Ortsumfahrung für Schäftlarn:Wünsche am Rande des Möglichen

Es gibt zahlreiche Vorschläge, wie der Verkehr aus Hohenschäftlarn herauszubekommen wäre. Doch viele Ideen sind zumindest aus Sicht des Staatlichen Bauamts schlicht nicht umsetzbar.

Von Isabel Meixner

Serie zur Umfahrung für Hohenschäftlarn

Die meisten Schäftlarner wollen eine Umfahrung für Hohenschäftlarn. Für die Trasse gibt es zahlreiche, einander teils widersprechende Pläne und Skizzen. Realistisch sind davon nur wenige.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die einen fordern eine überörtliche Lösung für das Verkehrsproblem in und um Hohenschäftlarn, andere forcieren die Planung der waldrandnahen Trasse, wieder andere wollen eine verbesserte Koordination von der Schranke an der S-Bahn und der nahen Ampel an der Kreuzung Staatsstraße/B 11. Was ist möglich und welche Planungen noch nötig für eine Umfahrung? Ein Überblick:

Warum ist es nicht möglich, den Lastwagenverkehr aus Schäftlarn zu verbannen?

Die Staatsstraße durch Hohenschäftlarn hat eine große Bedeutung für den überörtlichen Verkehr. Sie ist auch Umleitungsstrecke für die Autobahn München - Garmisch-Partenkirchen. Außerdem gäbe es keine Ausweichmöglichkeit für die Lastwagen, wenn die Staatsstraße im Ort gesperrt würde - zwischen München und dem Autobahnanschluss Sindelsdorf gibt es sonst keine Verbindung zwischen A 95 und Bundesstraße 11. Und selbst wenn, wäre eine Sperrung nicht zu rechtfertigen, heißt es aus dem Landratsamt München, das als Verkehrsbehörde ein Durchfahrtsverbot aussprechen könnte. Denn das Landratsamt könnte den Verkehr nach eigener Aussage nur beschränken, wenn "eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko erheblich übersteigt". Diese Voraussetzungen sieht das Landratsamt in Schäftlarn nicht gegeben: Im abschüssigen und kurvigen Bereich ist die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt; Lastwagen mit gefährlichen Gütern dürfen den Berg nicht hinabfahren.

Kann der Stau durch Schäftlarn verringert werden, indem Bahnschranke und Ampelschaltung aufeinander abgestimmt werden?

Die Verhältnisse in diesem Bereich sind schwierig. Nicht nur, dass sich Bundes- und Staatsstraße dort kreuzen und besonders in den Stoßzeiten viel Verkehr ist; durchschnittlich alle zehn Minuten stockt der Verkehr zusätzlich aufgrund der S-Bahn. In den vergangenen Jahren sind Ampel und Schranke laut Peter Döbl vom Straßenbauamt Freising aufeinander abgestimmt worden: Ein Linksabbiegepfeil soll den Verkehr Richtung München schneller abfließen lassen, außerdem ist vor der S-Bahn-Schranke eine Schleife in den Boden eingelassen, die mit der Ampelanlage verbunden ist. Eine kombinierte Anlage, die die Abstimmung zwischen Ampel und Schranke optimieren könnte, würde laut Döbl mehrere 100 000 Euro kosten.

Nach welchen Kriterien wird die Trasse für eine Umgehungsstraße ausgewählt?

Zu Beginn der Planung gibt es Untersuchungen etwa zur Lärmbelastung oder zu Natur- und Artenschutz. Auch Böden, Flächenverbrauch und die Auswirkungen auf das Wasserschutzgebiet werden untersucht. Je weiter die Umgehungsstraße vom Ort entfernt ist, desto geringer wird zwar die Lärmbelastung für die Schäftlarner, desto mehr greift die Lösung aber in andere Belange wie den Naturschutz ein.

Ist ein Tunnel durch den Wald nördlich von Schäftlarn realistisch?

Ein Tunnel würde laut Peter Döbl vom zuständigen Straßenbauamt 20 bis 60 Mal so teuer kommen wie eine oberirdische Lösung. Pro Kilometer schwanken die Kosten pro Röhre zwischen 10 und 30 Millionen Euro. Nach heutigen Sicherheitsstandards würde ein Tunnel mit zwei Röhren gebaut werden. Einen Kilometer oberirdisch beziffert Döbel auf eine Million Euro. Ein weiteres Problem aus Döbls Sicht: Für eine überörtliche Lösung gibt es derzeit keinen Baulastträger, der das Projekt plant und bauen lässt. Beim Bau eines Autobahnsüdrings wäre der Bund zuständig, bei der Ortsumfahrung der Freistaat. Der hat jedoch bereits die ortsnahe Trasse als Reserveprojekt in den Straßenausbauplan für die Jahre 2021 bis 2025 gestellt.

Finden Gespräche mit den Nachbargemeinden über eine gemeinsame Umfahrungslösung statt?

An eine überörtliche Lösung durch den Forstenrieder Park glaubt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer nicht, denn eine solche lehnt der zuständige Forstbetrieb ab, ohne dessen Einverständnis nicht gebaut werden kann. Ruhdorfer verweist außerdem auf Stellungnahmen des Straßenbauamts, wonach eine kleine, örtliche Lösung für das Verkehrsproblem gefunden werden soll. Der Schäftlarner Gemeinderat beschloss im Dezember jedoch, mit Starnberg nochmals über eine überörtliche Lösung zu sprechen.

Eine ortsferne Trasse am Waldrand entlang würde das Wasserschutzgebiet tangieren, in dem zwei Brunnen liegen. Ist das überhaupt erlaubt?

Der Trinkwasserschutz ist ein Kriterium, das bei der Prüfung der verschiedenen Trassen untersucht wird. Generell seien Eingriffe in Wasserschutzgebiete möglich, sagt Peter Döbl, dafür gibt es jedoch umfängliche Auflagen. Auch sei abzuwägen, ob Alternativen in Frage kommen.

Ist durch den Bau einer Umfahrung eine Zunahme des Verkehrs zu erwarten?

Die Regierungsbaumeister Schlegel GmbH hat 1995 in einer Verkehrsuntersuchung für Schäftlarn ausgerechnet, dass der Verkehr um 20 Prozent zunimmt. Zu dem Anstieg komme es, weil der Stau durch Schäftlarn derzeit manche Autofahrer abschreckt und sie deshalb einen anderen Weg fahren. Peter Döbl erwartet von einer Ortsumgehung positive Auswirkungen für den Ort selbst: Der innerörtliche Verkehr, der dem Stau auszuweichen versucht, würde auf die Umfahrung verlagert.

Gibt es Tauschflächen, die den Landwirten angeboten werden könnten?

Weder Straßenbauamt noch die Gemeinde haben in den vergangenen Monaten Tauschflächen erworben. Laut Ruhdorfer verfügt Schäftlarn über ein paar Wald- und Wiesenflächen; ob die für die Landwirte jedoch von Interesse sind, wisse er nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: