Ortsbild:Wie Deining aussehen soll

Ortsbild: 1254 Jahre ist das Dorf Deining inzwischen alt. Doch der Siedlungsdruck nimmt in jüngster Zeit enorm zu. Wie sehr Neubauten und Zuzüge das Ortsbild ändern sollen, soll nun diskutiert werden.

1254 Jahre ist das Dorf Deining inzwischen alt. Doch der Siedlungsdruck nimmt in jüngster Zeit enorm zu. Wie sehr Neubauten und Zuzüge das Ortsbild ändern sollen, soll nun diskutiert werden.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Gemeinderäte stören sich daran, dass in dem Eglinger Ortsteil drei Landhäuser nebeneinander gebaut werden sollen. Die Gebäude "in Reih' und Glied" würden den dörflichen Charakter stören, fürchten sie

Von Claudia Koestler, Egling

Auf den ersten Blick gleicht Deining einem oberbayerischen Bilderbuchort: historische Bauernhäuser aus schweren, dunklen Hölzern, darüber filigran geschnitzte Balkone, dazwischen Gebäude mit prunkvollen Lüftlmalereien. Der weiß-blaue Maibaum steht gleich neben Kirche, das Dorf ist umgeben von grünen Feldern, und von München kommend kann man vor den Toren Deinings erstmals die spektakuläre Fernsicht auf die Alpenkette genießen.

Doch die Gemeinderäte des Eglinger Ortsteils machen sich Sorgen um die Zukunft ihres Dorfes: Als nördlichster Teil der Großgemeinde Egling grenzt Deining direkt an den Landkreis München an. "Der Siedlungsdruck nimmt entsprechend zu", sagt Michael Neubauer (CSU). Trotz des Zuzugs konnten Proteste der Bewohner nicht verhindern, dass die Dorfwirtschaft und die örtliche Bankfiliale inzwischen geschlossen haben. Einzig der Bäcker hält noch seine Ladentüre offen für die rund 900 Bewohner. Die Angst geht deshalb um, der über 1250 Jahre alte, typisch oberbayerische Weiler könnte seinen Charakter grundlegend ändern und zu einer Schlafstätte für vermögende Zugezogene im Speckgürtel von München mutieren.

Diese Sorge wurde am Montag in der Eglinger Gemeinderatssitzung nochmals befeuert: Auf zwei Flurnummern an der Alten Tölzer Straße kurz hinter der Abzweigung Moosstraße sollen drei Landhäuser errichtet werden. Für die beiden Grundstücke liege bereits ein genehmigter Bauvorbescheid zur Errichtung von zwei Doppelhäusern mit Garagen vor, erklärte Bürgermeister Hubert Oberhauser (FWG). Die Gemeinderäte genehmigten letztlich den Antrag auf Vorbescheid für drei Häuser statt zweier Doppelhäuser. Allerdings nur knapp mehrheitlich und nicht ohne lebhafte, kontroverse Diskussion vorab.

Diese wiederum offenbarte eine deutliche Spaltung im Rat, die sich auch im Abstimmungsergebnis widerspiegelte: Alle sieben Gemeinderäte aus Deining stimmten fraktionsübergreifend gegen den Vorbescheid. Ihr Hauptargument: Die Häuser stehen aufgereiht nebeneinander und gleichen sich zudem wie ein Ei dem anderen. Dadurch entstehe ein Vorstadt-Villen-Charakter, der nicht zur dörflichen Diversität Deinings passe.

Die vorgelegte Planung zeige eine Entwicklung, "die ich mir für Deining nicht wünsche", brachte es Hans Spindler (parteifrei) auf den Punkt. "Es sieht aus wie in typischen Vorstadt-Siedlungen, wie in Grünwald oder Pullach. Wenn wir so einer Zukunft für Deining entgegen wirken wollen, müssen wir mit einem Bebauungsplan arbeiten", forderte er.

Auch Franz Gröbmair (Liste Altgemeinde Moosham) bezeichnete es als "Schwäche", dass für Deining noch immer kein Bebauungsplan vorliege. Drei Häuser, die in Reih' und Glied aufgestellt sind, seien "unpassend für's Ortsbild". Die Planung habe "eindeutig Siedlungscharakter", bemängelte Sonja Galli-Krottenthaler (FW). Mit Situierung und Gestaltung der Baukörper hatte auch Jakob Bernlochner (FW) ein Problem: "Dörfliche Bebauung heißt doch, nicht jedes Haus ist wie das andere". Es stelle sich die grundlegende Frage, "ob wir diesen Weg wirklich so gehen wollen."

Stefan Kießkalt (VB) wiederum sah es gänzlich anders. "Wir haben doch eine Ortsgestaltungssatzung", stellte er fest: Diese greife schließlich und lege fest, dass die Bebauung zum Ortsbild passen werde. Außerdem handle es sich um Einfamilienhäuser, keine Villen. "Und wir haben uns ja auch die Innenraumverdichtung auf die Fahnen geschrieben", argumentierte Oberhauser. Obwohl die Räte letztlich beschlossen, den Vorbescheid vorsorglich an eine unterschiedliche Situierung der Baukörper zu knüpfen: Wie es mit Deining grundsätzlich weitergehen soll, treibt die sieben Gemeinderäte aus dem Ort weiter um. Sie rufen die Einwohner deshalb zu einem Diskussionsabend auf, um sich gemeinsam Gedanken über Deinings Zukunft zu machen.

Unter dem Motto "Die Zukunft Deinings?" findet am Donnerstag, 24. November, von 19.30 Uhr an ein überparteilicher Diskussionsabend mit und für Deinings Bewohner statt. Beginn ist um 19.30 Uhr im Trachtenheim Deining.

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