Süddeutsche Zeitung

Onlinehandel:Das lokale Amazon

Der Geretsrieder Online-Marktplatz dahoamkaufen.de soll eine Plattform für regionale Händler mit ihren Produkten werden. Bei den Machern informieren sich Gewerbetreibende über die Möglichkeiten der Internetseite

Von Arnold Zimprich, Geretsried

Es ist ein illustres Grüppchen, das sich in den Geschäftsräumen der Diloma GmbH in der Geretsrieder Blumenstraße eingefunden hat. Bürgermeister Michael Müller (CSU) gibt sich ein Stelldichein, der Geschäftsführer des Isarkaufhauses Frederik Holthaus, dazu andere Geretsrieder Einzelhändler und Gewerbetreibende wie der Sporthändler Rudi Utzinger und der Immobilienexperte Dietmar Wagner. Sie alle folgen der Einladung Frederik Gesters. Der Diloma-Geschäftsführer ist der geistige Vater von dahoamkaufen.de, einem Online-Marktplatz mit angebundenem Lieferservice, auf dem Einzelhändler und Dienstleister aus dem Isartal ihre Produkte anbieten können. Die Plattform funktioniert ähnlich wie Amazon - allerdings auf die unmittelbare Region beschränkt. "Lokale Händler können auf dahoamkaufen.de ihre lokale Ware anbieten. Es ist eine Plattform, die lokale Erzeugnisse widerspiegelt", referiert Gester.

Die Seite ging Ende Oktober 2019 online, bis dato bieten unter anderem das Isarkaufhaus und der Geltinger Dorfladen ausgewählte Waren an. "Ein erstes Ziel ist es, 15 Einzelhändler mit an Bord zu holen, deren Sortiment einen Wocheneinkauf komplett abdeckt", sagt Gester.

Kunden bestellen auf dem Smartphone oder Desktop über die Webseite ihre Produkte, die jeweiligen Einzelhändler erhalten eine E-Mail und stellen die Waren in kompakten grünen Transportkörben zusammen, die anschließend von einem Fahrer abgeholt und an die Kunden ausgeliefert werden. "Wenn die Leute bis 11 Uhr bestellen, erfolgt die Auslieferung noch am gleichen Tag", verspricht Gester. "Bei Lieferwegen bis sechs Kilometer kommt unser Lastenfahrrad ,Olaf' zum Einsatz." Kunden in Eurasburg, Geretsried, Königsdorf und Wolfratshausen werden so klimafreundlich beliefert, bei weiter entfernten Lieferadressen kommt ein CO₂-armer Lieferwagen zum Einsatz.

"Über dahoamkaufen.de erlangen wir eine digitale Sichtbarkeit", sagt Isarkaufhaus-Chef Holthaus. "Kunden sollen uns auch auf dem Smartphone und Desktop sehen, wir wollen damit speziell jüngere Kunden ansprechen." Holthaus spricht mit Blick auf Diloma von einem "super-engagierten Team", ein großer Vorteil von dahoamkaufen.de sei zudem, dass kein zusätzlicher Verpackungsmüll anfällt. Bürgermeister Müller macht sich indes Sorgen, wie es bei Tiefkühlprodukten aussieht. Kundenbetreuerin Tina Gester demonstriert daraufhin eine der "Olivo-Kühlboxen". Diese könnten Tiefkühlwaren drei Stunden lang auf minus 16 Grad halten.

Bezahlt wird über einen Zahlungsdienstleister namens Stripe. "Es ist supereinfach", verspricht Gester, obwohl für die Einzelhändler "schon Detailarbeit dahintersteckt", wie es der Firmenchef sagt. So müsse das Warenwirtschaftssystem des jeweiligen Händlers an dahoamkaufen.de angebunden werden. Das sei jedoch im Prinzip einfach. "Alles, was wir brauchen, ist eine Meldung der Bestände." Zehn Prozent Provision behält die Plattform vom Warenwert ein, bei Amazon wären es 20 Prozent, rechnet Holthaus vor. Um bei dahoamkaufen.de präsent zu sein, müssen Händler neben einer einmaligen Einrichtungsgebühr von 150 Euro zwischen 39 und 189 Euro monatlich zahlen.

Jürgen Sandrock von Elektro Friedl sieht die Seite als Chance, den in der hauseigenen Rösterei hergestellten Kaffee zu verkaufen und die Nachfrage zu steigern. "Das wäre durchaus eine Möglichkeit", sagt er. "Ich habe erst heute wieder Kaffee geröstet, im Edeka Heininger ist die Nachfrage groß." Frederik Holthaus wünscht sich von Müller eine Unterstützung der Plattform seitens der Stadt. Schließlich profitiere die regionale Wirtschaft von einem lokalen Online-Marktplatz, sagt er. Der Bürgermeister erklärt, er wolle die Möglichkeiten, die es dafür gibt, prüfen. Gester spricht dann noch von seinem Ziel. Er wünsche sich 40 Einzelhändler, die auf dahoamkaufen.de präsent seien und die lokale Einkaufslandschaft online abbildeten, sagt er. Und erklärt: "Wir möchten die Region pushen."

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SZ vom 24.01.2020
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