"One Billion Rising":Tanzvideo gegen Gewalt an Frauen

"One Billion Rising": "One Billion Rising" (von links): Claudia Harrasser (Soroptimistinnen), Sandra Kresta (Kreisjugendring), Verena Peck (Kreisjugendpflegerin) und Künstler Solomon Solgit bei der Präsentation des Aktionstags.

"One Billion Rising" (von links): Claudia Harrasser (Soroptimistinnen), Sandra Kresta (Kreisjugendring), Verena Peck (Kreisjugendpflegerin) und Künstler Solomon Solgit bei der Präsentation des Aktionstags.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit flashmobartigen Choreografien setzen Mädchen und Frauen jeglichen Alters aus dem Landkreis ein Zeichen des Protests und der Solidarität. Zu sehen ist das Werk, das unter der Regie von Artist Solomon Solgit entstand, am Valentinstag im Tölzer Jugendcafé danach auf Youtube.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Valentinstag am 14. Februar gilt gemeinhin als Tag der Liebe. Aber seit gut einem Jahrzehnt steht er auch für das Gegenteil. 2012 gründete die Künstlerin und Feministin Eve Enseler aus New York den "One Billion Rising"-Day, was übersetzt heißt: Eine Milliarde steht auf. Diese Zahl bezieht sich auf eine damalige Statistik der Vereinten Nationen, wonach jede dritte Frau auf der Welt im Lauf ihres Lebens sexuelle oder körperliche Gewalt erleidet. Seit 2013 beteiligen sich auf Initiative des Kreisjugendrings (KJR) auch viele Organisationen und Einrichtungen im Landkreis an "One Billion Rising". In diesem Jahr geschieht dies mit einem Tanzvideo, das Solomon Solgit, Artist des "Cirque du Soleil", mit Frauen und Mädchen von Wolfratshausen über Geretsried bis Bad Tölz aufgenommen hat. Mit dieser Art von Solidarisierung werde "ein positives Zeichen" gesetzt, sagt Kreisjugendpflegerin Verena Peck. "Das ist das Schöne."

Noch ist das Video nicht fertig. Die Aufnahmen würden derzeit geschnitten und bearbeitet, erzählt Solgit. Zu sehen sind darauf Mädchen und Frauen verschiedenen Alters, die wie in einem Flashmob in einer gemeinsamen Choreografie tanzen, sich aber auch auf ganz andere Art bewegen, beispielsweise klettern, springen, skaten. Diese Aktionen verkörperten "Frauenpower", sagt Peck. Und sie drückten aus, "dass wir mit Übergriffen nicht einverstanden sind". Dies sieht Sandra Kresta ganz ähnlich. Tanzen werde oft als etwas Frauenspezifisches gesehen, Bouldern oder Klettern hingegen nicht unbedingt, sagt die KJR-Geschäftsführerin. "Aber damit zeigen wir, Frauen können das auch - Frauen sind stark."

Zum offenen Tanzkurs kamen Teenagerinnen und 70-jährige Frauen

Solomon Solgit fuhr durch den Landkreis und drehte unter anderem mit Cheerleaderinnen der Geretsrieder Mittelschule, mit Nachwuchsartistinnen im Jugendhaus "La Vida" in Wolfratshausen, mit Schülerinnen der Montessorischule in Tölz, mit den Mädchen der Faschingsgarden. Über die sozialen Medien lud er auch zu einem offenen Tanzkurs in die "eMotion-Base" an der Tölzer Sportjugendherberge ein, zu dem Teenagerinnen ebenso kamen wie 70-jährige Frauen. Für den Artisten, der in Bad Tölz wohnt, war dies eine ungewöhnliche Erfahrung. "Ich bin sehr glücklich, dass ich da dabei sein durfte", sagt er. In dem Video wirke nicht nur eine Zielgruppe mit. Und das Werk diene einem "guten Ziel", wie er unterstreicht: "Ich bin gegen Gewalt an Frauen, ich bin damit nicht einverstanden." Deshalb habe er auch schon in seinem Herkunftsland Äthiopien entsprechende Protest-Projekte unterstützt. Für Verena Peck war der Artist ein Glücksgriff. Neben seiner Erfahrung, was Performance und Bühnenauftritte angeht, habe Solgit "eine supergute Energie und ein Talent, zu motivieren", erzählt die Kreisjugendpflegerin. "Die Leute lieben ihn einfach."

Nach den Corona-Jahren kommt mit dem Video wieder Bewegung in den "One Billion Rising"-Day im Landkreis. Wegen der pandemiebedingten Einschränkungen gab es lediglich einen Kabarett-Stream aus der Geltinger Kleinkunstbühne "Hinterhalt": eine Lesung trauriger Text von Luise Kinseher, einen eher humoristischen Vortrag von Franziska Wanninger. Parallel dazu wurden Plakate im gesamten Landkreis geklebt, mit Werbung für den Stream, mit Notrufnummern für Frauen. 2022 und heuer zeichnet Claudia Harrasser von den "Soroptimistinnen" für das Programm verantwortlich. Deren Ziel ist die berufliche und soziale Vernetzung von Frauen, im Landkreis arbeiten sie auch eng mit dem Frauenhaus zusammen. Zu "One Billion Rising" bieten sie einen WenDo-Selbstverteidigungskurs für Frauen an, der am Dienstag, 7. Februar, und am Samstag, 11. Februar, jeweils von 10 bis 13 Uhr, im Geretsrieder Saftladen stattfindet (Anmeldung unter Telefon 08171/18680, E-Mail: info@fhf-wolfratshausen.de). Der Unkostenbeitrag von zehn Euro geht als Spende ans Frauenhaus. Der Kurs solle neben Verteidigungstechniken auch "ein starkes, selbstbewusstes Auftreten" der Frauen fördern, sagt Harrasser. "Das zeigt: Du tust mir nichts."

Das Video mit dem Titel "Break the Chain" wird erstmals am Dienstag, 14. Februar, von 17.30 Uhr an, im Tölzer Jugendcafé zu sehen sein. Bei einer Party würden die Choreografien auch nochmals vorgeführt, so Peck. Danach werde das Video auf Youtube hochgeladen. Finanziert wurde es vornehmlich vom Landkreis und vom Kreisjugendring. Jeder habe das Recht, selbstbestimmt und ohne Gewalt zu leben, sagt KJR-Geschäftsführerin Kresta. "Unsere Botschaft ist: Schaut hin, hört zu und gebt Unterstützung da, wo sie gewünscht wird."

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