Orkantief:Sturm legt S-Bahn lahm

Die S 7 fällt wegen Bäumen in der Oberleitung 24 Stunden lang aus. Behinderungen gibt es auch auf den Straßen. Bergbahnen und Skilifte stellen aus Sicherheitsgründen den Betrieb ein.

Von Klaus Schieder und Ingrid Hügenell

Die Feuerwehren im Landkreis haben ein stürmisches Wochenende hinter sich. Wegen des Orkantiefs kam es am Freitag und Samstag zu zahlreichen Einsätzen, wobei die Einsatz kräfte vor allem umgestürzte Bäume beseitigen mussten. Verletzt wurde niemand. Der S-Bahn und der Bahnverkehr waren das ganze Wochenende gestört, auch auf den Straßen kam es zu Behinderungen und Unfällen.

Die S 7 konnte zwischen Ebenhausen und Wolfratshausen länger als 24 Stunden nicht verkehren. Laut einer Bahnsprecherin fielen am Samstagmorgen um 4.26 Uhr mehrere Bäume in die Oberleitung. Es wurde ein Schienenersatzverkehr mit Taxis eingerichtet. Um die Oberleitung frei zu bekommen, musste ein sogenanntes Turmtriebfahrzeug nach Ebenhausen transportiert werden. Dann arbeitete ein Einsatztrupp der Bahn die ganze Nacht daran, die Oberleitung wieder herzustellen. Erst am Sonntag um 5.50 Uhr konnte die S-Bahn wieder fahren.

Die Züge der Deutschen Bahn auf der Strecke Tutzing - Kochel am See und der Bayerischen Oberlandbahn zwischen München und Lenggries konnten zwar die ganze Zeit fahren, allerdings am Wochenende mit einer maximalen Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. Die Begrenzung sei bei Sturmwarnung vorgeschrieben, sagte die Bahnsprecherin, wobei 80 noch relativ schnell sei. Anderswo in Deutschland dürften die Züge nicht schneller als 40 Stundenkilometer sein. Es kam zu Verspätungen, die Fahrpläne konnten nicht eingehalten werden. Die BOB wies auf ihrer Homepage darauf hin, dass Strecken gesperrt werden könnten, wenn der Sturm Gegenstände auf die Schienen wehe.

Bäume oder Äste blockierten auch Straßen. Glimpflich kam eine 32 Jahre alte Autofahrerin aus Geretsried davon, die am Freitag um 23 Uhr auf der Straße von Degerndorf nach Wolfratshausen unterwegs war. Nach Angaben der Polizei prallte sie mit ihrem Fahrzeug trotz eines Bremsmanövers gegen einen umgeknickten Baum, der auf der Fahrbahn lag. Die Frau blieb unverletzt, an ihrem Wagen entstand ein Sachschaden von etwa 4000 Euro. Die Feuerwehr Degerndorf räumte den Stamm weg. Ähnlich erging es am Samstag einem 44-jährigen Sindelsdorfer, der von Penzberg in Richtung Beuerberg fuhr. Auch er krachte mit seinem Auto gegen einen quer auf der Straße liegenden Baum, den die Beuerberger Feuerwehr nach dem Unfall beseitigte. Der Mann kam der Polizei zufolge mit dem Schrecken davon, an seinem Wagen entstand leichter Sachschaden. Bei Quarzbichl knickte der orkanartige Wind eine 110 Kilowatt-Leitung, die über die Straße hing und von der Feuerwehr gesichert werden musste. Wegen des Sturm fiel am Freitag gegen 13.30 Uhr in Dietramszell und Egling der Strom aus. Wie die Bayernwerk AG mitteilte, waren rund 3000 Haushalte davon betroffen. Gegen 14 Uhr konnte die Versorgung wieder hergestellt werden. "Das Bayernwerk war durch eine erhöhte Bereitschaft gut auf die Wetterbedingungen vorbereitet", heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.

Elf Einsätze verzeichnete die Feuerwehr in Geretsried, wobei sie zehn umgestürzte Bäume beiseite schaffte. Die Stämme blockierten unter anderem die Fahrbahn in Schwaigwall, die Kreisstraße TÖL7 kurz vor Königsdorf, die Grundstraße in Königsdorf, die Otterfinger Straße in Steingau bei Dietramszell, die Spree- und die Jahnstraße in Geretsried sowie den Radweg vom Isardamm Richtung Wolfratshausen. Ein Baum, der auf den Brauneckweg gefallen war, wurde von Anwohnern mit einer Motorsäge zerkleinert und weggeräumt. Auch Polizeistreifen hielt der Sturm auf Trab. Sie stellten umgekippte Bauzäune wieder auf, die oftmals Gehwege blockierten. In Bad Tölz erlebten die Einsatzkräfte dagegen ein ruhiges Wochenende. "Wir hatten gar keinen Einsatz, unsere Bäume sind stabil geworden", meldet die Feuerwehr.

Die Bergbahnen im Landkreis stellten wegen der hohen Windgeschwindigkeiten bereits am Freitag ihren Betrieb ein. "Das waren Böen mit 130 bis 140 Stundenkilometern", berichtet Peter Lorenz, Geschäftsführer der Brauneck-Bergbahn bei Lenggries. Das sei "schon wild" gewesen, aber da "muss man halt vorsichtig sein und frühzeitig aufhören". Auch nach dem Sturm stand die Bergbahn am Sonntag noch still. Zwar sei durch den starken Wind nichts kaputtgegangen, doch seien die Pisten aufgeweicht und für Raupen momentan nicht zu befahren, sagt Lorenz. Nun hofft er, dass die Schneefälle, die am Sonntag einsetzten, anhalten und der Betrieb an diesem Montag wieder aufgenommen werden kann.

Der Skiclub Lenggries musste die bayerischen Schülermeisterschaften am Weltcuphang wegen Sturms absagen. 144 Nachwuchssportler waren für die dreitägigen Wettbewerbe im Slalom und Riesenslalom angemeldet. Die Meisterschaften werden nicht nachgeholt. Auch die Herzogstandbahn bei Kochel war seit Freitag geschlossen. Windböen mit 120 bis 125 Stundenkilometern fegten am Samstag über den Berg, wie der stellvertretende Leiter der Bergbahn, Christian Held, berichtet. "Da dürfen wir nicht mehr fahren." Auch am Sonntag wurden die Gondeln nicht in Bewegung gesetzt, allerdings wegen des starken Flockenwirbels. "Man sieht keine fünf Meter weit", sagte Held.

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