Sieg am Großglockner:Langsamer Weltmeister

Paul Sobotta aus Deining hat mit seinem Traktor-Oldtimer kürzlich überraschend den Titel im Gleichmäßigkeitsfahren geholt. "Da hab' ich natürlich saublöd geschaut", sagt der Landwirt über seinen Coup

Von Nadja Schäble

Eigentlich wollten die Freunde aus dem Historischen Fahrzeugverband Deining mit ihren Traktoren nur mal den Berg hinauffahren. Deswegen sind sie 2013 erstmals zur Oldtimer-Traktor-WM am Großglockner gefahren. Sechs Jahre später jedoch kommt der Weltmeister im Gleichmäßigkeitsfahren aus ihren eigenen Reihen: Paul Sobotta mit seinem Eicher Königstiger und der Startnummer 369. "Da hab' ich natürlich saublöd gschaut", sagt Sobotta über den Moment der Siegerehrung.

Beim Gleichmäßigkeitsfahren geht es nicht um Tempo, das könnte Sobotta mit seinem 45 PS starken Traktor, Baujahr 1971, auch gar nicht machen. Es geht darum, eine bestimmte Strecke möglichst genau in einer exakt vorgegebenen Zeit zu fahren. Auf der Großglocknerstraße zwischen Bruck und Fusch lag die Sollgeschwindigkeit heuer bei 13,7 Stundenkilometern. So viel Gefühl muss man erst einmal im Gasfuß haben, um da nicht zu spät oder zu früh im Ziel anzukommen.

Während andere Traktoren mit GPS, Navi oder Fahrradtacho ausgerüstet waren, hat sich Sobotta ganz auf seinen alten Traktortacho verlassen. "Der geht nicht so genau, da geht's nach Drehzahlen", sagt der Deininger Weltmeister, "ich habe mich halt an so knappe 14 Stundenkilometer gehalten", erklärt er bescheiden. Dass er sich auf sein Gefühl aber verlassen kann, hat dann die Zeitmessung gezeigt. Der Landwirt mit seinem Eicher hat die Sollzeit nur um 1, 36 Sekunden verpasst. Nach dem ersten Durchgang lag er in seiner Klasse damit auf Rang drei.

Bei der zweiten Wertungsfahrt ging es von der Kassenstelle Ferleiten auf Serpentinen 14 Kilometer hoch bis zum Fuschertörl auf 2400 Meter. Während der Weltmeisterschaft ist die Hochalpenstraße für andere Fahrzeuge gesperrt. Die Traktoren haben also freie Fahrt. "Jeder kann fahren wie er will", erklärt Sobotta. Das Tempo ist auf dieser Strecke zwar auf 30 Stundenkilometer begrenzt. In diesem Rahmen konnten bei der Gleichmäßigkeits-WM die 500 Teilnehmer aus acht Nationen ihren Traktor aber ganz individuell den Berg hinaufsteuern. Ob schnell oder langsam, hintereinander oder mit Überholmanöver - die einzige Aufgabe blieb, es möglichst gleichmäßig zu fahren.

Bei dieser Prüfung hat Sobotta die Konkurrenz richtig abgehängt. 1,5 Sekunden fehlten am Ende nur zur Idealzeit. Die anderen hatten eine deutlich größere Abweichung - Sobotta wurde damit Weltmeister. Ganz ohne Glück geht das aber nicht, das weiß auch der neue Titelträger. Sobotta war mit seinem Team bereits um 6.45 Uhr in Früh an der Mautstelle und damit unter den ersten 100 Fahrern. So musste er kaum abbremsen und konnte ganz sein Tempo fahren.

Seinen Eicher 3007 S hat Sobotta selbst restauriert. Von der Lenkung, über den Motor bis zu den neuen Reifen - alles hat er eigenhändig zerlegt und wieder zusammengeschraubt. Insgesamt hat der leidenschaftliche Traktorfahrer acht Eicher-Traktoren, an manchen davon bastelt er noch herum. Der jetzige Siegertraktor aber ist 2013 fertig geworden, gerade rechtzeitig, um damit erstmals zur Oldtimer-Traktor-WM am Großglockner zu fahren.

Paul Sobotta Traktor Eicher Königstiger Deining

Landwirt Paul Sobotta und sein Siegertraktor, ein Eicher Königstiger, Baujahr 1971.

(Foto: Privat/oh)

Seitdem hat es sich bei den Freunden vom Historischen Fahrzeugverband in Deining eingebürgert, alle zwei Jahre die knapp 200 Kilometer bis zum Großglockner mit den Traktoren zurückzulegen. Die Tradition sieht so aus: Los geht es in der Früh um 6 Uhr. Nach einem gemeinsamen Frühstück am Irschenberg fahren die Männer dann die erste Etappe bis Erpfendorf östlich von Kufstein. Am nächsten Tag geht es dann weiter nach Bruck.

Auf den Fotos von 2013 sind die Traktoren inmitten verschneiter Berggipfel zu sehen, doch dieses Jahr haben die Männer Glück gehabt. Am Zellersee erwartete sie wunderschönes Wetter mit viel Sonnenschein. Und am Ende fuhren sie mit einem Weltmeister im Tross wieder nach Hause.

Bei der Siegerehrung seien sie alle sprachlos gewesen, erzählt Sobotta. Nicht nur der Chef des Tourismusverbands Bruck, der seit 2004 die Oldtimer-Traktor-WM organisiert, und die örtliche Bürgermeisterin gratulieren ihm, sondern auch der Weltmeister von 2017, Fritz-Manfred Wagener aus Hannover. Der Silber- und Bronzerang ging dieses Mal ebenfalls an Traktorliebhaber aus Deutschland. Als bei der Pokalübergabe in einem riesigen Festzelt dann die Nationalhymne gespielt worden sei, man ihm zujubelte und er plötzlich im Blitzlichtgewitter stand - das sei unfassbar gewesen. Das Gefühl könne er gar nicht beschreiben, sagt Sobotta.

Nach dem Wettbewerb fuhren die Männer aus Deining noch ein Stückchen weiter zur Edelweißhütte am Großglockner - wieder ein bisschen runterkommen. Auf 2571 Metern Höhe gibt es Sonne, Musik und auch ein Bier. Die Traktoren mussten draußen warten.

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