über eine neue Stahlkonstruktion für die Laubengänge bis hin französischen Brüstungen für die Schlafzimmerfenster. Zudem verwies er auf die unerwarteten Probleme mit dem Untergrund des 3650 Quadratmeter großen Areals. Der Boden unter dem nördlichen Wohnhaus sei so schlecht gewesen, dass der Aushub tiefer als geplant ausfiel, so Palutek. Dadurch sei es aber möglich geworden, ein durchgehendes Kellergeschoss mit den anderen beiden Häusern zu bilden, das nun überall mit dem Lift zu erreichen sei. Schlussendlich spielte dem Architekten zufolge auch die konjunkturelle Situation auf dem Baugewerbe eine gewichtige Rolle. Bei der Auftragsvergabe habe es "Ausreißer" gegeben, sagte er. Zwar kam es auch vor, dass ein Handwerksbetrieb am Ende eine billigere Rechnung stellte als angekündigt, in der Gegenrichtung gab es aber oftmals "nicht nachvollziehbare Preisunterschiede", wie der Architekt betonte. Er räumte ein, dass es ein Fehler gewesen sei, die Kostenermittlung nach der ersten Eingabeplanung nicht weiterverfolgt zu haben.

Im Rathaus waren die Kostensteigerungen, die sich peu à peu ergaben, durchaus bekannt. Das teilte Stadtbaumeister Strunz mit. Von den 450 000 Euro Mehrausgaben sind seiner Rechnung nach etwa 200 000 Euro den Umplanungen geschuldet, 100 000 bis 150 000 Euro der konjunkturellen Lage. Der Rest entfalle "auf grundsätzliche Denkfehler" bei der Kostenschätzung. Stadtrat Anton Mayer (CSU) kritisierte, dass der Finanzausschuss darüber nicht informiert wurde: "Der Stadtrat ist nicht nur zum Abstimmen da, er hat auch eine Kontrollfunktion." Seltsam mutete ihn an, dass die Kostenschätzungen bei privaten Bauprojekten "meist punktgenau" seien, während es bei städtischen Vorhaben in Bad Tölz nicht zum ersten Mal vorkomme, "dass man so weit daneben liegt".

Unzufrieden äußerte sich auch Ludwig Janker (CSU). In den Erläuterungen des Architekten vermisste er "etwas Griffiges, etwas Greifbares". Deshalb forderte er eine Liste mit den Kostenvoranschlägen der einzelnen Gewerke, den tatsächlichen Ausgaben und jeweils einer Begründung dazu. Dem pflichtete Franz Mayer-Schwendner (Grüne) bei: "Ich hätte ganz gerne belastbare Fakten, ich möchte das Schwarz auf Weiß sehen."

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